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Kreis benötigt 2 800 Wahlhelfer

Viele sind schon seit Jahren dabei und im Rentenalter. Jüngere Nachfolger zu finden, ist nicht immer leicht.

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© Dietmar Thomas

Von Tina Soltysiak

Döbeln/Freiberg. Um auf die Wahlbeteiligung von über 99 Prozent zu kommen, ist Konrad Bretschneider zu DDR-Zeiten mit der fliegenden Wahlurne durchs Dorf gezogen. „Wir haben die älteren Leute aufgesucht, die es nicht bis ins Wahllokal geschafft haben. Die haben uns teilweise gefragt, wo sie ihr Kreuz machen sollen“, erinnert sich der 66-Jährige. Diese Zeiten sind längst vorbei. Und darüber ist er auch froh.

Dem Ehrenamt als Wahlhelfer ist er aber auch nach der Wende treu geblieben. „Bei der ersten großen gesamtdeutschen Wahl haben wir im Wilden Mann in Ostrau bis nachts halb 5 die Stimmen ausgezählt. Es sollte ja alles korrekt sein“, sagt er. Heutzutage geht es deutlich schneller. Zur Bundestagswahl am 24. September wird er gemeinsam mit fünf Wahlhelfern das Wahlbüro in der alten Schule in Zschochau, einem Ortsteil der Gemeinde Ostrau, als Wahlvorsteher betreuen. „Wir sind ein eingespieltes Team. Aber es ist schwer, neue Leute zu finden, die sich als Wahlhelfer engagieren“, nennt Bretschneider ein Problem.

Helfer machen mehrfach mit

313 Wahlvorstände werden insgesamt im Wahlkreis 161 Mittelsachsen gebraucht, wie Kreiswahlleiter Peter Schubert sagt. „Ein Wahlvorstand besteht aus dem Wahlvorsteher als Vorsitzenden, seinem Stellvertreter und weiteren drei bis sieben Beisitzern“, erklärt Schubert. Demzufolge würden etwa 1565 bis 2817 ehrenamtliche Wahlhelfer im Wahlkreis 161 benötigt. Weitere kämen hinzu, da ein Teil des Kreises dem Wahlkreis 163 zugeordnet ist.

Frühzeitig haben einige Kommunen im Altkreis Döbeln einen Aufruf gestartet, dass sich Personen melden sollen, die die Mitarbeiter der Städte und Gemeinden am Wahltag unterstützen. Für Konrad Bretschneider aus Zschochau habe außer Frage gestanden, dass er wieder mitmacht. Wie Antje Zornik von der Ostrauer Gemeindeverwaltung sagt, werden 47 Wahlhelfer gebraucht. „Der Bedarf ist bereits gedeckt, die Zusammenarbeit mit den Bürgern, die wiederkehrend als Wahlhelfer fungieren, klappt seit vielen Jahren hervorragend und sehr lobenswert“, so Antje Zornik. Es gebe auch Neuzugänge. „Meist bleiben diese dann auch bei künftigen Wahlen dabei“, so ihre Erfahrung. Viele Mitarbeiter der Verwaltung seien am Wahltag eingebunden, um die sieben allgemeinen Wahlbezirke sowie das Briefwahllokal zu betreuen, erläutert sie. Seit Dienstag haben die aktuell 3 036 Wahlberechtigten in der Gemeinde die Möglichkeit, im Bürgerbüro beziehungsweise Einwohnermeldeamt die Briefwahl durchzuführen. Konrad Bretschneider ist froh, dass es in Zschochau noch ein Wahllokal gibt. „Die Wahlbeteiligung ist bei uns immer so hoch, dass es den Aufwand rechtfertigt“, sagt er. Für ihn beginne der Sonntag gegen 7 Uhr mit der Abholung der Kiste mit Listen und der Wahlurne im Ostrauer Gemeindeamt. „Gegen 7.30 Uhr kommen die Wahlhelfer, die ich belehren muss, ihre Aufgabe exakt durchzuführen. Dann zahle ich die Aufwandsentschädigung aus und wir teilen uns in zwei Schichten auf“, erklärt er. Körperlich und geistig sei die Aufgabe als Wahlhelfer gut zu schaffen. „Man muss aber natürlich schon bei der Sache sein und gewissenhaft arbeiten. Vor allem beim Auszählen“, so Konrad Bretschneider. Seine Erfahrung sei, dass die Wahlhelfer vor allem ältere Personen seien, die teils schon lange dabei sind. Jüngere Nachfolger zu finden, sei nicht so leicht.

