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Kostensprung für Kita und Krippe

Die lang aufgeschobene Erhöhung der Elternbeiträge rächt sich jetzt.

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© Sebastian Schultz

Von Eric Weser

Strehla. Es ist beschlossene Sache: Wer seine Kinder in Strehlas Einrichtungen betreuen lässt, muss künftig tiefer in die Tasche greifen. Nach sechs Jahren hat die Nixenstadt erstmals wieder die Elternbeiträge angepasst – für Krippe, Kindergarten und Hort. Die Stadträte haben die Erhöhung am Dienstag mehrheitlich gebilligt.

Für Kita und Hort legt die Stadt künftig den Maximalsatz von 30 Prozent der Betriebskosten auf die Eltern um. Für einen Vollzeitplatz in der Kita bedeutet das fast 19 Euro mehr, im Hort ein Plus von 5,20 Euro. Auch für die Krippe hatte die Verwaltung den höchstmöglichen Satz von 23 Prozent Elternumlage angepeilt. Das hätte eine monatliche Mehrbelastung von bis zu 30 Euro für einen Vollzeitplatz bedeutet. Das wollten die Räte letztlich doch nicht und einigten sich auf 21,5 Prozent. Was auf eine Erhöhung von fast 18 Euro.

Ein Eklat rund um das Thema blieb am Dienstag aus – obwohl NPD-Stadtrat Peter Schreiber im Vorfeld versucht hatte, mit einem Flugblatt Stimmung gegen die Beitragserhöhung zu machen. Unter anderem hatte Schreiber kritisiert, dass die Pläne nur hinter verschlossenen Türen beraten worden waren. Deshalb hatte er die Zahlen im Vorfeld der Ratssitzung publik gemacht. Einem Protestaufruf des rechtsradikalen Politikers folgte aber niemand. Stattdessen nutzte die Strehlaerin Eva Grübler die Bürgerfragestunde am Beginn des Ratstreffens zum Protest gegen Peter Schreiber. Dass der NPD-Politiker die anderen Stadtpolitiker in seinem Flugblatt mit der Nazi-Vokabel „Volksverräter“ bezeichnet hatte, nannte die Grübler eine „ungeheure Anschuldigung“. Sie forderte Schreiber auf, das zurückzunehmen. Der wies das zurück.

Mehrheit für neue Automatik

Die Entscheidung zu den Elternbeiträgen noch einmal auf Dezember zu vertagen, lehnten die Räte ab. „Neue Erkenntnisse gibt es bis dahin nicht“, meinte CDU-Stadtrat Andreas Haberland. Erhöht werden müssten die Beiträge sowieso und schmerzlich werde es eh. „Das Problem ist: Der Sprung ist jetzt riesengroß.“ Strehla habe es verpasst, die Beiträge in den vergangenen Jahren schrittweise anzupassen und so mehr Geld abzuschöpfen. „Das baden jetzt die Eltern aus, die damit nix zu tun haben“, so Haberland. Der CDU-Fraktionschef stellte sich zudem hinter den Bürgermeister. Jörg Jeromin (FWG) hatte erklärt, mit den Eltern erst nach dem Stadtratsbeschluss reden zu wollen: „Ich möchte mit den Eltern über feste Beträge diskutieren. Wir diskutieren nicht, ob und in welcher Höhe wir etwas eventuell anbringen.“

Ein klares Votum gab es für die neue Beitrags-Automatik. Durch die werden die Elternbeiträge künftig automatisch an die jährlichen Betriebskosten-Abrechnungen der Kindereinrichtungen gekoppelt. Dadurch gehe es gerechter zu, da die Anpassung nicht mehr wie bisher verschleppt werde, so das Argument der Stadtführung. Tobias Dietrich (Linke) beantragt, den Automatismus zu streichen, erhielt aber keine Mehrheit. – Dietrich fragte zudem, ob wegen der Erhöhung der Elternbeiträge nicht die sogenannte Trägerpauschale entfallen könne. 18 Euro pro Jahr und Kind erhebe der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), der die Strehlaer Kita „Bummi“ betreibt, von den Eltern. ASB-Ortsverbandschef Andreas Krüger bestätigt die Praxis. Die Summe werde in allen ASB-Kindereinrichtungen erhoben, auch in Riesa oder Gröditz. Das Geld fließe in Sonderausgaben wie bestimmte Spielzeuge oder diene dazu, Eigenanteile bei Investitionsvorhaben zu finanzieren. Es sei zulässig, dass der ASB die Pauschale erhebt, so Krüger. Dabei solle es auch weiterhin bleiben – auch trotz der bald höheren Elternbeiträge in Strehla.

Die Stadt will jetzt die Eltern ausführlich über die neuen Beiträge informieren.