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Krawatten in Gefahr

Traditionell wird Männern zum Weiberfasching der Schlips gekürzt. Ein Problem für alle, die ihn berufsbedingt täglich tragen müssen?

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© Matthias Weber

Von Romy Kühr

Zum Weiberfasching, der am heutigen Donnerstag in der Oberlausitz begangen wird, leben Schlipsträger besonders gefährlich. Für manche Berufsgruppen – zum Beispiel Banker – gehört der Schlips zur Grundausstattung. Da büßt mancher das seriöse Accessoire ein. Aber dürfen zum Beispiel Bankmitarbeiter eigentlich auch mal ohne Schlips auf Arbeit kommen? Wolfgang Zürn, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Löbau-Zittau, sieht das locker, hat aber eine ganz klare Meinung zu den Krawatten-Verweigerern.

Herr Zürn, wird die Tradition des Krawatten-Abschneidens bei Ihnen im Unternehmen gepflegt?

Ja, die Frauen sind da ganz aktiv. Sie sind ja bei uns in der Überzahl und die wenigen Männer, die wir haben, sind stark gefährdet, ihre Krawatte einzubüßen. Männer mit abgeschnittenen Krawatten sind bei uns zum Weiberfasching immer zu sehen, die Tradition wird aber unterschiedlich gepflegt. Im Neugersdorfer Hauptsitz ist da mehr los als zum Beispiel in Zittau. In Neugersdorf gehört der Fasching fest dazu.

Dürfen die Kollegen an so einem Tag auch ausnahmsweise mal ohne Krawatte zur Arbeit kommen? Oder gehört der Schlips für den Banker unbedingt dazu?

Im Prinzip gehört es sich, dass Männer im Bankgeschäft immer eine Krawatte tragen. An so einem Tag wäre es aber auch kein Beinbruch, wenn sie mal fehlt. Meine persönliche Meinung ist aber: Wer an so einem Tag die Krawatte weglässt, ist ein Spielverderber.

Die Bankkollegen haben ja Erfahrung mit dem Thema. Wie schützen Sie sich vorm Krawattenverlust?

In der Tat sind wir da schon geübt. Wir Männer haben so einige Tricks auf Lager und lassen uns etwas einfallen. Viele nutzen die Möglichkeit, ein ungeliebtes oder altes Teil aus dem Kleiderschrank loszuwerden. Das passt zwar dann vielleicht fabrlich nicht zum restlichen Outfit, das macht aber an dem Tag auch nichts. Manche tragen auch gleich den abgeschnittenen Schlips aus dem Vorjahr. Andere verwirren die Frauen mit ganz gemeinen Tricks und arbeiten einen Draht in die Krawatte ein. Das sorgt immer für einige Überforderung bei den Damen. Es gibt natürlich auch immer wieder Männer, die nicht gar daran denken und ausgerechnet an dem Tag eine gerade erst neu gekaufte oder besonders schicke Krawatte tragen. Es kommt dann auf ihr Verhandlungsgeschick an, die Frauen vom Abschneiden abzuhalten.

Haben Sie sich selbst schon eine alte Krawatte rausgesucht?

Nein, ich hatte ehrlich gesagt gar nicht mehr an den Tag gedacht. Gut, dass Sie danach gefragt haben. Jetzt bin ich vorgewarnt.

Gibt es zum Weiberfasching bei Ihnen im Unternehmen etwas Besonderes für die Damen, zum Beispiel eine Runde Pfannkuchen?

Nein, das ist bei uns nicht so üblich. Das gibt es dann eher zum Rosenmontag oder Faschingsdienstag – dann natürlich für alle, auch die Männer. Es kommt aber immer darauf an, ob jemand aus der Abteilung die Initiative ergreift und für seine Kollegen eine Runde ausgibt.