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Krawatte trifft Blaumann

Ministerpräsident Stanislaw Tillich besuchte Böpple Bau im Gewerbegebiet. Er hörte von Erfolgen, aber auch von Sorgen.

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© Uwe Soeder

Von Kerstin Fiedler

Fast schüchtern kamen die Mitarbeiter von Böpple Bau vor die Tür des Verwaltungsgebäudes, als Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) vorfuhr. Doch der ließ es sich nicht nehmen, jeden mit Handschlag zu begrüßen. Geschäftsführer Gerd Schieber war aufgeregt. Er hatte sich gut vorbereitet, wollte mal ein paar Dinge ansprechen, die ihn als Unternehmer und als Gemeinderat beschäftigen. Warum Tillich sich seinen Betrieb ausgesucht hat, wusste er nicht. „Vielleicht, weil ich jetzt 50 Jahre im Bau tätig bin“, fragte er sich. Jedenfalls konnte Schieber dann über das geschichtsträchtige Gebäude berichten, zu dem noch vor 30 Jahren niemand vordringen durfte. Schließlich war es Teil der Munitionsfabrik, der Muna, die zu DDR-Zeiten auch noch für die Mitarbeiter die Neubauten nach Königswartha brachte. An diesen Häusern hat Gerd Schieber schon mitgebaut. „Dass wir sie eines Tages mal abreißen werden, hätte niemand gedacht“, sagt Schieber. Doch über die Wende ist der 69-Jährige froh. „Ich hatte das Glück, eine gute West-Ost/Ost-West-Geschichte zu erfahren“, sagt er. Mit dem Heilbronner Betrieb Böpple Bau, dessen Namen er auch nach der kompletten Abkoppelung 2006 behielt, hat er gute Erfahrungen gemacht. Waren es zu Spitzenzeiten in den 90er Jahren bis zu 200 Beschäftigte, hat Böpple Bau jetzt 71 Mitarbeiter. Und er bildet aus. „Allerdings bleiben nicht alle später hier. Die jungen Leute suchen sich einen Ausbildungsplatz, der viel Geld bringt. Aber arbeiten wollen sie im Bau später nicht“, berichtet Gerd Schieber. Erst diese Woche habe er drei neue Lehrverträge unterschrieben.

Seine Baustellen hat er eher im Hoyerswerdaer Raum, oft sind es große Auftraggeber wie Vattenfall, für die er schon seit Jahren arbeitet. „Bei kleinen Aufträgen in den Gemeinden hat man kaum eine Chance“, sagt er. Habe er für Jänschwalde die Feuerwache gebaut, bekam er den Auftrag für das heimische Gerätehaus nicht. Stanislaw Tillich wollte wissen, woran das liegt. Laut Ansicht nicht nur von Gerd Schieber liegt das vor allem an den qualitativ sehr unterschiedlichen Planungsbüros, die die Unterlagen zwar rechtskonform ausschreiben, aber einige Punkte nicht ab- oder hinterfragen. Das Problem ist auch Landrat Michael Harig (CDU) bekannt. „Da sollten sich vielleicht auch die Innungen einmischen“, findet Harig. Doch Schieber lacht: „Es gibt ja kaum noch Innungsbetriebe“, sagt er. Und auch die Beigeordnete Birgit Weber weiß, dass durch die Arbeit der Planungsbüros seriöse Unternehmen oft hinten runterkippen. Und dann wird es für die Kommunen teurer, wenn es zum Beispiel um Nachträge und Gewährleistung geht. Das Gerätehaus Königswartha sei ein Beispiel, sagt Schieber. An der Stelle regte Dietrich Gökelmann, Präsident der Landesdirektion Sachsen, an, bei berechtigten Zweifeln die Vergabenachprüfstelle zu beauftragen. Doch Gerd Schieber ist skeptisch. Wer soll denn das machen, fragt er. Da sei es vielleicht wichtiger, gegen Schwarzarbeit vorzugehen. „Die Berufsgenossenschaft kann doch nicht so blind sein, wenn sie zu mir auf die Baustelle kontrollieren kommt, wenn sie vorher an Schwarzbauten vorbeifährt“, sagt Gerd Schieber.

Dann war die Besuchszeit auch schon wieder vorbei. Und dabei hätte Gerd Schieber doch gern noch den Denkmalschutz angeprangert, der den Abriss eines alten Hauses auf dem Gutsplatz verhindert.