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Kriebstein bittet Eltern zur Kasse

Wer die Betreuungszeit überzieht, zahlt künftig bis zu 45,34 Euro dazu. Wird damit ein langwieriges Problem gelöst?

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© Symbolfoto: dpa

Von Tina Soltysiak

Kriebstein. Es scheint in der Gemeinde Kriebstein Eltern zu geben, die die Gutmütigkeit der Mitarbeiterinnen in den Kindertageseinrichtungen und im Hort ausgenutzt haben. Sie holten ihre Kinder verspätet ab – häufig, nachdem die Kita eigentlich bereits geschlossen hat. Dies ist im jüngsten Gemeinderat deutlich geworden. „Es betrifft hier mal fünf Kinder, dort mal drei Kinder. Und meistens sind es immer dieselben. Wir haben vom Kita-Personal entsprechende Hinweise bekommen“, sagte Bürgermeisterin Maria Euchler (FWK).

Das hat für die Gemeinde Konsequenzen: Mitarbeiterinnen rechnen Überstunden ab, es fallen zusätzliche Energie- und Heizkosten an. „Auch wenn es nur fünf bis zehn Minuten länger pro Tag sind, klingt das erstmal nicht viel, aber es summiert sich“, so Maria Euchler. Deshalb hat der Gemeinderat nun die Reißleine gezogen und einer Neufassung der Elternbeitragssatzung für die Betreuung von Kindern in den Kindertageseinrichtungen zugestimmt.

Ab 1. März gilt daher: Wird die angemeldete Betreuungszeit innerhalb der Kita-Öffnungszeit überschritten, so wird die Überziehung halbstündlich und zusätzlich zum Elternbeitrag berechnet. Die halbe Stunde kostet in der Krippe 2,50 Euro (die ganze Stunde 5 Euro), im Kindergarten 1,15 Euro (2,30 Euro) und im Schulhort 1,01 Euro (2,02 Euro). „Diese Problematik ist vor allem verstärkt in der Kita Grünlichtenberg aufgetreten“, sagte Maria Euchler.

Erheblich teurer wird es, wenn die Einrichtung länger geöffnet bleiben muss, weil Eltern ihre Kinder nach dem Schließen der Einrichtung abholen. Die halbe Stunde kostet in der Krippe 22,67 Euro (die ganze Stunde 45,34 Euro), im Kindergarten 21,33 Euro (42,65 Euro) und im Schulhort 21,19 Euro (42,37 Euro). „Diese Problematik ist vor allem verstärkt in der Kita Kriebethal aufgetreten“, sagte Maria Euchler.

Unter den Gemeinderäten herrschte grundsätzlich Einigkeit, was diese Angelegenheit betrifft. Ronny Kroll (FWK) bat darum, die Eltern über diese Neureglungen rechtzeitig und ausführlich in Kenntnis zu setzen. Das werde geschehen, versprach die Bürgermeisterin: „Es geschieht über die Elternvertretung und bei Elternabenden. Außerdem hängen wir entsprechende Hinweise in den Einrichtungen aus.“ Zudem regte Kroll an, Eltern auch eine gewisse Karenzzeit einzuräumen – beispielsweise fünf Minuten – um die Kinder anzuziehen und die Kita in Ruhe verlassen zu können, ohne direkt zur Kasse gebeten zu werden.

„Ich vertraue da den Kindergärtnerinnen. Sie können das einschätzen und wissen, ob es immer dieselben Eltern sind. Zunächst sollen sie die Eltern dementsprechend darauf hinweisen“, sagte die Bürgermeisterin. Wenn es wiederholt Verstöße gebe, sollen sie aber zur Kasse gebeten werden. „Es geht dabei auch nicht um Eltern, die berufstätig sind, auswärts arbeiten, unterwegs im Stau stehen und ihre Kinder deshalb nicht rechtzeitig abholen können. Das kann immer mal passieren. Aber das sollten Ausnahmen bleiben“, erklärte sie.

Gemeinderätin Andrea Röder-Reglich (CDU) schlug vor, dass die Eltern ihre Abholzeiten in ein Buch eintragen – so habe sie es in anderen Kindereinrichtungen gesehen. „Das hatten wir schon mal, aber da gab es Beschwerden wegen des Datenschutzes“, sagte Maria Euchler. Seither würde das Betreuungspersonal die Zeiten selbst eintragen. „Das dient als Nachweis. Das Buch liege nicht öffentlich aus“, ergänzte sie.

Lange Zeit sei dieses Problem in der Gemeindeverwaltung gar nicht bekannt gewesen, sagte die Bürgermeisterin. „Wir haben jetzt halbjährliche Zusammenkünfte mit den Erzieherinnen der Einrichtungen eingeführt, weil es doch viele Dinge zu bereden gibt. Dabei ist dies deutlich geworden. Deshalb haben wir gehandelt und diese Satzung verabschiedet“, erklärte Maria Euchler.