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Kreher pflegt seinen Torriecher

Der 37-Jährige ist durch einen Nasenbeinbruch außer Gefecht. Seine Copitzer verlieren beim Reichenbacher FC mit 1:2 (1:1).

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© Marko Förster

Pirna. Der VfL Pirna-Copitz verlor am Sonntag beim abstiegsbedrohten Reichenbacher FC mit 1:2 (1:1). Die Gäste gingen durch Martin Schmidt (34.) in Führung. Sieben Minuten später glich Reichenbach durch Maik Strobel (Strafstoß) aus. Im zweiten Abschnitt legten die Gastgeber vor. Andre Meyer besorgte das 2:1 für den RFC (64.), wenig später sah VfL-Youngster Moritz Kletschka die Ampelkarte (66.). In der Schlussphase wurde es hektisch. In der 86. Minute flogen der Reichenbacher Kevin-Pal Petrovics mit Gelb-Rot und der Copitzer Sebastian Scholz nach einer Roten Karte vom Platz. Nicht im VfL-Aufgebot stand Stürmer Ronny Kreher, der sich im Training einen Nasenbeinbruch zugezogen hatte. So fand der 37-Jährige, der seit 2013 für den VfL Pirna-Copitz am Ball ist und in dieser Zeit 54 Punktspieltore erzielte, ausreichend Zeit für ein ausführliches SZ-Interview.

So jubelte Ronny Kreher als Kapitän der Oberliga-Mannschaft der SG Dynamo.
So jubelte Ronny Kreher als Kapitän der Oberliga-Mannschaft der SG Dynamo. © SZ/Archiv

Herr Kreher, wie geht es Ihnen?

Danke, ich pflege, wenn sie so wollen, meinen Torriecher. Es geht mir gut, aber an Fußball ist derzeit nicht zu denken. Zum Glück musste ich mich nach dem Nasenbeinbruch keiner Operation unterziehen.

Was war passiert?

Ich bin im Training mit John-Benedict Hentschel zusammengerauscht und habe mir bei diesem Zweikampf die Nase gebrochen. Allerdings habe ich das erst zwei Tage später erfahren.

Wieso?

Ich wurde vom Trainingsplatz mit dem Notarztwagen ins Krankenhaus auf dem Pirnaer Sonnenstein gebracht. Dort wurde die Nase aber nicht geröntgt, denn die Ärztin war der Meinung, es sei nur eine starke Prellung. Zwei Tage später sah ich im Gesicht aus, als ob ich mich zum Fasching vorbereitet hätte. Ich bin dann wieder zum Arzt und der hat einen glatten Durchbruch der Nase diagnostiziert.

Wann können Sie wieder spielen?

Ich denke, ich steige nach den Osterfeiertagen wieder ins Mannschaftstraining ein. Ich will in dieser Serie auf jeden Fall noch ein paar Begegnungen bestreiten.

Werden es Ihre letzten Punktspiele für den VfL sein oder verlängern Sie Ihren Vertrag noch einmal?

Gute Frage, die ich derzeit gar nicht beantworten kann. Klar, mit 37 denkt man sicher auch ans Aufhören, aber ich werde das Gespräch mit unserem Geschäftsführer Oliver Herber abwarten. Danach fällt eine Entscheidung. Ich muss den Sport auch mit meinem Beruf vernünftig planen können.

Was machen Sie beruflich?

Ich bin immer noch in meinem ehemaligen Ausbildungsbetrieb als Bierbrauer tätig, nunmehr also 21 Jahre. Wir arbeiten in Schichten und rollender Woche. Bei der Früh- und Nachtschicht bekomme ich das mit dem Training gut hin. Wir bilden von Dresden aus oft eine Fahrgemeinschaft, das klappt gut.

Schaut man auf diese Saison, scheint der VfL auf Ihre Tore noch nicht verzichten zu können. Sie haben schon sechsmal ins Schwarze getroffen ...

Wie gesagt, ich warte ab, wie die Vorstellungen der Vereinsführung sind. Für mich ist die jetzige Pause bitter, denn ich hatte mich nach der durchwachsenen Wintervorbereitung wieder gut gefühlt. Aber solche Verletzungen kommen ja immer zum ungünstigsten Zeitpunkt.

Haben Sie den Wunsch, noch einmal bei Ihrem Heimatverein in Marienberg zu kicken?

Ja, die Idee gibt es schon. Damit würde sich der sportliche Kreis schließen. Ich habe ja 1996 eine dreijährige Ausbildung zum Brauer und Mälzer in Dresden begonnen, aber damals trotzdem weiter für Motor Marienberg Fußball gespielt.

Bis wann?

Bis ich 2003 eine Einladung vom FV Dresden 06 Laubegast bekam. Die Mannschaft war damals unter dem späteren Heidenauer Trainer Bernd Fröhlich bis in die Oberliga durchmarschiert. Nach einem Probetraining wurde ich verpflichtet. Ich habe dort auch noch mit Matthias Maucksch zusammengespielt, der später mein Trainer war.

Und wann wurden Sie ein Dynamo?

Jan Seifert hat mich 2007 geholt. Er trainierte die zweite Mannschaft, deren Kapitän ich später vier Jahre lang war. 2009 stiegen wir in die Oberliga auf und gewannen den Landespokal, mit Benjamin Kirsten im Tor. Es war eine tolle Saison, zumal wir damals unserem Verein die Teilnahme am DFB-Pokal gesichert haben.

Warum sind Sie dann 2012 nach Radebeul gegangen?

Weil es diese U23-Regelung gab und ich 32 Jahre alt war. Daher war die Trennung in Dresden logisch. Trainer in Radebeul war Jan Seifert, den ich von Dynamo kannte. Eigentlich wollte ich in der Karl-May-Stadt meine Laufbahn ausklingen lassen.

Aber es kam ein Anruf vom VfL Pirna-Copitz?

Ja, wobei der VfL auch schon das Jahr zuvor durch Stefan Bohne bei mir angefragt hatte. In Radebeul gab es damals einen großen Umbruch, die Rahmenbedingungen änderten sich erheblich. Jan Seifert ging als Nachwuchschef zu Dynamo und ich zusammen mit Georg Balatka und Steffen Dörner zum VfL. Ich habe den Schritt nie bereut, zumal ich in der ersten Saison 28 Treffer erzielte und wir 2015 in die Sachsenliga aufstiegen.

Wie sehen Sie das laufende Spieljahr?

Die erste Halbserie lief eigentlich richtig gut. Leider sind wir in der Rückrunde nicht gut aus den Startlöchern gekommen. Aber ich denke, dass trotz der Niederlage in Reichenbach Platz vier noch möglich ist. Gelingt uns das, wäre auch das zweite Landesligajahr ein durchaus erfolgreiches. Ganz nach oben fehlt noch ein Stück, das haben die Duelle gegen die Spitzenteams aus Eilenburg, Grimma und Kamenz gezeigt.

Gespräch: Jürgen Schwarz