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Kübler und Niethammer meldet Insolvenz an

Der Papiermarkt ist hart umkämpft. Es fehlt kurzfristig Geld. Wie geht es für die 130 Mitarbeiter weiter?

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© Dietmar Thomas

Von Tina Soltysiak

Kriebstein. Die Kübler und Niethammer Papierfabrik Kriebstein AG hat am 23. Februar einen Eigeninsolvenzantrag gestellt. Damit wolle das Unternehmen die Möglichkeit nutzen, um Maßnahmen zur Sanierung des Geschäftsbetriebs umzusetzen, heißt es in einem Schreiben des Unternehmens an seine Geschäftspartner, das dem DA seit gestern vorliegt. Der Geschäftsbetrieb werde unter Aufsicht des vorläufigen Insolvenzverwalters ohne Einschränkungen fortgeführt. Zu diesem ist Rechtsanwalt Hubert Ampferl von der Kanzlei Beck und Partner bestellt worden.

Kein Geld von der Bank

Auf Nachfrage nannte er Zahlungsschwierigkeiten als Grund. „Es muss eine Finanzierungslücke geschlossen werden. Bis vergangene Woche Donnerstag verliefen Gespräche mit Banken und Investoren ergebnislos. Deshalb hat sich das Unternehmen zu diesem Schritt entschieden.“ Eine Summe nannte er mit Verweis auf Betriebsinterna nicht.

Derzeit beschäftigt die Firma 130 Mitarbeiter. Sie bekämen bis Ende Mai Insolvenzgeld, so Ampferl. Entlassungen seien nicht geplant. Der Betriebsrat möchte sich zu den Vorgängen auf Nachfrage nicht äußern.

Kriebsteins Bürgermeisterin Maria Euchler (FWK) hat auf Anfrage des Döbelner Anzeigers von der Schieflage des Unternehmens erfahren. Gerüchte hätten bereits die Runde gemacht. Eine offizielle Bestätigung lag ihr bis gestern Vormittag allerdings noch nicht vor. „Ich hoffe, dass sich die Firma erholt und den Betrieb fortführen kann. Es täte mir sonst vor allem für die Mitarbeiter sehr leid.“ Zudem habe die Papierfabrik in den vergangenen Jahren sehr viel für die Einführung umweltfreundlicher Standards getan. Sie gehe davon aus, dass das Unternehmen zukunftsorientiert aufgestellt ist.

Kübler & Niethammer ist ein großer Arbeitgeber in der Gemeinde und zahlt an diese Gewerbesteuer. „Geld ist nicht alles. Wie gesagt, es ist mir wichtiger, dass die Angestellten ihren Arbeitsplatz behalten können. Die Gemeinde würde finanziell daran nicht zerbrechen“, sagte sie.

Rechtsanwalt Hubert Ampferl teilt ihren Optimismus: „Von der Strategie her ist das Unternehmen gut aufgestellt und die Mitarbeiter sind sehr loyal.“ In den vergangenen fünf Jahren seien zirka 20 Millionen Euro in neue Anlagen investiert worden, um neue Märkte zu erschließen und neue Produkte anbieten zu können. Seit Mitte 2016 seien die Preise auf dem Papiermarkt extrem unter Druck gewesen. „Das wirkt sich auf die Margen aus. Anfang dieses Jahres sind neue Verarbeitungsteile in Betrieb genommen worden, um in die neuen Märkte zu kommen.“ Das gestalte sich jedoch schwieriger als gedacht. Deshalb sei dieser finanzielle Engpass entstanden.

Auf Lieferanten angewiesen

Das Unternehmen sei mit den Lieferanten in Kontakt. „Es gibt etwa 40 Schlüssellieferanten, zum Beispiel für die chemischen Stoffe und das Altpapier.“ Auf die sei die Firma angewiesen, damit der Betrieb weiterlaufen kann. „Die Zahlung ist sichergestellt. Es wurde ein Treuhandkonto eingerichtet“, sagte Ampferl. Das gilt für all diejenigen, die seit dem 24. Februar Waren geliefert haben. „Forderungen, die Lieferanten vor diesem Stichtag gestellt hatten, werden vorerst eingefroren. Doch alles, was noch auf dem Hof steht, wird nicht zurückgegeben. Sobald es verwertet wird, wird es nämlich trotzdem bezahlt“, erklärte der vorläufige Insolvenzverwalter. Der Umsatz lag 2016 bei rund 50 Millionen Euro. Bei Kübler & Niethammer wird ausschließlich Altpapier zu hochwertigen Papieren verarbeitet.

Von der Geschäftsführung war bis zum Redaktionsschluss trotz mehrfacher Versuche leider niemand zu erreichen.

Die Aktiengesellschaft hat schon einmal eine Insolvenz erfolgreich abwenden können. Am 30. Dezember 2004 hatte sie diese beim Amtsgericht Chemnitz beantragt. Die Banken hatten dem Unternehmen aufgrund von Liquiditätsengpässen ebenfalls keinen Kredit mehr gewährt. Auch in den zwei Jahren davor hatte das Unternehmen etwa zwölf Millionen Euro in die technische Ausstattung investiert.