Merken

Kubanischer Schwung für Rothenburg

Yudilys Kittner eröffnet im Mai eine Pension in der Stadt. Die Zimmer werden dringend gebraucht.

Teilen
Folgen

Von Katja Schlenker

Rothenburg. Noch sieht es nicht nach Pension aus. Aber das wird sich bis Mai ändern. Die Handwerker sind fleißig in den Räumen an der Görlitzer Straße. Das Gebäude gehört dem Ehepaar Kittner. Oben wohnen die beiden mit ihren zwei Kindern. Unten sollen am Ende zehn Zimmer mit etwa 28 Betten entstehen. Bis Mai sollen die ersten vier Zimmer fertig sein, sagt Tino Kittner. Inhaber der Firma Neiße-Tours in Rothenburg, zu der auch die Pension gehören wird. Betreiben wird diese aber seine Frau Yudilys.

Die 32-Jährige stammt aus Kuba und freut sich bereits darauf, ein Stück ihrer Heimat an die Neiße zu holen. Seit zehn Jahren lebt sie hier mit ihrem Mann, ist der Liebe wegen den weiten Weg über den Atlantik gekommen. Beide sind glücklich miteinander, das ist auf den ersten Blick zu sehen, aber die Heimat fehlt eben doch manchmal. Jedes Zimmer in der Pension soll thematisch nach einer Region des Inselstaates in der Karibik eingerichtet werden. So wird ein Thema zum Beispiel Havanna sein, die Hauptstadt der Musik. Auch Christoph Kolumbus hat sich nach Kuba verirrt, nachdem er Amerika entdeckt hatte. Bei seiner ersten Reise ist er Ende Oktober 1492 in der Bucht von Bariay im Nordosten der Insel gelandet und hat diese für Spanien in Besitz genommen. Das soll ebenso eine Rolle beim Einrichten der Zimmer spielen wie das berühmt-berüchtigte Guantánamo.

Diese Bucht liegt im südlichen Teil Kubas und ist in Deutschland vor allem wegen des im Jahre 2002 dort errichteten Gefangenenlagers des US-amerikanischen Militärs bekannt. Die etwa 117 Quadratkilometer große Fläche wird seit 1903 von den Vereinigten Staaten von Amerika gepachtet. Jedoch ist der rechtliche Status dieses Geländes seit Jahren ein Streitpunkt zwischen beiden Ländern. Kuba verlangt, dass die Fläche zurückgegeben wird. Wie dieses Dilemma in dem Rothenburger Pensionszimmer dargestellt wird, ist noch offen. Dass darauf hingewiesen wird, ist Tino und Yudilys Kittner jedoch wichtig.

Die Zimmer sollen stilecht kubanisch eingerichtet werden. Nicht umsonst trägt die Pension den Namen „Cubana“. Daher fliegen beide in nächster Zeit nach Kuba, um Bilder, Holzfiguren und andere Sachen zu kaufen, mit denen die Räume dekoriert werden. Konkrete Vorstellungen hat Yudilys Kittner noch nicht. Sie wird sich vor Ort umschauen und das Richtige finden, ist sich die 32-Jährige sicher. Momentan wird im Frühstücksraum gebaut. Dort soll eine Art Strandbar entstehen. Wo es neben Frühstück dann auch stilechte Getränke wie Cuba libre gibt. Und natürlich kubanische Zigarren.

Dass Zimmer in Rothenburg gebraucht werden, weiß Tino Kittner. Er bietet mit der Firma Neiße-Tours nicht nur Boots-, sondern auch Radtouren in der Region an der Neiße an. Zwar gibt es einen Zeltplatz auf dem Firmengelände. Aber mit Zimmern sieht es eher schlecht aus. Generell in der Stadt, seit das Hotel „Zur Krone“ Ende 2014 geschlossen hat. Und wenn eine größere Gruppe gemeinsam an einem Ort untergebracht werden will, sorgt das mitunter auch für Probleme. Daher habe es in der Vergangenheit schon Kunden gegeben, die abgesagt hätten, erklärt der 46-Jährige.

22 924 Übernachtungen sind im Jahr 2015 in Rothenburg gezählt worden, erklärt Angela Becker, Sachbearbeiterin beim Auskunftsdienst des Statistischen Landesamtes des Freistaates Sachsen. Im vergangenen Jahr sind es von Januar bis November 21 761 Übernachtungen gewesen. Die durchschnittliche Auslastung der 117 angebotenen Gästebetten in Rothenburger Beherbergungsstätten hat im Vorjahr bei 59,2 Prozent gelegen. In der Statistik tauchen Herbergen mit zehn oder mehr Gästebetten auf. Vor allem die Zahl der Ankünfte ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Sind es 2014 noch 2 250 gewesen, konnten 2015 bereits 3 318 Ankünfte gezählt werden. Und von Januar bis November 2016 immerhin 3235.

Die Idee mit der Pension hatte das Ehepaar aber schon, bevor das Hotel geschlossen hat. Nur hat es eine Weile gebraucht, ehe das passende Gebäude gefunden worden ist. Das muss zwar komplett entkernt werden, weil es sich um ein früheres Betriebsgelände handelt. Aber wenn erst mal alle neuen Wände eingebaut und die Zimmer zu erkennen sind, sieht alles anders aus. Etwa zweieinhalb Jahre lässt sich das Ehepaar Zeit, bis alle Zimmer fertig sein sollen. Rund 160000 Euro investieren Tino und Yudilys Kittner für den Ausbau, bekommen aber auch Fördermittel vom Freistaat Sachsen.

Als Starttermin für die Pension steht der 1. Mai fest. Zwei Doppel- und zwei Vier-Bett-Zimmer sollen bis dahin fertig sein. Anders geht es auch gar nicht mehr, denn im Mai sind bereits alle Wochenenden ausgebucht. Weitere Anfragen gibt es auch schon. „Wir wollen niemandem etwas wegnehmen“, sagt Tino Kittner. „Sondern weitere Leute herholen.“ Damit das gelingt, sollen zum Beispiel komplette Drei- bis Sieben-Tage-Touren buchbar sein. „Die Leute wollen heute alles aus einer Hand haben“, erklärt der Neiße-Tours-Chef. Und nicht das eine hier und das andere dort buchen müssen.

www.neisse-tours.de