Merken

Krebs wartet 15 Jahre auf ein Wunder

Elbe oder Müglitz sind weit weg, und doch versinkt das Dorf bei jedem Starkregen im Wasser. Nun gibt es die erste gute Nachricht.

Teilen
Folgen
© Norbert Millauer

Von Heike Sabel

Krebs. Zum ersten Mal seit 15 Jahren schauen die Dürings in Krebs bei Dauerregen nicht ängstlich zum Himmel. Es ist die Verbindung zwischen Auffang- und Abzugsgraben hinter ihrem Grundstück, die sie ruhiger werden lässt. Sie gehört zur ersten von zehn Maßnahmen, die Krebs künftig besser vor Wassermassen schützen soll.

Krebs liegt weder an der Elbe noch an der Gottleuba, Müglitz oder Seidewitz und doch überschwemmte es das Dorf 2002 völlig unvorbereitet. Durch die Gärten der Dürings und ihrer Nachbarn schießt das Wasser, hinterlässt eine dicke Schicht Schlamm. Und es passiert noch einige Male, nicht mehr so schlimm, aber schlimm genug, um weiter Angst zu haben. Es wird diskutiert und geplant, die Unwetter kommen und gehen – und es vergehen die Jahre. Die Dürings fragen immer wieder nach, drängen und pumpen ständig das Wasser ab, das permanent ihr Grundstück und das ihrer Nachbarn bedroht.

Zehn Jahre dauerte es, bis das Maßnahmepaket vorgestellt wurde. Da hatte das Wasser schon wieder einige Male Schaden angerichtet. Und die Vorstellung bedeutete noch lange nicht, dass es losging. Immer wieder Verzögerungen, mal beim Planen, mal beim Genehmigen. Als schließlich im April dieses Jahres tatsächlich der Bagger vor Dürings und Heinzes Grundstück steht, bezeichnen sie es als „Wunder von Krebs“.

Oft wird der Bau der Autobahn als Grund für das Leid der Krebser gesehen. Die Dürings sehen das differenzierter. „Die alleinige Ursache im Neubau der Autobahn zu sehen, ist viel zu kurz gegriffen, auch wenn dies gern so behauptet wird. Im südlichen Bereich von Krebs spielt die Autobahn sicherlich eine Rolle. Auf unserer nördlichen Seite nicht.“ Neben dem Klimawandel ist für sie vor allem die jahrzehntelange intensive Landwirtschaft mit teilweise nicht sachgerechter Bewirtschaftung eine Hauptursache. Ingo Düring hat dazu viele Fachgespräche mit Behörden und Agrargenossenschaften geführt.

Für ihn steht fest, es gibt nicht eine Ursache, sondern viele, die zusammenwirken: schwere Technik und damit Bodenverdichtung, Großfelderwirtschaft, Maisanbau, Bewirtschaftung längs zum Gefälle, keine Drainagen mehr, häufiges Brachliegenlassen der Felder, Geländeneigungen und unzureichende Bewässerungssysteme. Diese Komplexität der Ursachen erschwert eben auch, die richtigen Gegenmaßnahmen zu finden. Bis alle zehn Projekte umgesetzt sind, wird es noch mindestens drei Jahre dauern.

Meilenstein soll gefeiert werden

„Bei den zum Teil sehr instabilen Wetterlagen der letzten Wochen mit viel Unwetterpotenzial tritt für uns erst einmal Erleichterung ein“, sagen die Dürings. Das wäre ihnen eine feierliche Bauabnahme des „ersten Meilensteines im Hochwasserschutz Krebs“ wert, auch wenn es eben nur die erste von zehn Maßnahmen ist. Deshalb wollen sie gar nicht so im Mittelpunkt stehen. „Das wäre auch unfair allen anderen Betroffenen in Krebs gegenüber.“

Bürgermeister Ralf Müller (CDU) wollte in diesen Tagen eine Sitzung des Ortschaftsrates einberufen und dafür die Übergabe die Kanalverbindung offiziell übergeben. Doch leider mache der Polterhof als der Treffpunkt im Dorf keine Veranstaltungen mehr, sodass wir uns erst etwas einfallen lassen müssen, sagt Müller.