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Kreis Görlitz dementiert Verkauf von Flugplatz Rothenburg

Der Bau einer chinesischen Fabrik für Elektroautos auf dem Flugplatzgelände rückt näher. Die Zusage der Stadt Görlitz fehlt allerdings noch.

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© Rolf Ullmann

Von Sebastian Beutler

Aufregung gestern um eine Nachricht von „Radio Lausitz“: Der Sender meldete, dass das deutsch-chinesische Konsortium Delon Automotive GmbH den Kaufvertrag für den Flugplatz Rothenburg am Wochenende unterzeichnet habe. Die Chinesen wollen eine Autofabrik in der Kleinstadt errichten und Elektrowagen dort herstellen. Doch schon wenige Minuten später kam das Dementi aus dem Landratsamt. In einer Mitteilung der Behörde heißt es, dass die Nachricht „schlichtweg nicht zutreffend ist“. Zwar hatte der Kreistag auf seiner Sitzung Ende Juni beschlossen, den Chinesen die Flächen des Flugplatzes zu verkaufen. Auch der Zweckverband des Flugplatzes hatte dafür grünes Licht gegeben. Aber auch die Städte Rothenburg und Görlitz als Mitglieder des Zweckverbandes müssen den Verkauf billigen. Rothenburg hat das bereits getan. Am Mittwoch behandelte der Verwaltungsausschuss des Görlitzer Stadtrates das Thema nicht-öffentlich, der Beschluss soll Ende August im Stadtrat fallen. Natürlich könnten der Kreis und die Chinesen bereits zuvor einen Vertrag unterzeichnen in der Hoffnung, alle Seiten unterstützen das Vorhaben. Zumal abzusehen ist, dass die Pläne für die Autofabrik nicht am Stadtrat Görlitz scheitern werden. Aber ein solches Vorgehen wäre ungewöhnlich, denn formal müssen ja alle Seiten des bisherigen Eigentümers, also des Zweckverbandes, ihre Bereitschaft zum Verkauf deutlich machen. Und dafür sind die Stadtratsbeschlüsse nötig. Die Flächen können auch nicht durch Dritte den Chinesen noch kurz vor Abschluss eines Vertrages weggeschnappt werden, denn der Zweckverband hat ja sich mit seinem Beschluss gebunden, nur an die Chinesen zu verkaufen. Daher können die Partner jetzt auch auf die letzten Beschlüsse warten. Die dementierte Nachricht weist aber darauf hin, dass das Projekt von allen Seiten weiterhin ernsthaft vorangetrieben wird. Ein gutes Zeichen für die Ansiedlung.

Die Chinesen planen, in Rothenburg ein Werk für die Herstellung von Elektroautos zu errichten. In der ersten Ausbaustufe sollen voraussichtlich 1 000 Arbeitsplätze entstehen. Nach der vollständigen Inbetriebnahme des Werkes rechnet der Landkreis Görlitz mit rund 350 000 Elektrofahrzeugen pro Jahr, die in Rothenburg vom Fließband rollen. Der Flächenverkauf umfasst 365 Hektar. Sofort verfügbar ist die 162,5 Hektar große Flugbetriebsfläche mit der Start- und Landebahn. Andere Flächen nutzt derzeit noch ein Solarpark. Für diese Anlagen werden derzeit Ausweichflächen gesucht, vorzugsweise im Norden des Landkreises Görlitz. Dem Bericht von Radio Lausitz zufolge habe aber die chinesische Regierung auch noch nicht die Investition genehmigt, die der Sender auf eine Milliarde Euro beziffert. Die Genehmigung durch die chinesischen Behörden sei aber nötig. Die Delon Automotive GmbH ist eine hundertprozentige Tochter des Autozulieferers Bejing WKW Automotive Parts aus Peking.