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Kruzianer, Kantor, Dynamo-Fan

Gottfried Trepte begeistert in der Lutherkirchgemeinde auch die jüngsten im Chor. Obwohl er diesen Sonnabend seinen 60. Geburtstag feiert.

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© Arvid Müller

Von Annette Lindackers

Radebeul. Ein ganz normaler Arbeitstag hat für Gottfried Trepte, den Kantor der Lutherkirche in Radebeul-Ost, begonnen. Im Pfarrhaus ist Gewusel und Lachen zu hören, viele Kinderstimmen rufen durcheinander. Neun „Lutherspatzen“ im Alter von vier bis sechs Jahren können es kaum erwarten, mit dem Kantor zu singen, zu tanzen, und ihm bei kleinen, dem Kirchenjahr angepassten Geschichten zuzuhören.

Seit 23 Jahren ist Gottfried Trepte Kantor an der Lutherkirche, seit 2004 zudem noch Kirchenmusikdirektor für den Kirchenbezirk Dresden-Nord. An diesem Sonnabend feiert er seinen 60. Geburtstag.

Gottfried Trepte kam 1956 als zweites von sechs Kindern in Radeberg zur Welt. Flöte- und Klavierspielen und gekonntes Singen lernte er schon an der Grundschule. Seinem Vater und dem Grundschullehrer verdankt er seine musikalische Entwicklung. Die so gut war, dass er ab der 4. Klasse bei den Kruzianern in Dresden aufgenommen wurde, erst unter Rudolf Mauersberger und dann bei Martin Flämig.

„Meine ersten Konzerte, bei denen ich mitsang“, so Gottfried Trepte, „waren im Herbst 1966 die Kreuzchorvespern und das Deutsche Requiem von Johannes Brahms in der Kreuzkirche.“ Trotz der religiösen Prägung hatte die Schule den Auftrag, die Kinder sozialistisch zu formen, sodass auch eine Mitgliedschaft in der FDJ dazugehören sollte. Der Vater setzte sich jedoch erfolgreich dafür ein, dass sein Sohn nicht in die FDJ kam. „Ich fühlte mich dabei nie als Außenseiter“, sagt Trepte. Glauben und starkes Elternhaus halfen dabei.

Mit 13 Jahren lernt der Kruzianer das Orgelspielen und entwickelt bald den Wunsch, Kirchenmusiker zu werden. „Hier glaube ich“, so Trepte, „dass durch die regelmäßige Teilnahme an Gottesdiensten das Fundament zwischen dem Glauben und dem Wunsch in der Kirche Musik zu machen, gelegt wurde.“ Aus dieser Zeit hat er viel in sein Leben mitgenommen und nennt als Wichtigstes die musikalische Bildung und die Abgeklärtheit.

Die braucht er mitunter, denn inzwischen sind wieder Kinderstimmen im Pfarrhaus zu hören. 15 Vorkurrendekinder stürmen in den Raum. Sie werden mit dem Kantor singen, bekommen Unterricht in Noten und Rhythmus und proben für den Gottesdienst. Und sind begeistert dabei.

Nach dem Abitur und dem Dienst bei der NVA studiert Trepte von 1977 bis 1981 Kirchenmusik in Dresden. Dort lernt er seine jetzige Ehefrau kennen, die dasselbe Fach wie er studiert. „Wir sind jetzt 35 Jahre miteinander verheiratet. Unsere drei Kinder kamen im Abstand von drei Jahren zur Welt.“ Er setzt noch ein Fernstudium Gesang obendrauf. Nicht nur für die junge Familie war es eine Herausforderung, als er nach der ersten Kantorenstelle als Tenor im Ensemble der Dresdner Vokalisten bis 1993 mitsang. Seit 1993 arbeiten er und seine Frau als Kantoren in zwei Gemeinden.

Auffällig ist, dass Gottfried Trepte sehr erfolgreich und kontinuierlich den Spagat zwischen den Jüngsten der Gemeinde und den Senioren hinbekommt. Musikalisch umfangreich und immer mit neuen Ideen, dabei gut gelaunt. Wie geht das? „Ich neige zur Gelassenheit“, ist seine Erklärung. „Das gibt mir immer wieder Ruhe.“

Und wie fühlt er sich mit 60 Jahren? „Es geht mir körperlich gut“, sagt er, „ich bin emotional, gedanklich noch nicht 60 Jahre alt“, so der Dynamo-Fan und passionierte Skatspieler.