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Krabatmühle bekommt Dauer-Schau

Nach dem Krabatfest in Bautzen zieht die Schau für immer nach Schwarzkollm. Dort hat jetzt offiziell auch die Freiluftsaison begonnen. Mit Plinsen.

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© Carmen Schumann

Von Anja Wallner

Schwarzkollm. Vertraute Szenerie: Eine Busladung Jugendlicher durchstreift neugierig den Hof der Schwarzkollmer Krabatmühle. Es sind französische Partnerschüler des Hoyerswerdaer Foucault-Gymnasiums. Irgendwo wird gewerkelt, hört man es hämmern; im Büro hängen frisch gebürstete, historische Kostüme für eine Abendveranstaltung, draußen entstehen höhere Sitzbänke, damit die Zuschauer bei den Krabatfestspielen besser sehen. Hinter den Kulissen hat sich in den letzten Monaten jedoch einiges geändert. Reichlich ein Jahr ist es her, dass die Krabatmühle Schwarzkollm gGmbH mit Geschäftsführer Tobias Zschieschick an der Spitze ihre Arbeit aufgenommen hat.

Zuvor war es so gewesen, dass die Bauernstube UG die Mühle betrieben hatte und der Krabatmühlen-Verein mit dem jetzigen Geschäftsführer als Vorsitzendem die kompletten Anteile hielt. Den gemeinnützigen Verein gibt es nach wie vor noch; nur soll er perspektivisch in einen Förderverein umgewandelt werden. Die Umstrukturierung sollte die stetig wachsende Anlage professioneller und wirtschaftlicher gestalten und die ehrenamtlichen Kräfte entlasten. Der künftige Förderverein ist Eigentümer von Grund und Boden und Hauptgesellschafter der gGmbH; das Stammkapital als Einlage kommt von der Stadt Hoyerswerda. Die Arbeit der Geschäftsführung kontrolliert ein Aufsichtsrat unter Bürgermeister Thomas Delling (SPD). Der Rat, zusammengesetzt aus Vertretern verschiedenster Institutionen wie Stadt, Landkreis und Domowina, sei eine Bereicherung für die alltägliche Arbeit, so Tobias Zschieschick. Es mache die Abläufe unkomplizierter; Dinge seien auf kurzem Weg schneller zu klären.

Das Team um Tobias Zschieschick – inklusive der Beschäftigten in der Gaststätte stehen auf dem Erlebnishof 15 Mitarbeiter in Lohn und Brot – hat zwar nun mehr Zeit, Veranstaltungen, Besucherverkehr und die Abläufe an der Mühle zu organisieren. „Wir sind trotzdem bis zum Anschlag voll mit Arbeit“, sagt der Geschäftsführer. Der Ehrgeiz ist natürlich da, den Gästen immer wieder etwas Neues zu bieten und sich weiterzuentwickeln. Später an diesem Tag etwa findet ein gestalteter kulinarischer Abend statt mit Speisen, die sich auch König August der Starke gern einverleibte. Und für den 5. und 6. Mai beispielsweise ist erstmals Trödelmarkt angesagt; in Zusammenarbeit mit der Agentur, die auch die Märkte an der Energiefabrik Knappenrode im Hoyerswerdaer Ortsteil an der Ernst-Thälmann-Straße 8 organisiert.

Schadowitz gibt sich die Ehre
Besonders stolz ist das Krabatmühlen-Team, dass die noch bis zum 15. April im Sorbischen Museum Bautzen gezeigte Sonderausstellung „Krabat. Mensch. Mythos. Marke.“ nun dauerhaft auf das Gelände der Krabatmühle umziehen wird. Die interaktiv gestaltete Schau (Stichwort: jüngere Besucher anlocken!) wird größtenteils im Brezan-Haus zu sehen sein. Die Ausstellung behandelt erstmalig das Leben von Johann von Schadowitz, der aus Žumberak nahe Agram (Zagreb) stammte und als Obrist der Kurfürstlichen Kroatengarde unter vier sächsischen Kurfürsten diente. Sie ist ohnehin ein Kooperationsprojekt des Museums und der Krabatmühle, dazu kommen weitere Partner, wie etwa Krabat-Forscher Hans-Jürgen Schröter.

Eine Herausforderung für die Schwarzkollmer wird es sein, die lebensgroße Schadowitz-Puppe, aufwendig gestaltet von Künstler Jörg Tausch, auf dem Mühlengelände unterzubringen. Im Sorbischen Museum sitzt er auf einem künstlichen Pferd, das allerdings nicht zur Ausstellung gehört und deshalb nicht mit umziehen kann. Wenn also jemand ein zum Beispiel vom aufwendigen Karnevalskostüm übriggebliebenes Kunstpferd oder eine Idee hat, kann er sich gern im Krabatmühlen-Büro melden. Zur Verbesserung des Besucherservices trägt sicher künftig auch bei, dass das Mühlen-Team gerade mit finanzieller Unterstützung von Sponsoren und des Landkreises von einer Erfurter Firma einen mehrsprachigen Audio-Guide für das Mühlengelände entwickeln lässt. Klassische Führungen, betont Tobias Zschieschick, werden für Gästegruppen dann aber weiterhin stattfinden.

„Es sind viele kleine Rädchen, die sich gut drehen“, blickt der Mühlenchef auf die Arbeit der vergangenen Monate zurück. Als Firma habe man eine gewisse Professionalität entwickelt, wobei die ehrenamtlichen Helfer und die Vereinsmitglieder trotzdem eine unverzichtbare Unterstützung, vor allem in der Betreuung der Besucher der Krabatmühle, darstellten. Sie seien aber genauso wichtig als (Diskussions-)Partner und Ratgeber. Kerstin Zukunft, verantwortlich für die Kinder- und Jugendarbeit, beschreibt es so: „Man fühlt sich wie in einer Familie, einer Krabatfamilie.“

Übrigens: Es gibt wieder Plinsen an der Krabatmühle. Die Bauernstube hat nach mehrwöchiger Renovierungszeit wieder geöffnet – täglich 10 bis 18 Uhr.

www.krabat-muehle.de