Eine DA-Abfrage bei den Kommunen hat ergeben, dass die Zahl der benötigten Wahlhelfer zum jetzigen Zeitpunkt – drei Wochen vor der Bundestagswahl – überall erreicht wurde. „Wir benötigen 80 Personen“, so Heidrun Prudlo von der Stadtverwaltung Hartha. Es würden alle Verwaltungsangestellten und Mitarbeiter aus den nachgeordneten Einrichtungen bei der Wahl mithelfen beziehungsweise seien als Reserve eingeteilt. „Es gibt einen festen Helferstamm, besonders in den Ortsteilen, der über Jahre hinweg bei den Wahlen ehrenamtliche Arbeit leistet“, ergänzt sie.

Extra Fahrer am Wahltag im Einsatz

Solche engagierten Bürger gibt es in allen Kommunen. „Es gibt Personen, die bei fast jeder Wahl mithelfen. Als ein Beispiel möchte ich hier zwei Ortsteile benennen: Durch die Einwohner der Ortsteile Wetterwitz/Wettersdorf und auch des Ortsteiles Otzdorf wird immer die Durchführung der Wahl am Wahlsonntag abgesichert“, so Roßweins Hauptamtsleiterin Michaela Neubert. Aktuell habe die Stadt Roßwein rund 6 200 Wahlberechtigte, die ihre Stimme in elf Wahllokalen und dem Briefwahllokal, das ab dem 11. September geöffnet ist, abgeben können. In Döbeln ist die Briefwahl ab Dienstag möglich (DA berichtete). „Die 20 Wahllokale werden mit 140 Wahlhelfern besetzt, in den drei Briefwahllokalen werden 24 Wahlhelfer tätig sein. Damit ist der Bedarf gedeckt, weitere Personen werden nicht benötigt“, so Stadtsprecher Thomas Mettcher. Stand 11. August gibt es 19 654 Wahlberechtigte in Döbeln, ergänzt Mettcher.

In der Gemeinde Striegistal werden acht Wahllokale eingerichtet und dafür 48 Wahlhelfer benötigt. „Der Bedarf konnte gedeckt werden. Die Mitarbeiter der Verwaltung sind am Wahlsonntag eingebunden“, informiert Beate Ludwig von der Gemeindeverwaltung. Die 3 862 Wahlberechtigten können zu den Öffnungszeiten der Stadtverwaltung Hainichen ihre Briefwahlunterlagen beantragen. Ab Montag ist dies auch unter www.hainichen.de möglich.

In Kriebstein kümmern sich 42 Wahlhelfer, ein Gemeindewahlleiter sowie ein Fahrer um den reibungslosen Ablauf am Wahlsonntag. Die Gemeindeverwaltung ist am 23. September von 8 bis 12 Uhr besetzt, damit diejenigen der 1 811 Wahlberechtigten, die am Sonntag keine Zeit haben, ihre Stimme per Briefwahl abgeben können. Ähnlich ist die Situation in Waldheim. Für den Freitag vor der Wahl sind verlängerte Öffnungszeiten vorgesehen: von 9 bis 12 Uhr und 13 bis 18 Uhr. Im Zimmer 4 des Rathauses ist das Briefwahllokal eingerichtet. „Die Briefwahl ist vom 11. bis 22. September möglich“, so Ordnungsamtschefin Mandy Thümer. In den elf Wahllokalen helfen 96 Personen, im Rathaus 14.