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Kritik an hohen Parkgebühren

Auf städtischen Plätzen sollen die Preise steigen. Davon profitieren die privaten Anbieter. Deren Preise bleiben gleich.

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© Sven Ellger

Von Annechristin Bonß und Sarah Grundmann

Am Montagmittag ist fast jede Lücke auf dem Parkplatz an der Reitbahnstraße vergeben. Viele Dresdner stellen ihren Pkw dort ab, um Besorgungen in der Innenstadt zu machen. Diese Gewohnheit kommt sie bald teurer zu stehen als bisher. Die Stadtverwaltung will die Parkgebühren auf den öffentlichen Flächen in der ganzen Stadt in diesem Jahr erhöhen (die SZ berichtete). Begeistert sind die Dresdner davon nicht.

Ines Weinhold ist verärgert. Zwar ist die Löbtauerin nur ein- bis zweimal pro Monat mit dem Auto in der Innenstadt. Meist stellt sie ihren Kia dann auch auf dem Parkplatz an der Reitbahnstraße hinter der Ladenzeile und den Hotels an der Prager Straße ab. Von dort ist es nicht weit bis zu den Geschäften. Die Stunde kostet hier jetzt 1,50 Euro, der Tag sechs Euro. Schon das empfindet Ines Weinhold als viel. Die geplante Erhöhung macht sie wütend. „Ich sehe es nicht ein, dass man so viel bezahlen muss, wenn man nur selten mit dem Auto in der Stadt ist“, sagt sie.

Der Stellplatz an der Reitbahnstraße befindet sich in der Tarifzone 1 im Zentrum. In wenigen Monaten sollen dort die Gebühren steigen. Dann kostet die Stunde zwei Euro und der Tagestarif beträgt acht oder gar zehn Euro. In der Zone 2 sowie der Äußeren Neustadt steigen die Gebühren ebenfalls um 50 Cent pro Stunde auf einen Euro. Der Preis für das Tagesticket soll von drei auf vier Euro angehoben werden.

„Das ist eindeutig zu viel“, sagt auch Joachim Strehle, der sein Auto ebenfalls an der Reitbahnstraße abgestellt hat. Der Niedersedlitzer fährt etwa zwei- bis dreimal im Monat in die Innenstadt. Oft mit dem Auto, dafür fast nie mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, räumt er ein. „Dass man jetzt sechs Euro am Tag zahlt, finde ich okay. Aber zehn sind einfach heftig.“

Doch es gibt auch andere Stimmen. Nicht jeder empört sich über die steigenden Parkgebühren, wie das Beispiel eines Mannes zeigt, der namentlich nicht genannt werden möchte. Er ist häufig beruflich in der Dresdner Innenstadt. „Ich kann das abschreiben. Mir ist egal, wie hoch die Gebühren sind“, sagt er, lacht und macht sich mit dem gerade gelösten Parkschein auf den Weg zu seinem Auto.

Weitaus günstiger kommen Dresdner und Touristen beim Parken in der Centrum-Galerie. Wer dort sein Auto auf einen der über 1 000 Stellplätze stellt, zahlt maximal 5 Euro am Tag. Wer sein Auto den ganzen Monat hier parken will, zahlt 69 Euro. Nach dem neuen Preismodell der Stadt könnten die Dresdner für dieses Geld nur wenige Tage ein Parkticket lösen. Für Innenstadtverhältnisse bietet die Centrum-Galerie damit einen der günstigsten Tarife. Und so soll es auch bleiben, sagt Ingo Hoppe, Geschäftsführer der Firma OPG Center-Parking, die für das Parkhaus verantwortlich ist. „Wir beabsichtigen nicht, die Tarife zu erhöhen, unabhängig davon, was die Stadt macht“, sagt er auf SZ-Nachfrage. Von den neuen städtischen Tarifen wird er sicher profitieren.

Damit rechnet auch Anton Volmer. Er betreibt seit zehn Jahren das Parkhaus Mitte an der Ecke Magdeburger/Weißeritzstraße. Ende vergangenen Jahres investierte der Ingenieur in neue Technik – wer dort parkt, kann das nun bargeldlos tun. Volmer rechnet damit, dass künftig noch mehr Autofahrer sein Parkhaus nutzen, wenn die Stadt die Parkgebühren erhöht. Für einen der insgesamt 480 Stellplätze werden pro Stunde zwei Euro fällig. Das Tagesticket kostet zehn, die Monatskarte für Wochentage 40 Euro. „Diese Preise werden wir nicht verändern“, sagt Anton Volmer.

Bei den Parkern unter der Marienbrücke gibt es ebenfalls Kopfschütteln über die Pläne der Stadt. Über 100 Autos stehen hier täglich. Viele gehören Pendlern, das zeigen die Kennzeichen: Meißen, Pirna, Bautzen. Unter und zwischen den Brückenbögen ist das Parken kostenlos. Die Stadt duldet die Autos. Noch. Im August ist Schluss mit dem wilden Parken. Der Platz westlich der Brücken bis zur Pieschener Allee wird als Pkw-Parkplatz ausgebaut, asphaltiert und markiert. Dort stehen schon jetzt zwei Parkautomaten, einer für die Zone 1, ein weiterer für die Zone 2. Die Grenze verläuft über den Platz. Weitere Automaten sollen hinzu kommen.

Unter und zwischen den Brücken ist das Parken künftig strikt verboten. Betonbalken sollen wildes Parken verhindern. Der Bau beginnt Mitte Mai. „Das ist sehr traurig“, sagt Marlis Fleischerowitz aus Radeberg. Die Sekretärin parkt hier nicht nur, wenn sie auf Arbeit muss. „Hier habe ich immer schnell und gut etwas gefunden“, sagt sie. „Das Angebot ist super“, sagt eine Frau, die ebenfalls hier parkt. Sie arbeitet im Hilton, kommt aus Reichenberg. Ihren Namen will sie nicht nennen. Viele ihrer Kollegen parken ebenfalls hier. „Für Pendler fehlen kostenlose Alternativen im Zentrum“, sagt sie.

Geheimtipp zum kostenlosen Parken in der Innenstadt? Schicken Sie Ihre Lieblingsstellplätze mit Stichwort „Parken“ an [email protected]