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Kult mit selbstgebauten Traktoren

Traktoren der Marke Eigenbau waren zu DDR-Zeiten gar nicht selten. Jetzt sind sie nicht mehr so oft zu sehen. Trotzdem: Einige der letzten treffen sich nun in Schwepnitz.

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© privat

Von Nicole Preuß

Schwepnitz. Uwe Jähnig ist ein Exot unter den Traktorliebhabern. Der Schwepnitzer besitzt zwar einen Traktor der Marke Eigenbau, aber er hat ihn nicht selbst zusammengebaut. Mehr noch. Der Chef des DDR-Design-Museums in Schwepnitz kaufte ihn erst vor wenigen Monaten. Die meisten Traktorfans, die solche Gefährte zusammengesetzt haben, kurven schon seit vielen Jahren damit durch die Landschaft. Und doch ist er derjenige, der jetzt ein Treffen der Eigenbau-Traktoren in der Region organisiert. Natürlich auf dem Grundstück seines DDR-Museums in Schwepnitz.

Die Sache geht auf eine Facebook-Gruppe zurück. Uwe Jähnig hat sie gegründet, als er sich seinen Eigenbau-Traktor gekauft hatte. Er brauchte ihn, um DDR-Design, das manchmal auch sperrig sein kann, von seinem Zuhause ins Museum bringen zu können. Der Schwepnitzer darf seit einer Augenerkrankung nicht mehr mit dem Auto fahren. Das Führen des Traktors, der maximal sechs Kilometer pro Stunde schafft, ist aber erlaubt. „Der Traktor ist mir inzwischen zu einem treuen Helfer geworden“, sagt Uwe Jähnig.

30 Fans haben schon zugesagt

Warum sich dann nicht mal mit Gleichgesinnten treffen, die Modelle präsentieren und ein bisschen fachsimpeln? „Traktortreffen gibt es einige, aber Eigenbau-Traktortreffen nicht“, hat Uwe Jähnig recherchiert. Die Resonanz ist entsprechend gut. 30 Traktorfans haben bereits zugesagt, zum Treffen zu kommen. Sie tuckern aus Schwepnitz, Weißig, Brauna oder sogar aus Grünewalde bei Finsterwalde heran. „Und wenn das Wetter gut ist, kommen sicher auch viele, die bisher noch nicht verbindlich zugesagt haben“, ist sich Uwe Jähnig sicher. 9.30 Uhr geht es am Sonntag los.

Das Treffen ist der letzte Höhepunkt in der Saison des DDR-Design-Museums. Über den Winter schließt die Ausstellung, die sonst immer an jedem ersten Sonntag im Monat gezeigt wird. Und das Treffen passt unbedingt zu dem Konzept des Museums, findet Uwe Jähnig. Denn die Traktoren bestechen zum Teil durch ein ungewöhnliches Design und wurden vor allem zu DDR-Zeiten gebaut. „Sie entstanden aus der Not heraus, schließlich gab es damals keine fertigen Traktoren zu kaufen“, sagt Uwe Jähnig. Und so wurde aus einem Motor, einer Karosse, einem Tank und weiteren Komponenten ein guter Helfer in der Landwirtschaft. Uwe Jähnigs roter „Flitzer“ wurde auf der Grundlage eines Trabant-Motors mit 26 PS gebaut. Heute trägt er die Leidenschaft des Schwepnitzers als Schriftzug auf der Karosse. „Ossikult“ steht darauf.

Das DDR-Museum wird während des Treffens geöffnet sein. Uwe Jähnig hat in dem Plattenbau an der Ortrander Straße allerhand zusammengetragen. Bunte Plastikgießkannen sind darunter, Schüsseln, Staubsauger, Möbel, Spielzeug und Glaserzeugnisse, die im Glaswerk in Schwepnitz entstanden sind. Das Gebäude, in dem sich jetzt das Design-Museum befindet, war früher ein Verwaltungsgebäude des Glaswerks. Die Ausstellung wird am Sonntag zum letzten Mal in der Zusammensetzung zu sehen sein. Die kalten Monate will Uwe Jähnig nutzen, um sie umzubauen. Spielzeug und Technik sollen ab dem kommenden Jahr im Mittelpunkt stehen.