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Kostenexplosion durch unbegleitete Asylkinder

2016 kamen fast doppelt so viele Uma wie erwartet. Das Landratsamt musste Personal aufstocken.

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© dpa

Von Maria Fricke

Döbeln. Rund 2,3 Millionen Euro mehr musste der Landkreis im vergangenen Jahr für Inobhutnahmen und Betreuung von unbegleiteten minderjährigen Asylbewerbern (Uma) ausgeben. Das geht es aus dem aktuellen Jugendhilfebericht hervor, der kürzlich im Jugendhilfeausschuss des Landkreises vorgestellt worden ist. Die Uma haben nicht nur den Haushalt an die Grenze gebracht. Auch personell waren Veränderungen im Landratsamt notwendig.

Hauptgrund dafür war die Vielzahl an Uma, die die Verwaltung im vergangenen Jahr betreuen musste. Von rund 110 Asylkindern war die Verwaltung bei der Planung des Haushaltes für 2017 ausgegangen. So lauteten damals zumindest die Prognosen des Freistaates. Doch im Laufe des Jahres galt es, insgesamt 237 Uma zu betreuen. „98 Prozent der Uma haben wir durch das bundesweite Verteilverfahren zugewiesen bekommen“, schildert Heidi Richter, die Leiterin der Abteilung Jugend und Familie im Landratsamt. Nur zwei Prozent seien direkt in Mittelsachsen aufgegriffen worden.

Jugendamt gibt fast 35 Millionen aus

Auf den Mehrausgaben ist der Landkreis nicht sitzen geblieben. Laut Jugendhilfebericht seien die überplanmäßigen Ausgaben im Rahmen der Kostenerstattung von den überörtlichen Trägern der Jugendhilfe übernommen worden. Für die Betreuung der Uma sind 2016 insgesamt rund 6,9 Millionen Euro nötig gewesen. Fast 6,8 Millionen Euro hat der Kreis für Ausgaben in dem Bereich erstattet bekommen. Die Gesamtausgaben der Abteilung Jugend und Familie für die Leistungen für deutsche und ausländische Kinder zusammen lag bei fast 35 Millionen Euro.

Größter Posten sind nach wie vor die Hilfen zur Erziehung, für die 2016 rund zwölf Millionen Euro notwendig gewesen sind. Finanziert worden ist davon die Unterbringung von Kinder und Jugendlichen in Einrichtungen der Jugendhilfe. „Das Jugendamt stellt die Unterkunft und den Lebensunterhalt sicher“, so Heidi Richter. Hinzu kommt eine sozialpädagogische Betreuung der Jungen und Mädchen.

Für die Uma in Betracht kommt dabei in der Regel nur die stationäre Unterbringung in einer Jugendhilfeeinrichtung, ergänzt Richter. Aus diesem Grund sind gerade für die stationären Hilfen im Heim oder anderen Wohnformen sowie für Inobhutnahmen in Familien die Kosten 2016 stark gestiegen. „23 Kinder und Jugendlichen haben dabei einen Platz in einer Familie gefunden“, berichtet Heidi Richter. Insgesamt haben im vergangenen Jahr 230 Uma und jetzt Volljährige verschiedene Hilfen zur Erziehung in Anspruch genommen. Das entspricht rund 20 Prozent der bearbeiteten Fälle.

Die überwiegende Mehrheit der ausländischen Jugendlichen war Ende 2016 zwischen 15 und 17 Jahren alt. Sie kamen meist aus Afghanistan und Syrien. Die Zahl der Uma aus afrikanischen Ländern nimmt weiter zu. Für einige endet mit der Volljährigkeit die Inanspruchnahme von Hilfeleistungen durch den Landkreis nicht. Wie aus dem Jugendhilfebericht hervorgeht, wurden über ihren 18. Geburtstag hinaus fünf junge Erwachsene weiter ambulant betreut, 15 lebten weiter im Heim oder anderen betreuten Wohnformen.

Die Zahlen machen deutlich: Auch die Mitarbeiter im Bereich Jugend und Familie hatten 2016 mehr Arbeit auf dem Tisch als in den Vorjahren. Daher ist zum 1. Juli das Referat „Besondere Soziale Dienste“ gegründet worden. In diesem sind die Aufgaben der Betreuung der Uma gebündelt worden. Verbunden mit dem neuen Referat ist die Aufstockung des Personals in der Abteilung von 106 Vollzeitstellen auf 116.

Uma ziehen bald nach Flöha um

Zurzeit werden 166 Uma im Landkreis Mittelsachsen betreut. Bis Ende August gab es 29 neue Zuweisungen. Untergebracht sind die Kinder und Jugendlichen derzeit unter anderem in Einrichtungen in Freiberg, Mittweida, Großweitzschen, Erlau, Döbeln sowie in Einzelfällen in Pflegefamilien. Ab November können die Uma eine neue Unterkunft in Flöha beziehen. Dort ist unter Federführung des Regionalverbandes der Volkssolidarität Freiberg eine ehemalige Kita umgebaut worden. Rund 1,4 Millionen Euro an Fördergeld sind in das Vorhaben geflossen. Entstanden sind 24 Plätze in zwei Einheiten.

Zum 1. November werden die Uma, die zurzeit noch im Internat in Freiberg-Zug untergebracht sind, umziehen. Die dortige Unterkunft war vorübergehend eingerichtet worden. „Nach dem Umzug der Uma benötigt der Landkreis das Internat wieder selbst“, sagt Heidi Richter und räumt damit Befürchtungen aus dem Weg, dass eine bestehende, funktionierende Einrichtung aufgegeben wird. Geplant ist, dass auch deutsche Kinder in der ehemaligen Kita untergebracht werden. „In anderen Einrichtungen hat man damit gute Erfahrungen gemacht“, so Frank Ziller, Leiter des Referates besondere soziale Dienste.