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Küsters hat die Produktion hochgefahren

Vor ein paar Jahren wäre der traditionsreiche Zittauer Textilmaschinenbauer beinahe geschlossen worden. Jetzt gibt es an der Gerhart-Hauptmann-Straße wieder 70 Jobs.

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© Matthias Weber

Von Thomas Mielke

Sie sind zwei von nun fast wieder 70 Beschäftigten: Andreas Garn und Steffen Renger gehören zu der gewachsenen Küsters--Belegschaft, die nun wieder in nennenswerten Größenordnungen Textilmaschinen herstellen kann. Drei offene Stellen will der traditionsreiche Zittauer Maschinenbauer bis Jahresende noch besetzen. Dann steht die neue Mannschaft, inklusive Leiharbeitern und Auszubildenden.

Die umfirmierte Küsters Textile GmbH an der Gerhart-Hauptmann-Straße. Hier ist seit 2006 die Küsters-Textilsparte konzentriert.
Die umfirmierte Küsters Textile GmbH an der Gerhart-Hauptmann-Straße. Hier ist seit 2006 die Küsters-Textilsparte konzentriert. © SZ/ Jens Böhme

Mit dem Personalaufbau hat das Mutterunternehmen, die Benninger-Gruppe aus der Schweiz, ihr Versprechen aus dem Jahr 2015 eingelöst: Damals hatte der Chef angekündigt, die Produktion vom Firmensitz im Kanton St. Gallen an die Mandau nach Ostsachsen verlegen zu wollen. „Der Plan ist umgesetzt, die Schlussarbeiten und Optimierungen sind im Gang“, teilte Christl Meller, Leiterin Personal und Verwaltung des Unternehmens, auf SZ-Anfrage mit.

Dass die Firma nun sogar mehr als die angekündigten 40 bis 50 Jobs sicherstellen kann, hängt mit der guten Auftragslage zusammen. Unter den Beschäftigten sind auch Mitarbeiter, die schon früher für Küsters gearbeitet, zwischenzeitlich aber entlassen worden waren. Ein weiterer Personalaufbau ist aber laut Frau Meller vorerst nicht vorgesehen. Stattdessen will Benninger mit einem Mitarbeiterbindungsprogramm an seiner Attraktivität als Arbeitgeber in Zittau feilen. „Des Weiteren planen wir in Zukunft Partnerschaften mit den umliegenden Schulen und Hochschulen in Form von Praktika, Semester- und Diplomarbeiten“, so Frau Meller.

Parallel dazu hat die Firma in Zittau investiert. Über die genaue Summe schweigt die Benninger-Gruppe, weil „wir als Firma in Familienbesitz keine Auskunft über unsere Investitionen im Detail geben“, wie Geschäftsführer Beat Meienberger mitteilt. Allerdings gibt er Auskunft, wofür Geld ausgegeben wurde: „Wir haben in den letzten zwei Jahren große Beträge in neue Drehmaschinen, EDV-Systeme und Räumlichkeiten investiert.“

In Zittau wird nun laut Meienberger das gesamte Benninger-Programm endmontiert. Die Firma ist eigenen Angaben zufolge Marktführer bei der Entwicklung und Produktion von Maschinen und Anlagen für die Textilveredlung und Reifencordherstellung, die sie als komplette Systemlösungen anbietet. Für die Benninger-Gruppe arbeiten in Deutschland laut Frau Meller nun 160 Menschen. 30 bei der Benninger Zell GmbH und 60 bei der Benninger Automation GmbH, beide in Zell ansässig, und eben 70 in Zittau. Am ursprünglichen Standort im Schweizerer Uzwill sind 70 Menschen im Kompetenzzentrum der Gruppe beschäftigt. Dort sind vor allem aufgrund der hohen Lohnkosten reichlich 40 Jobs in der Produktion abgebaut worden. Im indischen Pune haben die Schweizer 110 Menschen angestellt. Benninger wiederum gehört seit 2016 zur schweizerischen Jakob Müller AG, die eigenen Angaben zufolge Weltmarktführer auf dem Gebiet der Schmaltextilienmaschinen ist.

Küsters war 1864 gegründet worden und zu DDR-Zeiten einer der weltweit bekanntesten Textilmaschinenhersteller. Damals arbeiteten bis zu 800 Menschen in dem zu Robur gehörigen Betrieb. Kurz nach der Wende kam der VEB Textilmaschinenbau Zittau zu seinem Krefelder Partner Küsters und bekam so seinen heutigen Namen. Damals fanden bis zu 200 Menschen Arbeit an der Hauptmann-Straße. 2007 wurde die Firma an den Schweizer Konkurrenten Benninger verkauft, der schon damals seine Produktion nach Zittau verlegen wollte. Doch dann kamen die Krisenjahre 2008 und 2009, der Absatz brach ein. 2011 war gar von der Schließung des Zittauer Standortes die Rede. Übrig blieb im Prinzip ein Servicestandort mit wenigen Produktionsaufgaben, wo nicht mal mehr 20 Mitarbeiter beschäftigt waren.