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Kräne aus Freital

Im vergangenen Jahr stand die Stahlbaufirma FMA kurz vor der Insolvenz. Mittlerweile hat sie wieder 60 Mitarbeiter.

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© Andreas Weihs

Von Andrea Schawe

Freital. Funken sprühen von der Werkbank, die Schleifmaschine kreischt jedes Mal laut, wenn sie auf das Metall trifft. In der Luft liegt ein metallischer Geruch. „Vorsicht“, ruft ein Mitarbeiter quer durch die Produktionshalle der Firma Freitaler Metall- und Anlagenbau (FMA) an der Poststraße. Er manövriert riesige Kranteile auf die Ladefläche eines Lastwagens, der mitten in der Halle steht. Moderne Krananlagen für die Industrie sind unter anderem Produkte, die das Freitaler Stahlbauunternehmen fertigt – etwa für Müllsortieranlagen. Auch Treppen und Wege für Tagebauanlagen werden in Freital produziert, genauso wie Trafobehälter oder ganze Industriehallen. 60 Mitarbeiter hat der Freitaler Betrieb, der zur Veaxo-Gruppe mit Sitz in Dresden gehört – die meisten arbeiten in der Fertigung: Sie schweißen, biegen, bohren und schneiden. Die Mitarbeiter der Servicetechnik sind außer Haus unterwegs, sie warten und reparieren die in Freital gebauten Anlagen und Maschinen – auch im benachbarten Edelstahlwerk Freital.

„Wir haben viele Aufträge“, sagt Geschäftsführer Peter Hering. Seit vier Monaten arbeite der Betrieb komplett zweischichtig. Noch im November des vergangenen Jahres sah das ganz anders aus. „Wir haben kurz vor einer Insolvenz gestanden“, sagt Peter Hering. Seit 2011 ist er geschäftsführender Gesellschafter der Firma, vor fünf Jahren hatte der Betrieb etwa 20 Mitarbeiter. Gegründet wurde FMA schon 2001 – damals war es eine kleine Vier-Mann-Truppe. 2007 zog das Unternehmen in die Poststraße, wo die ersten großen Maschinen angeschafft wurden.

Schwierigkeiten bekam das Unternehmen im vergangenen Jahr wegen der neuen Produktionshalle. Sie wurde nach zwei Jahren Bauzeit Anfang 2013 am Sitz in Deuben eröffnet. Mit der rund 1 800 Quadratmeter großen Werkhalle hatten die Stahlbauer ihre Produktionsfläche fast verdreifacht. Mehr als zwei Millionen Euro investierte das Unternehmen, um die Halle mit angeschlossenem Bürotrakt zu errichten. Dazu kamen noch einmal rund 500 000 Euro für neue Ausrüstungsgegenstände, wie etwa moderne Strahlsand- und Lackierkabinen. Die Stahlbauer wollten damals ihre Palette an Dienstleistungen stark erweitern. „Das hat alles nicht so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt haben“, sagt Hering.

Um das Insolvenzverfahren zu verhindern, erarbeitete die Geschäftsführung zusammen mit einem Wirtschaftsprüfer ein Konzept für die Sanierung des Betriebs. „Wir haben mit unseren Lieferanten und Kunden gesprochen, um die Zahlungsunfähigkeit zu vermeiden“, erklärt der Geschäftsführer. Viele hätten Verständnis gezeigt. Auch Banken und Mitarbeiter standen hinter dem Konzept. „Es ist klar, dass wir uns auch von einigen in dieser Phase trennen mussten“, sagt Hering. Der Betrieb wurde umstrukturiert, weniger Leute in der Verwaltung, mehr in der Produktion. „Dort entsteht ja die Wertschöpfung“, so Hering. Genau wie vor der Umstrukturierung hat die Firma jetzt 60 Mitarbeiter. „Ein Großteil der Mannschaft ist mitgezogen und bei der Stange geblieben.“

Seit April läuft es wieder. „Wir sind nach wie vor am Markt und die Entwicklung ist positiv“, sagt Hering. Trotzdem sprechen ihn immer wieder Lieferanten oder Kunden an, wie lange es im Freitaler Betrieb wohl noch gehe. „Die Gerüchte halten sich bedauerlicherweise“, sagt Hering. Das sei auch für die Mitarbeiter verwirrend. „Es sind schon Leute zu mir gekommen, die fragten, ob der Laden zumacht – obwohl sie wie verrückt arbeiten.“ Hering kämpft gegen die Gerüchte. Es sei zwar nicht so, dass alles „super laufe“, sagt Hering. „Es wird noch ein paar Lieferanten geben, die ihre Rechnung ein oder zwei Tage später bezahlt kriegen.“ Aber bezahlt werde sie. Die Auslastung des Betriebes sei auch so hoch wie lange nicht. „Die Auftragslage ist gut“, sagt der Geschäftsführer. Der Betrieb stellt auch neue Mitarbeiter ein und sucht weiter Leute.