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Kreativer Konter zur NPD-Demo in Pirna

Rechtsextreme machen in Pirna gegen angebliche Überfremdung mobil. Doch ungewollt unterstützt jeder Teilnehmer damit Asyl-Projekte.

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Von Alexander Müller

Auf Pirnas Marktplatz wird es heute finster, im doppelten Sinne. Für 19 Uhr ist eine NPD-Kundgebung angemeldet. Offiziell wendet sich die Demo gegen angeblichen Asylmissbrauch und Überfremdung, Mitinitiator ist der Pirnaer NPD-Stadtrat Olaf Rose. Es wird jedoch auch tatsächlich finster, denn Pirnas Oberbürgermeister Klaus-Peter Hanke hat angekündigt, die Marktplatz- und Rathausbeleuchtung während dieser Zeit auszuschalten. Doch das ist nicht die einzige Reaktion. Für jeden Teilnehmer der Demo sollen Projekte für Asylsuchende fünf Euro erhalten. Die Stadt ruft dazu auf, die Arbeit mit Flüchtlingen auf diese Weise zu unterstützen (mehr dazu morgen). Sollte die Summe nicht allein aus Spenden zusammenkommen, hat die Ostsächsische Sparkasse Dresden zugesagt, den Restbetrag zu begleichen. Eine solche kreative Gegenaktion hat in der Region Seltenheitswert. Ähnliches gab es jüngst im bayerischen Wunsiedel, wo einst der Hitler-Stellvertreter Rudolf Hess begraben war. Dort wehrte man sich gegen den alljährlichen Neonazi-Aufmarsch zum Volkstrauertag. Für jeden Meter, den ein Rechtsextremer dort zurücklegte, gab es Geld.

In Pirna wird es heute, ab 19.15 Uhr, zudem ein Gedenken für die Menschlichkeit in der Marienkirche geben. Nach SZ-Informationen sollen deren Glocken bereits mindestens eine Viertelstunde zuvor lang anhaltend läuten, um dazu einzuladen. In Pirna leben derzeit 237 Asylsuchende, die Stadt hat rund 38 000 Einwohner. Alle Asylbewerber sind dezentral untergebracht, ein Heim ist auch künftig nicht geplant.