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Kümmern um die Kleinsten

Im Kreis gibt es für über 90 Prozent der Kinder Betreuungsplätze. Doch die Regionen unterscheiden sich teilweise stark.

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© dpa

Von Dominique Bielmeier

Meißen. Nur einmal wird das stille Zuhören im Beratungssaal des Landratsamtes auf der Brauhausstraße unterbrochen. Ein kurzes, anerkennendes Klopfen auf den Tisch, ein paar Köpfe gehen nach oben. Da hat Thomas Bätz vom Kreisjugendamt gerade erzählt, dass weder die Stadt Meißen noch der Landkreis bisher eine einzige Klage von Eltern erhalten hätten. Vielleicht einer der Gründe, warum die Fortschreibung der Bedarfsplanung für Kindertageseinrichtungen und -tagespflege ab August schließlich einstimmig beschlossen wird. Die SZ fasst die wichtigsten Inhalte daraus zusammen:

Der Ist-Zustand

Beim Thema Kinderbetreuung ist der Landkreis nach Auskunft von Kreisjugendamtschef Stefan Sári „grundsätzlich sehr gut“ aufgestellt. Im Krippenbereich gebe es einen Versorgungsgrad von 92 Prozent, im Kindergarten von 97 und im Hortbereich von 93 Prozent. Bundesweit liege die Quote bei der Krippenbetreuung nur bei 44 Prozent. „Daran sieht man schon, dass die Bemühungen der Kommunen sich sehr gut auswirken“, so Sári. Im Großen und Ganzen gebe es eine bedarfsdeckende Situation. Denn nicht jedes Kind, das in der Bedarfsplanung erfasst werde, müsse auch betreut werden. Manchmal würden das schlicht die Großeltern übernehmen.

Die Kinder

Die demografische Entwicklung macht sich auch an den Zahlen der Kleinsten im Landkreis bemerkbar. Gab es mit Stand 30. Juni 2016 genau 4 180 Kinder unter drei Jahren, werden es im Jahr 2020 noch geschätzt 4 056 sein. Bei Kindern zwischen drei und sieben Jahren ist der Rückgang noch höher: von 8 787 Kindern auf 8 384. Einzig bei den Kindern im Hortalter steigt die Zahl leicht von 8 665 auf 8 908.

Der Rechtsanspruch

Laut sächsischem Gesetz über Kindertageseinrichtungen haben alle Kinder ab drei Jahren bis zum Schuleintritt Anspruch auf den Besuch eines Kindergartens. Jüngere Kinder, die das erste Lebensjahr vollendet haben, haben außerdem Anspruch auf frühkindliche Förderung in einer Tageseinrichtung oder in Kindertagespflege. Solche Plätze für die Familien vorzuhalten, liegt in der Verantwortung der Kommunen.

Die Einrichtungen

186 Kindertageseinrichtungen gibt es laut Bedarfsplanung im Landkreis (Außenstellen mitgezählt), die meisten in der Stadt Radebeul (30), gefolgt von Meißen (19), Riesa (18) und Großenhain (16). In Wülknitz und Glaubitz gibt es jeweils nur eine Kita. Die meisten bieten Plätze für Kinder verschiedener Altersstufen, es gibt nur wenige reine Krippen, Kitas und Horte.

Der Versorgungsgrad: die Gewinner

Die Zahl der Kitas und Horte sagt jedoch noch wenig über den Versorgungsgrad aus, der früher Bedarfsdeckung hieß. Er beschreibt in Prozent, wie viele Plätze die Einrichtungen im Verhältnis zur Zahl der Kinder haben. Hier liegen ländliche Regionen vorne: Röderaue und Lommatzsch übererfüllen die Quote deutlich (mit 153 beziehungsweise 127 Prozent), auch Niederau (118 Prozent) und Hirschstein (113 Prozent) haben deutlich mehr Plätze zur Verfügung als Kinder. „Es gibt Regionen, in denen es schon immer relativ hohe Kapazitäten gab, wo dann aber die Kinder weniger wurden“, erklärt Sári. Dagegen nehme die Zahl in den großen Kreisstädten zu.

Der Versorgungsgrad: die Verlierer

Das schlechteste Verhältnis von Kindern und Betreuungsplätzen hat die Gemeinde Wülknitz mit 53 Prozent. Hier gibt es 43 Hortkinder – aber keinen Hort. Um die Kinder besser betreuen zu können, wollen die Gemeinden Wülknitz und Röderaue nun enger zusammenarbeiten. In Röderaue gibt es einen Hort mit Platz für 120 Kinder, aber nur 84 Kinder, die diese nutzen könnten. In den 81 Prozent der Stadt Meißen verbirgt sich eine bedenkliche Zahl, die erst beim Blick in die Details auffällt: Die Quote bei den Kindern unter drei liegt lediglich bei 61 Prozent. Hier fehlen also vor allem Krippenplätze.

Die Zukunft: neue Einrichtungen

Von den 19 Einrichtungen, die für die Stadt Meißen in der Bedarfsplanung genannt werden, gibt es zwei noch gar nicht: Die Kita in der Querstraße am Kalkberg wird erst noch gebaut. 60 Plätze soll sie laut Thomas Bätz vom Kreisjugendamt einmal haben, zusätzlich werden 28 Krippenplätze geschaffen. Auch der Neubau der Kita Elblandspatzen in der Nähe des Krankenhauses, der als Betriebskindergarten errichtet wird, soll rund ein Drittel seiner 42 Plätze der Stadt zur Verfügung stellen.

Die Tagesmütter und -väter

Mit neuen Gebäuden ist es jedoch nicht getan. Der Kreis braucht auch Tagesmütter und -väter für die Betreuung. 84 listet das Landratsamt in seiner Bedarfsplanung, alle sind Frauen. Die meisten leben in Radebeul, Meißen und Großenhain. Und der Kreis ist weiter auf der Suche. „Tagespflege ist ein interessantes Thema für uns“, so Sári, „denn von den Kommunen muss dafür baulich weniger umgesetzt werden.“

Inklusion und Integration

Von den insgesamt 169 Einrichtungen (ohne Außenstellen) sind laut Sári 100 integrativ ausgerichtet. Sie betreuten zum Stichtag 1. April 2016 genau 297 Kinder mit Einschränkungen. Zum gleichen Stichtag wurden 320 Kinder von Asylsuchenden und Flüchtlingen betreut. Am 1. Oktober war diese Zahl auf 409 Kinder gestiegen.