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Kritik am Verfall von Denkmalen

Gut 300 Baudenkmale wurden im Landkreis in den vergangenen 15 Jahren abgebrochen. Auch in Radebeul.

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© Stadtarchiv Radebeul

Radebeul. Im Landkreis Meißen wurden seit dem Jahr 2000 fast 300 Baudenkmale abgebrochen. Zusätzlich wurden seit 2005 773 Kulturdenkmale aus der Denkmalliste des Landes gestrichen und verloren damit ihren Schutzstatus. Das geht aus der Antwort auf eine Kleine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Wolfram Günther hervor.

Die Anzahl der geschützten Kulturdenkmale im Landkreis belief sich zum 24. November 2014 auf nur noch 6 419. Zu den letzten Abrissen gehörten die Alte Schmiede in Karcha, eine Feldscheune in Abend, eine Villa mit Nebengebäude in Radebeul, so Günther.

36 weitere Genehmigungen

Aktuell liegen im Landkreis Meißen weitere 36 Genehmigungen für Abrisse oder Teilabrisse von Kulturdenkmalen vor. In Meißen betrifft dies die Alte Posthalterei, das Wirtschaftsgebäude des Rittergutes Radeberg, das „Haus Fährmann“ in Radebeul, die Feierhalle des Friedhofs in Neckanitz, die Umkleidekabinen im Ausstellungsbereich des Bilzbads in Radebeul, das Schloss Schwertner auf dem Rittergut Wendischbora, Gartendenkmal und Eckpavillon in Gröba, die Bergbrauerei in Riesa, das Parkhaus im Jahnishausener Park und verschiedene weitere Wohngebäude, Scheunen und Stallgebäude.

Für sieben weitere denkmalgeschützte Objekte im Kreisgebiet liegen Anträge auf einen Abriss vor. So ist unter anderem die Zukunft einiger Gebäude des Bahnhofs und Bahnbetriebswerkes Riesa, einer Scheune in Nossen, eines Wohnstallhauses in Diesbar-Seußlitz, eines Mietshauses in Meißen und von Wohnhäusern in Radeburg am Großenhainer Platz 2 und in der Carolinenstraße 39 ungewiss.

Unwiederbringlichen Verlust

Die Größenordnung dieses unwiederbringlichen Verlusts an gebauter Kultur und Heimat sei erschreckend. Die Städte und Gemeinden im Landkreis Meißen hätten bereits ein gewaltiges Entwicklungspotenzial verloren. Der Landkreis weist einen großen Reichtum an Bauzeugnissen vergangener Epochen auf, deren Bewahrung von hoher gesellschaftlicher Bedeutung ist. Seit dem Jahr 2000 wurden im Landkreis Meißen mehr als vier Prozent der dort vorhandenen Kulturdenkmale abgerissen. Seit 2005 verloren weitere elf Prozent ihren Denkmalstatus.

„Trotz der Rettung Zehntausender Kulturdenkmale in den vergangenen Jahren befinden sich in Sachsen ganze Denkmalgruppen in einem dramatischen Zustand. Dies betrifft sowohl die Gruppe der Schlösser, Gutshäuser und ländlichen Anwesen als auch zunehmend die technischen Denkmale.

Im Radebeuler Stadtrat wurde wiederholt kritisiert, dass beispielsweise die historische Fabrikantenvilla Kolbe an der Zinzendorfstraße verfalle. (SZ/per)