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Kreis gibt Asylheim auf

Im Geisinger Schellhas waren Flüchtlinge untergebracht. Dann kam es zu einer Havarie. Bis heute steht das frühere Berghotel leer.

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© Frank Baldauf

Von Maik Brückner

Geising. Nachts brennt noch Licht im Geisinger Asylbewerberheim. Doch der Eindruck täuscht. Das Haus steht leer. Und das schon seit Mitte Oktober. Das Landratsamt Pirna ließ die Einrichtung räumen, weil es Probleme mit der Abwasserentsorgung geben haben soll. Was genau dort passiert ist und wie groß mögliche Schäden sind, ist bis heute weder vom Landratsamt noch von der kreiseigenen Grundstücks- und Verwaltungsgesellschaft GVS zu erfahren. Letztere ist Besitzerin und Betreiberin der Unterkunft. Auf SZ-Nachfrage erklärte Margitta Gärtner, Geschäftsführerin der GVS: „Die Schadensermittlung dauert noch an.“

In Geising ist es ein offenes Geheimnis, wie es dazu gekommen sein könnte. „Mit der Abwasserentsorgung gab es vor allem im Neubau schon früher Probleme“, sagt Michael Gödicker, Geisings stellvertretender Ortsvorsteher. Denn im Gebäude muss das Abwasser nach oben gepumpt werden. Damit es durch die Leitung „fließen“ kann, muss es zuvor gehäckselt werden. Wenn da mal ein Lappen ins WC fällt, gibt es schon Probleme, sagt er. Ob das der Grund war, vermag er nicht zu sagen. Für ihn steht aber fest, dass man mit der Abwasserentsorgung dort sehr sensibel umgehen muss.

Seit Dezember 2015 Asylheim

Das sei auch ein Grund, weshalb er selbst die Umnutzung des Gebäudes unglücklich fand. Geising hätte es besser getan, wenn das Haus weiter ein Hotel geblieben wäre, sagt Gödicker. Doch dem früheren, langjährigen Besitzer war das offenbar egal. Er suchte seit einigen Jahren einen Käufer für das Hotel und fand ihn im Herbst 2015 mit der kreiseigenen Grundstücks- und Verwaltungsgesellschaft GVS. Diese suchte zu dieser Zeit händeringend nach Unterkünften für die in den Kreis strömenden Asylbewerber. Das Angebot aus Geising kam der GVS gerade recht.

Die Gesellschaft kaufte die Immobilie und baute sie um. Mitte Dezember 2015 kamen dann die ersten Asylbewerber an. Die GVS brachte sie von Pirna nach Geising. Innerhalb weniger Tage war die Einrichtung voll. 60 Asylbewerber, darunter mehrere Familien und Paare, kamen hier unter.

Danach war es um die Einrichtung still geworden. Betreut wurden die Neu-Geisinger nicht nur vom Caritasverband Dresden und der Arbeiterwohlfahrt, sondern auch von der Initiative Asyl. In der fanden sich Helfer aus dem Altenberger Stadtgebiet zusammen, die sich ehrenamtlich engagieren, die Asylbewerber unterstützen und Freizeitangebote organisieren.

Zuletzt waren im Heim 27 Bewohner gemeldet. Davon stammten 20 aus Syrien, vier aus Afghanistan, zwei aus dem Irak und eine Person aus Venezuela. Die GVS brachte sie nach der Havarie in Wohnungen unter. Nach dem Umzug der Flüchtlinge stellte die Beigeordnete des Landrates, Kati Hille, eine Sanierung in Aussicht. Denn das Landratsamt wollte das Gebäude als Asylunterkunft behalten.

Von der Liste der Asylheime gestrichen

Von dieser Position ist der Kreis nun abgerückt. Auf Empfehlung der Kreisverwaltung strich der Kreistag das Geisinger Heim Mitte Dezember von der Liste der Asylheime. Der Standort sei nicht mehr für die Unterbringung von Flüchtlingen vorgesehen. „Eine alternative Nutzung wird derzeit geprüft“, erklärt GVS-Geschäftsführerin Margitta Gärtner, ohne Details zu nennen.

Die Geisinger wünschen sich, dass das Haus wieder ein Hotel wird, sagt Vize-Ortsvorsteher Michael Gödicker. Denn mit seinen 20 Zimmern gehörte das Schellhas neben dem Hotel am Aschergraben und dem Ratskeller zu den größeren Urlauberherbergen in der Kleinstadt, die auch vom Tourismus lebt. Ob sich der Wunsch der Geisinger erfüllt, bleibt abzuwarten. „Keiner weiß, wie hoch der Investitionsaufwand ist“, sagt Gödicker.

Die GVS plant indes, den Schaden, der durch die Abwasserhavarie entstanden ist, noch zu beheben, weil es dafür offenbar Unterstützung gibt. „Für den Schaden kommt die Versicherung auf“, sagt Frau Gärtner. Die Schäden, die durch die Versicherung nicht erstattet werden, übernehme ihre Gesellschaft.