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Kraftakt im Kilt

Auf der Frauenhainer Insel tragen Jungs eine Woche lang Rock – und arbeiten dabei an ihrer Männlichkeit.

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© Eric Weser

Von Eric Weser

Röderaue. Ritsch, ratsch. Danny ruckelt die Säge hin und her. So richtig will es anfangs nicht klappen, immer wieder verkantet sich das Werkzeug im Holz. Dem 15-Jährigen mit dem schwarzen T-Shirt treten die Schweißperlen auf die Stirn. Doch Danny gibt nicht auf. Den entscheidenden Hieb versetzt der junge Großenhainer dem Holzstück schließlich mit einer Art Karate-Schlag. Es purzelt zu Boden. Geschafft!

Es ist Montagmittag auf der Frauenhainer Insel und für Uneingeweihte spielt sich hier ein merkwürdiges Schauspiel ab: Zwischen mehreren Zelten stromern Jugendliche herum. Manche schleppen Holzscheite, andere bauen wie Danny an einer Art Tisch. Eins ist bei fast allen gleich: Statt der üblichen Jeans tragen sie Röcke.

So auch ein blonder Brillenträger, der etwas älter wirkt als die meisten um ihn herum. Der 26-jährige Dominik Schur ist quasi der Chef hier. Das Ganze ist ein Ferienlager der Evangelischen Jugend, erzählt der ausgebildete Erzieher. Gedacht sei es für Jungs im Alter zwischen 12 und 17 Jahren. Und tatsächlich: Mädchen und Frauen sucht man zwischen den pubertierenden Jungs vergebens. Das sei auch ganz gut so, lacht Dominik Schur. So bleibe das Imponiergehabe aus.

In dem naturnahen Ferienlager soll den Jungs ein „gesundes Männerbild“ vermittelt werden, erzählt Schur. Dazu gehört, dass man mal eine Axt, eine Säge oder ein Messer in die Hand nimmt. Dass man mal Holz hackt, ein Feuer macht, sich ein Biwak oder einen Tisch baut. Und dazu gehört auch, dass man sein Essen kocht, das Geschirr wäscht, die Klos putzt. „Am ersten Tag wird da ein bisschen rumgemuckt, ab dem Zweiten gehörte es dazu“, sagt der Betreuer und lacht.

Während manche Aufgaben im Feriencamp obligatorisch sind, ist es das Tragen des typischen schottischen Männerrocks nicht. „Zwei Teilnehmer haben gesagt, das ist nicht so ihr Ding“, sagt Dominik Schur. Der Rest der Truppe und auch die ehrenamtlichen Betreuer sind hingegen gern im Karo-Rock unterwegs. „Die Jungs feiern das regelrecht.“

Wie die sechs Tage im Camp ablaufen, das haben die Jugendlichen zum Großteil selbst in der Hand. Zwar gibt es ein paar feste Programmpunkte, zu denen auch die morgendliche Andacht gehört. Ansonsten haben die Jungs, die aus dem Kreis Meißen aber auch Dresden kommen, freie Hand. Mal wird Fußball gespielt, mal werden Bögen geschnitzt. Die Bauanleitung laden die Betreuer kurzerhand aus dem Internet herunter, wenn es sein muss.

Die Jugendlichen hingegen sind in der Ferienlager-Woche auf der Insel vom Internet abgeschnitten. Strom gibt es nicht. „Ich habe den Jungs geraten: Guckt abends nach euren Nachrichten, dann reicht der Akku die Woche über“, sagt Dominik Schur. Es sei gut, wenn die Jungs mal nicht am Internet hängen, meint der Erzieher.

Eine Kraftprobe anderer Art kommt auf die werdenden Männer Mitte der Woche zu: Dann veranstalten sie als Höhepunkt und Abschluss ihres Inselcamps eine Art Highland-Games. Ähnlich wie beim Vorbild aus Schottland gibt es sportliche Wettbewerbe wie Tauziehen oder Stamm-Weitwerfen. Nächstes Jahr will die Evangelische Jugend mit dem Ferienlager wieder auf die Insel zurückkehren.