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Krach im Gemeinderat

Zwischen den beiden stellvertretenden Bürgermeistern kriselt es. Grund sind angeblich vorenthaltene Informationen.

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© André Braun

Von Eric Mittmann

Großweitzschen. Eigentlich sollte es eine ganz normale Sitzung werden. Die Verwendung von Spenden beschließen, Anträge zur Errichtung eines Einfamilienhauses sowie eines Stahlgittermasten für eine Mobilfunkanlage standen ebenfalls auf der Tagesordnung. Stattdessen kriselte es bei der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend in Großweitzschen.

„Es geht mir hierbei um Dinge, die für mich nicht nachvollziehbar sind“, begann Sven Krawczyk (CDU), zweiter stellvertretender Bürgermeister der Gemeinde. Über ihn seien Gerüchte gestreut wurden. „Ich hänge mich überall hinein und mache mich lächerlich, heißt es da“, sagte er. Zudem seien ihm Informationen vorenthalten worden. Die Anordnung sei direkt vom ersten stellvertretenden Bürgermeister Jörg Burkert (Freie Wähler) gekommen. „Darüber hinaus wurden Aufträge vergeben, von denen ich nichts wusste, aber für die ich dennoch meinen Kopf hinhalten muss“, erklärte Krawczyk. „Wir verfügen noch nicht einmal über einen ordentlich beschlossenen Haushalt. In dieser Form dürfen wir eigentlich nur Notreparaturen beschließen. Deswegen beantrage ich hiermit eine Haushaltssperre, damit wir diesen erst einmal strukturieren können.“

Die anwesenden Räte versuchten zunächst, schlichtend auf den zweiten stellvertretenden Bürgermeister einzuwirken und lobten dessen Leistungen. Die Gemeinde sei ohne ihn nicht vollständig. „Wir fragen uns schon, wann er schläft. Wir brauchen seinen Elan“, hieß es da. Es sei enttäuschend zu erfahren, dass die Zusammenarbeit zwischen Krawczyk und Burkert nicht funktioniert.

Letztgenannter erklärte indes, dass er lediglich angeordnet hatte, keine E-Mails an Krawczyks Firmenadresse weiterzuleiten. „Die Nachrichten sollten innerhalb der Gemeinde bleiben. Darauf hatten wir uns geeinigt“, sagte Burkert. Krawczyk fügte daraufhin an, dass bereits besprochen wurde, es dürfe keine Ausgrenzung geben. Das Selektieren von Informationen und das Abgleiten in alte Muster sei „tödlich“, sagte er. „Auch das habe ich akzeptiert“, entgegnete Burkert.

Doch nicht nur die Kommunikationsprobleme ihrer Bürgermeister, auch der Haushalt bereitete den Räten sorgen. So schien es für einige „mysteriös“, dass zuletzt Bauarbeiten im Gebäude der ehemaligen Kindertagesstätte vorgenommen wurden, obwohl diese offenbar nicht im Bauausschuss besprochen worden.

„Wir waren uns einig, dass wir einen Bauamtsleiter brauchen und dass das Gemeindeamt für dessen Büro zu klein ist“, sagte Burkert daraufhin. „Bis zu einem gewissen Betrag kann ich als Bürgermeister Maßnahmen auch selbst beschließen. Genau das habe ich in diesem Fall getan.“ Es habe sich dabei nur um kleinere Reparaturen gehandelt.

Dennoch sorgte das Vorgehen für Unmut bei einigen Räten. Maßnahmen wie diese hätten vorher besprochen werden müssen. „Ohne eine ordentliche Entscheidung kann es keine Zustimmung geben“, sagte Sebastian Wloch (CDU). Burkert wies darauf hin, dass die Arbeiten Thema im Bauausschuss gewesen seien. Doch auch Krawczyk wandte sich gegen das Vorgehen. „Wir haben hier in Großweitzschen eine Doppelspitze. Entscheidungen liegen also nicht nur bei Jörg Burkert, sondern auch bei mir.“, sagte er und verwies dabei auf ein Schreiben, auf dass er während des öffentlichen Teils der Sitzung jedoch nicht weiter eingehen wollte. Nur so viel ließ er durchblicken, dass es dabei offenbar auch um seine Verantwortung als stellvertretender Bürgermeister geht. „Es hieß zunächst, dass ich für das Bauamt nicht meinen Kopf hinhalten muss. Das Schreiben sagt nun, dass dem doch so ist.“

Seit der Erkrankung von Bürgermeister Ulrich Fleischer (parteilos) wird die Gemeinde Großweitzschen von einer Doppelspitze geleitet. Dabei hatten es sich die beiden Stellvertreter zum Ziel gesetzt, die von ihrem Vorgänger hinterlassenen „Baustellen“ zu bereinigen und für mehr Transparenz zu sorgen. Darauf wurde auch bei der Sitzung wieder verwiesen. Die bisher erreichte Transparenz solle beibehalten werden. Für Gerüchte sei hingegen kein Platz.