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Kostenloses Internet für alle

Zeitlich unbegrenzt surfen, ohne Kabel, ohne Kosten. Dafür werden in Dresden jetzt 40 Sender installiert. Die SZ beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema.

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Von Sandro Rahrisch

Ein Kabel ist zum Surfen im Internet schon lange nicht mehr nötig, Geld aber schon. Das will die Dresdner Touristeninformation jetzt ändern und allen einen kostenlosen Zugang ermöglichen – ohne Passwort und Registrierung.

Können Internetnutzer im gesamten Stadtgebiet kostenlos surfen?

Altmarkt, Neumarkt, Hauptbahnhof, Prager Straße, Militärhistorisches Museum – im Dresdner Zentrum soll der Zugang zum kosten- und kabellosen Internet überall möglich sein. In erster Linie ist das Angebot für Touristen gedacht, die zum Beispiel eine öffentliche Toilette suchen. Um auch die anderen Stadtteile zu versorgen, sucht die Dresden Informationsgesellschaft (DIG), die die Touristeninformation betreibt, jetzt nach Partnern, die schon ein Sendernetz haben oder in eines investieren wollen.

Werden die Dresdner auch in ihren Wohnungen Zugang haben?

Das Funksignal wird kaum Mauern durchdringen können, sagt DIG-Sprecher Matthias Hundt. „Dafür ist es auch nicht gedacht. Wir wollen nicht mit den Unternehmen konkurrieren, die Internetzugänge kostenpflichtig anbieten.“ Deshalb wird das Signal auch nicht flächendeckend zu empfangen sein.

Ist der Zugang zum kostenlosen Internet zeitlich unbegrenzt?

Eine zeitliche Sperre wird es nicht geben. Auch die Datenmenge, die empfangen und gesendet werden kann, wird nicht beschränkt. Somit lassen sich nicht nur Text-E-Mails verschicken. Touristen können ihre Urlaubsfotos gleich in die Heimat senden.

Reicht die Geschwindigkeit, um zum Beispiel Filme anschauen zu können?

Das draht- und kostenlose Internet wird so schnell sein, dass sich auch Filme anschauen lassen. Pornoseiten lassen sich vom Anbieter zwar im Vorhinein sperren. Auf Filminhalte hätte man allerdings keinen Einfluss, so Hundt.

Ist das Netz so sicher, dass niemand meine E-Mails mitlesen kann?

„Die Nutzer müssen sich im Klaren sein, dass sie nicht zu Hause sind und am eigenen Computer im Internet surfen“, sagt Matthias Hundt. Wer seinen Laptop oder sein Smartphone so hält, dass jemand mitlesen kann, sei selbst dafür verantwortlich. Das Angebot sei auch nicht dazu gedacht, aus Langeweile an der Haltestelle mal eben die Post zu lesen. Für solche Fälle werde die DIG nicht haften. Was die Sicherheit des Netzwerks vor Hackern angeht, so würden alle Datenschutz- und Telekommunikationsgesetze befolgt, sagt Hundt.

Wann können die Dresdner den kostenlosen Internetzugang nutzen?

Erst einmal braucht die DIG Geld, nämlich 1,25 Millionen Euro. Der Großteil soll über ein Förderprogramm des Landes kommen. Im Frühjahr 2014 wird dann die Startseite programmiert werden, auf der zum Beispiel Veranstaltungen angekündigt werden, so Hundt. Das neue Netzwerk könnte dann im zweiten Halbjahr getestet und Ende des Jahres freigeschaltet werden.

Werden die Sender Dächer in Dresden verschandeln?

Insgesamt sollen im Dresdner Stadtgebiet 40 Sender installiert werden, die das Internetsignal ausstrahlen. Dafür will die DIG, an der auch das Dresdner Druck- und Verlagshaus beteiligt ist, einen Teil der ehemaligen VVO-Informationsterminals umrüsten und aufhübschen. Zum Beispiel das auf dem Postplatz. Das wird allerdings nicht reichen. Weitere Sender müssten auch auf Dächern installiert werden. „Da darf man sich aber nicht die großen Antennen vorstellen, die zum Beispiel für den Mobilfunk genutzt werden“, sagt Hundt. Das Signal werde von kleinen Boxen übertragen, die heute schon in den meisten Haushalten irgendwo an der Wand hängen. Von einer Verschandelung der Dächer könne deshalb nicht die Rede sein.

Gibt es Angebote, die mir erlauben, in meiner Wohnung kostenlos zu surfen?

Das Telefonunternehmen Kabel Deutschland will in Dresden ebenfalls den Zugang zum kabellosen Internet kostenfrei anbieten. Dazu sollen vorhandene Sendepunkte bis zum Jahresende umgerüstet werden. Wie groß die Abdeckung sein wird, teilte Kabel Deutschland nicht mit. Kunden des Unternehmens könnten das Angebot uneingeschränkt nutzen, für Nichtkunden soll es 30 Minuten pro Tag freigeschaltet werden. Dazu müssen sie sich vorher über eine Internetseite registrieren.

Auch die Bahn lässt ihre Fahrgäste auf den zwei großen Dresdner Bahnhöfen eine halbe Stunde kostenlos surfen. Seit Ende September sind der Neustädter und der Hauptbahnhof mit dem kostenlosen Zugang ausgerüstet. Nach einer halben Stunde wird der Nutzer automatisch ausgeloggt. Wer täglich mehr als 30 Minuten die Drahtlos-Netzwerke nutzen will, muss zahlen. Die kostenlose Surfzeit müsse am Stück genutzt werden, sagte ein Bahn-Sprecher. Die Zeit könne nicht aufgeteilt werden, um beispielsweise am Morgen 15 Minuten zu surfen und am Abend nochmals 15 Minuten. Möglicherweise werden weitere Bahnhöfe nachgerüstet, so die Bahn.