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Kraußnitzer wollen Feuerwehrtechnik behalten

Ein kompletter Anschluss an die Ortswehr von Böhla ist für die Brandschützer keine Option.

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Von Manfred Müller

Etwas Misstrauen ist schon dabei, wenn die Kraußnitzer Feuerwehrleute derzeit die Diskussionen im Schönfelder Gemeinderat verfolgen. Dort wird ein Streit um ihr Gerätehaus ausgetragen (die SZ berichtete). Die Kommune will das Grundstück, auf dem die 18 Mann starke Ortswehr logiert, verkaufen. Das Geld soll für den Bau einer neuen Feuerwehrgarage eingesetzt werden. Gegen diese Verfahrensweise gibt es allerdings Widerstand von Seiten der Bürgerinitiative „Für unsere Gemeinde“.

Gegen den Umzug an sich haben die Brandschützer nichts einzuwenden. Auch die Frage, ob die neue Unterstellmöglichkeit am ehemaligen Gemeindeamt nun massiv oder aus Fertigteilen gebaut wird, ist ihnen relativ gleichgültig. „Die Gemeinde wird uns das hinstellen, was kostengünstiger ist, sagt Feuerwehrmann Xaver Thienel. „Hauptsache, wir bekommen alles unter.“ Den Mitgliedern der kleinen Ortswehr geht es vielmehr darum, einsatzfähig zu bleiben. Seit Jahren rücken sie mit einem Löschanhänger aus, der von einem Traktor gezogen wird. Die Mannschaft muss entweder mit privaten Pkw zum Einsatzort fahren oder mit einem uralten Multicar. „Das wird in Zukunft schon aus versicherungstechnischen Gründen nicht mehr möglich sein“, reklamiert Xaver Thienel. Der Kraußnitzer arbeitet bei der Werksfeuerwehr von BASF in Schwarzheide und kennt sich mit den Sicherheitsbestimmungen bestens aus. Der Multicar sei in dieser Hinsicht mindestens grenzwertig.

Seit mittlerweile fünf Jahren drängt die Kraußnitzer Ortswehr darauf, dass das DDR-Vehikel durch einen zeitgemäßen Mannschaftswagen ersetzt wird. Sie seien von der Gemeinde immer nur hingehalten worden, kritisieren die Kameraden. Tatsächlich hatte die Kommune in dieser Zeit andere Probleme. Schönfeld sanierte mit Millionenaufwand seine Oberschule; da geriet für die kleine Feuerwehr im abgelegenen Ortsteil Kraußnitz etwas aus dem Blick. Noch immer ist die finanzielle Situation so angespannt, dass die Gemeinde kein neues Mannschaftsfahrzeug kaufen kann. „Wir haben bei der Bundeswehr angefragt, ob wir einen gebrauchten Transporter bekommen können“, erklärt Bürgermeister Hans-Joachim Weigel. Nach anfänglicher Ablehnung gab es dieser Tage ein kostenloses Angebot. Aber dieses Angebot macht die Kraußnitzer nicht glücklich.

Zum einen ist das Mannschaftsfahrzeug über 20 Jahre alt. „Das muss man sich wirklich gut überlegen“, sagt Xaver Thienel. „Die Linzer Feuerwehr hat gerade erst schlechte Erfahrungen mit einer überalterten Pumpe gemacht.“ Das größere Problem jedoch ist, dass der Bundeswehrtransporter nicht dafür ausgelegt ist, den Löschanhänger zu ziehen. „Wenn wir den nehmen, ist unsere Technik weg“, befürchtet Thienel.

Das aber ist für Kraußnitzer Feuerwehrleute keine Option. Sie könnten zwar die Technik der besser ausgestatteten Ortswehren aus den Nachbardörfern Böhla und Linz mit nutzen; nur würde das das Ende ihrer formellen Eigenständigkeit bedeuten. „So etwas funktioniert in den seltensten Fällen“, wendet Xaver Thienel ein. „Es ist eher zu befürchten, dass die Motivation der Kameraden sinkt und dass sie irgendwann aussteigen.“ Die Kraußnitzer stehen mit ihrem Problem nicht allein da. In vielen Gemeinden der Region stehen derzeit Veränderungen an. Das benachbarte Thiendorf zum Beispiel konzentriert sich auf fünf Standorte, die restlichen drei Ortswehren werden Thiendorf und Ponickau zugeordnet. Dort soll ein Konzept erarbeitet werden, das die Mitglieder der kleinen Hängerwehren auf den gleichen Ausbildungsstand bringt wie ihre Kameraden auf den Löschfahrzeugen. Ähnliches schwebt wohl auch der Gemeinde Schönfeld mit der Kraußnitzer Ortswehr vor. Allerdings müsste sie dazu ihren Feuerwehrbedarfsplan ändern und vor allem erst einmal mit den Kameraden klar Schiff machen.