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Kreischa hilft helfen

Die Gemeinde und der Klinik-Chef gründen eine Bürgerstiftung. Ums Geld geht es dabei aber nicht.

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© A. Weihs

Von Carina Brestrich

Kreischa. Die Kreischaer engagieren sich in ihrer Freizeit gern ehrenamtlich. Als Beleg dafür sieht Bürgermeister Frank Schöning die Zahl der Vereine: Rund 35 sind in der Gemeinde aktiv. Nun hofft Schöning, seine Bürger zu weiterem freiwilligen Engagement bewegen zu können. Zusammen mit dem Chef der Bavaria-Klinik Kreischa, Rudolf Presl, hatte er vor drei Jahren die Idee, eine Bürgerstiftung zu gründen. „Wir sind Kreischa“ heißt die Stiftung, die jetzt in den Startlöchern steht. Wie sie funktioniert und welche Ziele sie verfolgt, erklärt die SZ in einem Überblick.

Wie die Stiftung funktioniert und welche Ziele sie verfolgt

Welche Ziele verfolgt die neue Stiftung?

Bürger für Bürger – das ist das Motto der gemeinnützigen Stiftung „Wir sind Kreischa“. Konkret heißt das: Die Bürger sollen sich ehrenamtlich füreinander engagieren. Thematisch sind dabei keine Grenzen gesetzt. „Jeder hat etwas zu geben, was jemand anderem helfen kann“, sagt Bürgermeister Schöning. Die Stiftung selbst soll als Plattform dienen und die helfenden Bürger einander vermitteln. Auf einer Art Zeitkonto können dann Ehrenamtsstunden gesammelt und bei Bedarf als Gegenleistung abgerufen werden.

„Es geht darum, wieder mehr aufeinander achtzugeben“, sagt Schöning. Er betont, dass die Stiftung nicht dazu gedacht ist, um kommunale oder staatliche Pflichtaufgaben zu übernehmen oder gar dem örtlichen Gewerbe Aufträge wegzunehmen. Vielmehr habe der Blick in die Zukunft zur Stiftung angeregt. „Viel zu oft sind die Bürger auf sich selbst gestellt“, sagt er und nennt als Beispiel die zunehmende Bürokratie. Ob die Idee der Stiftung aufgeht und sich tatsächlich Freiwillige finden, dazu kann der Bürgermeister keine Prognosen geben. Er sei aber optimistisch. „Es braucht sicher eine gewisse Anlaufzeit.“ Die könne gut ein paar Jahre dauern.

Nach welchen Grundsätzen soll die Stiftung arbeiten?

Für ihr Vorhaben haben die Initiatoren verschiedene Rechtsformen verglichen. Die Stiftung erschien schlussendlich am geeignetsten. Sie sei politisch und konfessionell unabhängig. „Uns ist wichtig, dass das Bestehen der Stiftung nicht von Personen abhängig ist“, sagt Frank Schöning. Einige Vorgaben gibt es dennoch zu beachten. So ist laut Gesetz ein Stiftungskapital von 50000 Euro nötig. Aufgebracht wird die Summe zu gleichen Teilen von der Gemeinde Kreischa und Klinik-Chef Rudolf Presl. In der Aufbauphase stellt Presl mehrere Anschubfinanzierungen und Personal bereit. Später mal soll die Stiftung an die Ehrenamtler übergeben werden. Bürgerstiftungen sind im Freistaat Sachsen relativ selten. Die Kreischaer Stiftungsgründer haben bei ihren Recherchen neun weitere ausmachen können, unter anderem in Dresden, Leipzig, Radeberg und Zittau.

Welche Projekte wird die Bürgerstiftung unterstützen?

Grundsätzlich ist die Stiftung für jedermann aus Kreischa offen. Jeder soll die Möglichkeit haben, Hilfen anzubieten, zu tauschen oder in Anspruch zu nehmen. Was das für Angebote sein können, dazu haben Frank Schöning und Rudolf Presl bereits Ideen. So haben sie sich bundesweit schon mehrere Projekte angesehen. Vorstellbar wären ein Besucherdienst für Senioren oder Lern-Paten, die Schülern bei den Hausaufgaben helfen. Auch Unterstützung beim Einkaufen, bei der Gartenarbeit oder für Fahrten zum Arzt könnten über die Stiftung organisiert werden.

Was die Bürger sich tatsächlich wünschen, das wollen die Initiatoren mit einem Fragebogen ermitteln. Dieser landet in den nächsten Wochen in den Briefkästen der Kreischaer. Fest steht schon jetzt: Geld soll nicht fließen. So sind das Stiftungskapital und die Einnahmen gedacht, um die Infrastruktur zu bezahlen, etwa Versicherungen oder den Druck von Infomaterial.

Wann wird die Stiftung ihre Arbeit aufnehmen?

Noch fehlt das Okay der Stiftungsaufsicht der Landesdirektion. Liegt die vor, geht’s los. Die Initiatoren rechnen damit, dass es Anfang 2017 so weit ist. Wo die Stiftung ihr Büro haben wird, ist schon klar: im Haus D der Klinik an der Dresdner Straße 12b. In Arbeit sind derzeit ein Logo und eine Homepage. Um die Stiftung den Bürgern näher zu bringen und Ehrenamtler zu finden, sind auch Gesprächsrunden geplant.

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