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Kronospan 4.0

Der Laminathersteller baut ein neues Logistikzentrum und setzt auf Automatisierung.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Birgit Ulbricht

Lampertswalde. Früher sind drei Lkw mit Laminatpaletten einer Charge zu einem Kunden gefahren. Heute fährt ein Lkw bis zu zehn Entladestationen an und hat hundert verschiedene Artikel geladen – nicht nur Laminate und Paneele in kleinen Mengen, sondern auch Leisten, Sockel, Klickersysteme. Der Kunde will das Rundumpaket und das für jeden Wunsch. So umschreibt Kronospan-Firmenchef Dr. Wolfgang Seifert in einem Bild, wie sich seine Branche verändert hat. Das hat Konsequenzen. Da ist es nicht damit getan, gegenüber vom Werk das lange geplante Logistikzentrum hochzuziehen. Auch im Alt-Werk werden sich nach und nach sämtliche Abläufe ändern.

Dr. Wolfgang Seifert, Geschäftsführer.
Dr. Wolfgang Seifert, Geschäftsführer. © Klaus-Dieter Brühl

Die vielbeschworene Entwicklung von Industrie 4.0 läuft hier längst. Der neue Verpackungsroboter ist nur ein augenscheinlicher Botschafter der neuen Zeit. Wer Abläufe und Wege künftig im Griff hat, bleibt wettbewerbsfähig, sagt Seifert. Was das für das neue Logistikzentrum heißt, lässt sich vorstellen: Schier endlose Regallager, in die automatisch Waren eingestapelt werden, ausgerichtet an sogenannten „Schnelldrehern“, die jederzeit greifbar zum Versenden gehen. Andere Waren werden „weiter hinten“ abgelegt, alles computergestützt und nachfrageoptimiert berechnet. Auftragsbezogene Ware gelangt nicht einmal bis ins Hochregal, sondern wird sofort auf eine der zehn Ladestationen gebracht und ausgeliefert. Auch das natürlich via Computer berechneten Routen.

Produkte immer vielfältiger

Die Zeiten von Zettel und Stift sind vorbei. Alles, was direkt zum Endkunden geht, wird im neuen Logistiklager auf der anderen Seite der B 98 landen – Leime und imprägnierte Papiere, die etwa 20 Prozent der Produktion ausmachen und an die Industrie gehen, werden weiterhin auf der Seite des Altwerkes verpackt. Dafür machen sich die Kronospan-Planer seit Längerem Gedanken, wie sie die Wege auch hier optimieren, zumal wenn dann Lager-Flächen entlang der Bahngleise durch den Neubau wieder frei werden. Das sind schon fast luxuriöse Gedanken, hat man sich doch in Lampertswalde jahrelang darüber den Kopf zerbrochen, wie die wachsende Kapazität auf gleicher Fläche unterzubringen ist.

Doch die Produkte werden immer vielfältiger, Optiken und Materialien raffinierter. Laminate in kaum überschaubaren Facetten von Musterungen, Wand- und Deckenpaneele, MDF-Platten und digital beschichte Kunststoffträger – die neue Kronospan-Welt hat mit dem ersten Laminat, das vor Jahren auf den Markt kam, längst nichts mehr zu tun. Für die Mitarbeiter bedeutet das, den Automatisierungsschritt in die neue digitale Welt mitzugehen. Einfache Handarbeit, früher überwiegend, wird, auch, wenn sie nicht ganz verschwindet, doch zurückgedrängt. Selbst der simple Staplerfahrer bedient dann computergestützte Systeme zur Lagerhaltung.

550 Mitarbeiter hat das Lampertswalder Werk derzeit, plus 150 Werksvertragsdienstleister und Zeitarbeiter. Da sind die aktuell zwölf Auszubildenden wenig, wie auch Wolfgang Seifert bestätigt. Früher waren es um die 35. Mitarbeiterqualifizierung ist plötzlich ein noch größeres Thema. Denn das Werk soll brummen, die Lkw müssen rollen. Kronospan will den Containerbetrieb zu den Überseehäfen verdoppeln und das Geschäft mit Speditionen dafür massiv ausbauen. Kein Wunder, dass der Firmenchef jetzt höchstselbst in Sachen Ortsumfahrung B 98 bei der Politik vorstellig wurde. Die digitale Industrierevolution 4.0 ist ohne solide analoge Wege nicht zu machen.