Merken

Kreis braucht mehr Schulsozialarbeiter

Unter den Flüchtlingen sind schulpflichtige Kinder. Mittelsachsen rechnet derzeit mit 400. Die müssen integriert werden.

Teilen
Folgen
© Dietmar Thomas/Archiv

Von Tina Soltysiak

Mittelsachsen. Nur noch bis Ende des Jahres läuft der Vertrag von Bianca Weiland. Sie arbeitet als Schulsozialarbeiterin in der Peter-Apian-Oberschule Leisnig. „Ich habe aber eine mündliche Zusage von der Kindervereinigung Leipzig bekommen, dass er für ein weiteres Kalenderjahr verlängert wird. Es gibt immer Einjahresverträge, da die Stelle an Fördermittel gebunden ist“, erzählt sie. Lange hatte Schulleiterin Kristin Dorias-Thomas dafür gekämpft, Unterstützung durch eine Sozialarbeiterin zu bekommen. Im Frühjahr war es dann endlich so weit. An der Waldheimer Oberschule hat am Montag eine Schulsozialarbeiterin ihre Arbeit aufgenommen. Darüber ist Schulleiter Jürgen Köber froh. Die neue Mitarbeiterin heißt Katja Meyer-Handrack und ist studierte Sozialpädagogin. Auch in Roßwein und Döbeln können die Schulsozialarbeiter ihre Tätigkeit fortsetzen.

Trotz dieser Erfolgsnachrichten – es gebe viel zu wenige Schulsozialbearbeiter. Das bemängelt der Kreiselternrat Mittelsachsen. Probleme sieht der Vorsitzende Peter Lorenz allerdings weder bei den Schulen selbst noch bei den Kommunen oder dem Landkreis. „Das Kultusministerium und das Sozialministerium schieben sich gegenseitig die Verantwortung zu. Das führt zu keinem Ergebnis“, sagt er.

Brennpunktschulen vermeiden

Dabei sei gerade jetzt der Bedarf dringender denn je. Unter den Flüchtlingen sind Hunderte Kinder im schulpflichtigen Alter. „In Mittelsachsen sind es derzeit zwischen 300 und 400“, so Peter Lorenz. Sie müssen integriert werden. Aber so, dass „weder Bildungsqualität noch Motivation verloren gehen“. Deshalb hat der Kreiselternrat am Wochenende eine Resolution mit fünf zentralen Forderungen verabschiedet.

Erstens: Die Anzahl der Kinder pro Klasse darf den Klassenteiler von 28 nicht überschreiten. Eng damit verbunden ist Forderung 2: Der Anteil der Flüchtlingskinder pro Klasse und Schule darf 15 Prozent nicht übersteigen. Zudem sollen die zu integrierenden Kinder auf verschiedene Schulen – unabhängig von der Trägerschaft – verteilt werden. Peter Lorenz rechnet vor: „Wenn in einer Klasse 28 Schüler sind, sollen maximal fünf davon einen Migrationshintergrund haben.“ Das beziehe sich allerdings nur auf die Flüchtlingskinder, die aus den Deutsch-als-Zweitsprache-Klassen, kurz Daz, kommen. Die, die schon lange integriert sind, fielen nicht mit unter diese 15-Prozent-Quote.

Die Verteilung der Flüchtlingskinder auf verschiedene Schulen sei besonders wichtig. Die Sächsische Bildungsagentur und das Landratsamt würden festlegen, wo die Kinder untergebracht werden. „Dabei besteht die Gefahr, dass viele Kinder in eine Schule kommen. Wir müssen aber Brennpunktschulen vermeiden“, sagt Peter Lorenz. Dafür müsse in Kauf genommen werden, dass Schulwege weiter sind oder komplizierter werden.

Drittens fordert der Kreiselternrat, dass Turnhallen an Schulen nicht als Aufnahmeeinrichtung oder Unterkünfte für Flüchtlinge dienen dürfen. Die Sportstätten seien ein wesentlicher Baustein der Integrationsarbeit.

Besonders wichtig ist den gewählten Elternvertretern, dass die notwendigen Voraussetzungen für die Integration von Flüchtlingskindern geschaffen werden – sowohl personell als auch räumlich. Also mehr Lehrer, mehr Schulsozialarbeiter, mehr Integrationshelfer. „Im Landkreis arbeiten im Schuljahr 2015/16 zwölf Schulsozialarbeiter – sechs an Ober- und sechs an Förderschulen“, so Heidi Richter, Leiterin des mittelsächsischen Jugendamtes. Zudem seien über das Projekt „Soziale Schule“ 13 Fachkräfte an elf Oberschulen, einem Gymnasium und einer Förderschule tätig, ergänzt sie

.

Freistaat gibt 52 Millionen Euro

„Für die 290 Schüler derzeit ist ein Schulsozialarbeiter ausreichend. Wenn aber perspektivisch mehr Schüler auch mit Migrationshintergrund zu uns kommen, halte ich eine zweite Fachkraft für notwendig“, sagt die Leisniger Oberschulleiterin Kristin Dorias-Thomas. Momentan werden in der Einrichtung noch keine Flüchtlingskinder unterrichtet. „Ich weiß aber, dass Gespräche zwischen Vertretern der Bildungsagentur und den Schulträgern liefen, was die Kapazität und die Bereitschaft betrifft. Beides ist bei uns vorhanden“, ergänzt sie.

Was die Integrationshelfer anbelangt, habe der Freistaat bereits gehandelt, erklärt Peter Lorenz vom Kreiselternrat Mittelsachsen: „Es werden für die nächsten drei Jahre 52 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Die Integrationshelfer werden derzeit ausgebildet. Sie kommen allen Kindern zugute, nicht nur denen der Flüchtlinge.“ Der Elternrat befürwortet zudem den Einsatz von Quereinsteigern an Schulen. „Wichtig ist uns aber, dass sie eine pädagogische Ausbildung erhalten“, sagt Lorenz.

Abschließend fordert der Rat, dass die Elternvertreter der Schulen „frühzeitig in das Thema Integration und wesentliche Änderungen im Umfeld der Kinder einbezogen werden. Deshalb haben wir die Resolution jetzt schon verabschiedet. Es sollen keine Qualitätsabstriche bei der Bildung gemacht werden“, so Lorenz.