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Kritik am Stendaler U reißt nicht ab

Nachbarn beschweren sich seit Jahren über Lärm. Trotz Bemühungen der Hausverwaltung habe sich nichts geändert.

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© Sebastian Schultz

Von Britta Veltzke

Riesa. Margitta Mai* ist sauer – und sie ist nicht die Einzige. In der vergangenen Woche lasen sie und ihre Nachbarn von der Magdeburger Straße in der SZ den Artikel: „Wir können uns hier nicht beschweren“. Hinter dem Titel verbirgt sich ein Text aus der Serie „Anders wohnen“. Er handelt von zwei Bewohnerinnen aus dem Stendaler U. Das Gebäude steht dem Wohnblock an der Magdeburger Straße genau gegenüber. Seit Jahren hagelt es Beschwerden von der einen über die andere Seite. Denn das Stendaler U gerät immer wieder wegen Drogendelikten und Ruhestörungen in die Schlagzeilen. „Früher waren die Blöcke sehr verrufen. Damals hatte ich überlegt, auszuziehen, aber mit dem neuen Vermieter hat sich hier viel gebessert“, erklärte U-Bewohnerin Liliane Weßollek in besagtem SZ-Text.

Das sehen die Bewohner der gegenüberliegenden Seite offenbar anders. „Es gibt Ruhestörungen bis zum späten Abend. Wenn Kinder spielen, lässt sich Lärm nicht vermeiden, aber das muss ja zur Mittagszeit und nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr sein“, so Margitta Mai.

Neben dem Quieken und Schreien der Kinder stören sich die Nachbarn außerdem am Hundegebell. „Es ist ein übertriebener Krach.“ Viele Mieter der Wohnungsgenossenschaft (WG) leben seit Jahren oder Jahrzehnten in dem Hochhaus an der Magdeburger Straße, an dessen Fassade erst im vergangenen Jahr neue Balkone fertiggestellt wurden. Doch genießen könne man diese Errungenschaft wegen des Krachs kaum. „So etwas hat es noch nie hier gegeben“, sagt Bewohnerin Margitta Mai. „Es stellt sich die Frage, ob man hier überhaupt noch wohnen kann. In unserem Haus haben sogar drei Personen Hausverbot. So schlimm ist das.“ Die besagten drei Nachbarn hätten sich in den Keller des Wohnblocks eingeschlichen und dort eine Party veranstaltet, erzählt Mai. Den Vorfall bestätigt auch WG-Vorstandsvorsitzende Kerstin Kluge. „Das war allerdings eine einmalige Sache.“ Die Situation am Stendaler U hält sie für weniger kritisch als von den Bewohnern der Magdeburger Straße dargestellt. „Bei mir hat sich auch noch niemand beschwert. Dabei haben wir Wählervertreter vor Ort.“

Im Dezember vergangenen Jahres hatte es wegen der angespannten Situation sogar eine Diskussionsveranstaltung im „Aufladen“ (im ehemaligen Schlecker) gegeben, zu der Anwohner beider Seiten eingeladen waren. Gekommen waren allerdings nur Bewohner aus dem Stendaler U. Trotz allem einigten sich die Beteiligen darauf, dass es in Zukunft ruhiger zugehen solle.

Ein Ziel, dem man sich nach Ansicht von Torsten Sittmann, Verwalter im Stendaler U, langsam annähere. „Es ist auch schon ein bisschen besser geworden, seit wir nicht mehr jeden einziehen lassen.“ Zu dem würden seit der Veranstaltung auch Abmahnungen verteilt, wenn sich Mieter nicht an die Regeln halten, so Sittmann. „Aber ein paar Krawallbrüder gibt es natürlich immer noch. Und das lässt sich auch nicht von heute auf morgen ändern“, so der Verwalter. „Ein Problem, an dem sich einfach nichts machen lässt, ist die Anordnung der Gebäude.“ Die offene Seite des Us weist genau auf die Fassade des Hochhauses an der Magdeburger Straße.

Auch der Verein Sprungbrett, der den Treffpunkt „Aufladen“ betreibt, hat auf die Kritik der Anwohner von der Magdeburger Straße reagiert. „Wir haben gemeinsam mit den Jugendlichen, die für den Lärm verantwortlich gemacht werden, überlegt, wo sie stattdessen hingehen könnten“, erklärt die Sprungbrett-Quartiersmanagerin Claudia Hofmann. Die seien auch gefunden worden: in der Nähe des ehemaligen U-Punktes sowie an der BMX-Bahn. „Wir hoffen nun, dass sich die Orte als Treffpunkte etablieren“, so Hofmann.

*Name von der Redaktion geändert.