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Kosten ist das Wichtigste

Auf Machers Plantage in Lenz werden in 5000 Kübeln 15 verschiedene Heidelbeersorten gezogen. Die Leute freut's.

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© Kristin Richter

Von Manfred Müller

Lenz. Manchmal kräht an der Staatsstraße zwischen Zschauitz und Lenz der Hahn. Manchmal kreischt ein Greifvogel. Dann startet ein Düsenjet oder es kracht und pfeift wie beim Silvesterfeuerwerk. Der Lärm kommt von einem Geräuschgenerator, der die Stare von den Heidelbeertöpfen des Familienbetriebes Macher fernhalten soll. „Das hat anfangs einige Kunden in Schrecken versetzt“, lächelt Junior Danny Macher. „Seitdem warnen wir die Leute vor.“ Etwa 5000 Heidelbeerbüsche haben die Machers auf ihrer Plantage beiderseits der Straße gezogen. Insgesamt 15 Sorten zum Selbstpflücken - frühreifend, spätreifend und in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen. Da gibt es die süß-milde „Duke“, die süß-säuerliche „Reka“, die eher ausgewogene „Patriot“ und viele andere mehr. „Kosten ist das Wichtigste“, sagt Danny Macher. Seit drei Jahren bietet der Familienbetrieb, der sich eigentlich mit Bio-Recycling beschäftigt, Beeren zum Selbstpflücken an. Die Kundschaft kommt nicht nur aus dem Großenhainer Raum hierher, sondern auch aus Riesa, Dresden und Südbrandenburg. Die Erde für die Heidelbeerpflanzen produzieren die Machers selbst. „Die brauchen richtigen Waldboden“, erklärt Wolfgang Macher, „vor allem gemulchtes Nadelholz.“ Auf Dünger verzichten die Lenzer; sie füllen im Frühjahr und Herbst lediglich die Pflanztöpfe auf. Alles Bio sozusagen. Weil es in der Umgebung kaum Bienen gibt, wurden für die Bestäubung der Pflanzen Hummeln engagiert. Diese logieren in vier über die Plantage verteilte Kästen zu jeweils drei Kolonien. „Die sind ganz friedlich“, erzählt Danny Macher, „man kann sie sogar streicheln.“

Bis Ende August vorbeischauen

Heidelbeersaison ist in Lenz von Anfang Juli bis Ende August. Von 9 bis 17 Uhr kann man sich in Reihen hocken und sein Plastikschälchen füllen. Viele Beerenfreunde nutzen nach Feierabend oder an den Wochenenden die Gelegenheit, um sich mit den wohlschmeckenden Früchten einzudecken. Selbst gepflückt schmeckt eben doch am besten. Für ganz Eilige halten die Machers aber auch ein paar volle Schälchen bereit. Damit die Pflücker keine nassen Füße bekommen, sind die Gänge zwischen den Kübelreihen mit Folie ausgelegt. Das hat aber auch einen ganz praktischen Grund: Die Bedeckung hält die Lenzer Plantage weitgehend unkrautfrei.

Es ist zehn Jahre her, dass Monika und Wolfgang Macher auf dem ehemaligen Agrarflugplatz bei Lenz Grünabfälle recyceln. Das kleine Privatunternehmen führte eine eigene Grünschnitttonne ein und nimmt auf seinem Kompostierplatz auch Gartenabfälle an. Als der Abfallzweckverband im Großenhainer Raum kostenfrei Biotonnen anbot, ging das Geschäft zurück, und der Familienbetrieb schuf sich mit dem Heidelbeerverkauf ein zweites Standbein. Da die Machers noch über freie Anbaufläche verfügen, soll das Gärtnern in den nächsten Jahren weiter ausgebaut werden. Himbeeren, Brombeeren und Erdbeeren sind bereits gepflanzt. „Auch Stachelbeeren und Sauerkirschen werden immer wieder nachgefragt“, sagt Monika Macher. Das Geschäft mit den Grünschnitttonnen laufe zwar mittlerweile wieder besser, aber es sei natürlich schön, dass es so viel Bedarf an gesunder Kost gibt. Außerdem sieht die Familie ihre Plantage als willkommene Abwechslung zur eher prosaischen Arbeit auf dem Biorecyclingplatz. „Wenn andere in den Urlaub fahren“, sagt Danny Macher, „kaufen wir uns eine Büchse Kondensmilch und gehen in die Heidelbeeren.“