Von Verena Schulenburg
Freital. Sonne satt, coole Musik und knatternde Motoren. Die Rennpappen leben. Davon konnten sich am Sonnabend Hunderte Besucher in Freital überzeugen. Ein Trabant reihte sich an den anderen auf dem Gelände der Papierfabrik. Rund 200 Fahrzeuge gab es zum Trabitreffen zu bestaunen. Eine Veranstaltung, die vom Trabant-Team Freital und dem Verein der Kultur- und Tanzwerkstatt zum fünften Mal in Folge ausgerichtet wurde. In lockerer Atmosphäre sind Trabifans aus der Region, aber auch aus Brandenburg und dem Thüringer Wald ins Gespräch gekommen.
Allesamt vereint eines: die gute alte Rennpappe, wie der Trabi gern genannt wird. Der Trabant feiert in diesem Jahr sogar ein rundes Jubiläum: Vor 60 Jahren rollte der erste Trabant in Zwickau vom los – und mitunter noch heute. Der Trabi ist Kult und das Ergebnis echter Handarbeit. Das haben etliche Trabifans zum Treffen bewiesen. So auch Jean-Pierre Fournes aus Dorfhain. Der 44-Jährige kam mit seinem Sohn Maurice-Etienne nach Freital, um die eigene Rennpappe zu präsentieren. „Drei Jahre lang habe wir gemeinsam daran gebastelt“, erzählt Jean-Pierre Fournes, quasi ein Vater-Sohn-Projekt. Rund 5 000 Euro stecken in dem rot-weißen Modell 601. Der Trabant aus dem Jahr 1975 gehöre seinem Sohn, der demnächst eine Lehre zum Werkzeugmechaniker beginnt. Sobald er Führerschein in der Tasche hat, will der 17-Jährige mit seinem Trabi zur Arbeit fahren. „Er hat schon jetzt mehr Ahnung davon als ich“, sagt sein Vater und lacht.
Ahnung haben sie wohl alle irgendwie, die Trabi-Besitzer. „Der Trabant-Fahrer ist handwerklich begabt“, bestätigt Gunnar Geißler vom Trabant-Team in Freital. Die Technik des Zweitakters ist überschaubar. Ersatzteile gibt es relativ günstig zu kaufen. Das macht es möglich, selbst Hand anzulegen. Dafür hat der Trabi ein scheinbar unendliches Leben. „Er ist haltbarer gebaut als moderne Autos, eben nicht fürs Wirtschaftswunder“, sagt er. Jahrzehnte auf dem Buckel schaffen heutige Fahrzeuge kaum noch. Die Oldtimer-Zulassung ab einem Alter von 30 plus zu erhalten, scheint dagegen für viele Rennpappen ein Leichtes zu sein – Pflege vorausgesetzt.
Dennoch: Jeder neue Kleinwagen verspricht mehr Ausstattung, als ein Trabi sie bieten kann. „Wer Trabi fährt, muss mitdenken“, sagt Geißler. Ein bisschen sei es wie Motorradfahren. Die „Pappe“ büßte trotzdem nichts an Beliebtheit ein. In den vergangenen drei Jahren sind sogar wieder mehr Trabis – die wohl zwischenzeitlich stillgelegt waren – wieder zugelassen worden, erzählt Geißler. Warum ist das so? Der Trabant weckt Erinnerungen. So geht es auch Jens Wohlrabe. Der 41-Jährige hat nicht nur seinen Heimatort Zwickau mit dem Trabanten gemeinsam. Er saß zum ersten Mal in einem Trabi am Steuer. Zum Trabitreffen in Freital ist er in seinem Auto aus dem Jahr 1959 angereist.
Zu DDR-Zeiten war der Trabi ein Familienauto. Mit ihm ging es zum gemeinsamen Camping. Der Trabant ist noch heute ein Auto, das verbindet. Auch wenn für Familienreisen mittlerweile gern zu mehr Komfort gegriffen wird. Mit dem Trabi in den Urlaub? „Niemals“, sagt Gunnar Geißler, da steige er doch lieber in seinen Opel Astra.