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Kritik unerwünscht

Im sozialen Netzwerk Facebook wird virtueller Wahlkampf betrieben. Es wird eher gehetzt und Gerüchte verbreitet.

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© Repro: SZ

Von Sylvia Gebauer

Lutz Schiemann reicht es. Er besteht auf zwei Buchstaben und zwei Punkte hinter seinem Bürgerforum. Er will, dass das e.V. dahintergesetzt wird. Grund: Im sozialen Netzwerk Facebook bedient sich eine unbekannte Gruppe der Bezeichnung Bürgerforum. „Arnsdorf 01477 Bürgerforum überparteilich“ so lautet deren Name. Die Verwirrung ist groß, zumal auf der Seite zwei Themen dominieren.

„Hier diskutieren Arnsdorfer über die Zukunftsgestaltung unserer Gemeinde“, steht in der Information. Mehr nicht. Klingt vielversprechend. Dachte sich auch der Arnsdorfer Frank Röseberg. Schnell mussten er und weitere Arnsdorfer feststellen, Kritik unerwünscht. „Was den Betreibern der Seite nicht in den Kram passt, wird gelöscht“, sagt Frank Röseberg. Erbost ist er vor allem über die jüngsten Vorkommnisse, das Thema Asyl dominiert. Karikaturen oder Sprüche wurden veröffentlich. Bei einem entschuldigen sich die Administratoren. Sei ein Versehen, und durchgerutscht. Jetzt wird aber nachgelegt: „Wenn man nach Kanada auswandert, muss man Geld mitbringen. Wenn man nach Deutschland einwandert, bekommt man Geld, ohne je hier etwas geleistet zu haben“, ist nun zu lesen. „Was hat das mit unserem Arnsdorf zu tun? Auf dieser Seite wird nur gehetzt und Gerüchte verbreitet!“, fasst ein Facebook-Nutzer zusammen. Auch die aktuelle Asyldebatte, um die Äußerung von Landrat Harig (SZ berichtete) zum Containerstandort in Arnsdorf, ist drauf. Doch seine Entschuldigung samt Klärung der Situation fehlt gänzlich. Einigen Arnsdorfern reicht es. Auch CDU-Gemeinderat Christian Winkler kommentierte das auf der Seite als „einseitige und parteiische Berichterstattung mit dem Ziel der Bürgermeisterin zu schaden“.

Genau das geht auch Frank Röseberg gegen den Strich. „Entweder wird gegen die Bürgermeisterin geschossen oder das Thema Asyl behandelt“, sagt er. Faktencheck Fehlanzeige. Er kann sich denken, wer hinter der Seite steckt. „Auf drei Seiten, die mit demjenigen zusammenhängen, darf ich nicht mehr kommentieren“, betont er. Spekulationen gibt es. Zumal der Kleinwolmsdorfer Unternehmer Arvid Samtleben im Rahmen der Nominierungsveranstaltung der CDU angekündigt hatte, „dass Frau Angermann vor der Wahl noch eine Facebookseite bekommt“. Ob es die nun ist, liegt im Verborgenen. Gleiches beanspruchen auch die Administratoren hinter der Seite für sich: „Wir sind sieben Arnsdorfer und Arnsdorferinnen bzw. teilweise Bürger, die mal in Arnsdorf gelebt haben. Aufgrund der Tatsache, dass Frau Angermann immer wieder gegen Gewerbetreibende und Bürger massiv hinter den Kulissen vorging, haben wir uns entschlossen, vorerst unsere Namen nicht zu nennen“. Und zur Begründung heißt es, dass „einige von uns fürchten, dass Frau Angermann wieder persönlich wird. Wir bitten Sie dafür vorläufig um Verständnis“.

Wer kritisch über Themen und Äußerungen diskutieren will, wird gesperrt. „Das Bild nach außen muss stimmen“, bringt es der Arnsdorfer Frank Röseberg auf den Punkt. Er hofft, dass sich die Wähler von den Kandidaten ein eigenes Bild machen. Real. Am 7. Juni entscheiden sie, wer Bürgermeister wird. Amtsinhaberin Martina Angermann oder CDU-Kandidat Detlef Oelsner. Übrigens distanzieren sich beide klar von dieser Facebookseite.