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Krimi ums Weiße Gold

„Das Geheimnis der Blauen Schwerter“ wird am Theater Meißen uraufgeführt.

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© Claudia Hübschmann

Meißen. Im Jahr 1710 wurde auf der Leipziger Messe zum ersten Mal sächsisches Porzellan – das erste außerhalb Chinas produzierte – öffentlich vorgestellt. Sofort begannen sich andere europäische Mächte für die Produktion und ihre Geheimnisse zu interessieren: Sie warben Mitarbeiter ab oder schleusten verdeckte Beobachter ein.

Und so geschah es auch im Jahr 1719. Der Gründervater Böttger hatte gerade noch zwei Monate zu leben, da entwich aus Meißen ein gewisser Samuel Stöltzel, der als Arkanist für die Herstellung der Porzellanmasse zuständig war. Er ging – lukrativ abgeworben durch den österreichischen Gesandten – nach Wien, in die dort ein gutes Jahr zuvor gegründete Porzellanmanufaktur. Welche Ziele und Absichten er verfolgt, bleibt sein Geheimnis. Doch seine geliebte Sophie folgt ihm in Männerkleidern und erweist sich bald als Schutzengel. Ein echter Krimi um Wirtschaftsspionage, eine große Liebesgeschichte und wunderbares Volkstheater!

Ein Jahr später war Stöltzel wieder zurück in Meißen, nicht ohne zuvor die Wiener Brennöfen gründlich zerstört zu haben. In seiner Begleitung war ein hochbegabter Porzellanmaler, der dann zum Meissener Star wurde: Johann Gregor Höroldt. Stöltzel arbeitete bis zu seinem Tod wieder in der Meißener Manufaktur auf der Albrechtsburg – streng abgeschirmt, fast ein Gefangener. Zusammen mit Höroldt trieb er die Entwicklung der Blaumalerei und des Malgoldes voran und sicherte damit der Meissener Manufaktur ihre Vorrangstellung in Europa.

Hat es sich so zugetragen? Kann sein. Kann aber auch ganz anders gewesen sein: Die Wiener Manufaktur wurde gegründet, nachdem der Meißener Handwerker Tiemann Porzellanrezepturen und Baupläne für Brennöfen geschmuggelt hatte. Ein Jahr später tauchte auch Stöltzel auf, vertrieb Tiemann und legte die Wiener Manufaktur für mehrere Jahre lahm. Wirtschaftsspionage und vor allem Wirtschaftsgegenspionage vom Feinsten – ein echter Krimi!

All dies ist Gegenstand von „Das Geheimnis der Blauen Schwerter“, des Schauspiels von Katrin Lange. Am Sonnabend, dem 30. April feiert das Stück im Theater Meißen seine Uraufführung in einer Inszenierung der Radebeuler Landesbühnen. Die Regie führt: Michael Funke.

Die 1942 in Berlin geborene und dort lebende Theaterwissenschaftlerin und Dramaturgin Katrin Lange ist an den Landesbühnen keine Unbekannte. Sie schrieb das Musical „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ nach dem gleichnamigen Märchenfilm. Im Jahr 2013 wurde es auf der Felsenbühne Rathen uraufgeführt. Mit „Das Geheimnis der Blauen Schwerter“ holt sie nun ein Stück regionaler Geschichte, die letztlich weltbekannt wurde, auf die Bühne. Denn die Erfindung des Weißen Goldes hat Meißen über Europa hinaus bekannt gemacht.

Als Böttger werden Rene Geisler bzw. Tom Hantschel auf der Bühne stehen, als Stöltzel Holger Uwe Thews und als seine geliebte Sophie Cordula Hanns.

Uraufführung der Landesbühnen Sachsen am Sonnabend, 30. April 2016, 19.30 Uhr im Theater Meißen, ab 19 Uhr gibt es eine Einführung in das Stück. Eine weitere Aufführung gib es am Mittwoch, dem 4. Mai, 19.30 Uhr, ebenfalls im Theater Meißen.