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Kosten clever gesenkt

Der Gemeindesaal hinter dem Haus der Kirche Markt 10 nimmt Gestalt an, und auch in der Burgstraße 2 geht es vorwärts.

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Meißen. Die Betonwände, die auf dem historischen Unterbau sitzen, sehen massiv und schwer aus. Ob die alten Mauern im Erdgeschoss den Aufbau des ersten Geschosses aushalten? „Die Lasten, die jetzt von oben runterkommen, sind nicht größer als die, die vorher drauflagen“, sagt Norbert Hess. Er ist Ingenieur und Architekt, und er ist verantwortlich für den Bau des neuen Gemeindesaals hinter dem Haus der Kirche am Markt 10.

Der Saal, von dem jetzt die Betonwände zu sehen sind, wird etwa 100 Plätze haben, rund 40 mehr als der alte Gemeindesaal im Haus an der Frauenkirche. Für Licht sollen nicht nur drei viereckige Kuppeln im Dach sorgen, sondern auch ein riesiges Fenster in der Betonwand an der Südwestseite des Saals. Norbert Hess blättert in seinen Plänen: „Das Fenster wird 9,92 Meter lang und 2,90 Meter hoch sein.“ Alles in allem also fast 30 Quadratmeter.

Das Dach des neuen Gemeindesaales soll eine Holzkonstruktion sein. Dass sie noch nicht aufgesetzt werden konnte, liegt an den fehlenden Säulen im Saal. Vier an der Zahl, sollten sie aus Beton gegossen werden, doch die Witterung machte den Bauarbeitern einen Strich durch die Rechnung. Denn die Säulen brauchen allein einen Monat zum Aushärten, und dafür war es schon zu kalt geworden. Nun muss also abgewartet werden, bis sich frühlingshafte Temperaturen einstellen.

Im Erdgeschoss des Saalbaus, der im rechten Winkel von der Rückseite des Hauses Markt 10 Richtung Frauenstufen abgeht, soll einmal das Gemeindecafé Platz finden. Jetzt ist die Erde aufgerissen, in einem Kanal sind Leitungen verlegt worden. Sie dienen auch dazu, den Sanitärtrakt, der hier eingebaut wird, anzubinden. Durch zwei großen Fenstertüren, deren historische Sandsteingewände teilweise abgestützt sind, werden die Gäste später einmal in den Innenhof gelangen. Der neue Gemeindesaal wird behindertengerecht sein, ist er doch über den Fahrstuhl im Vorderhaus erreichbar.

Sind erst die vier Betonsäulen gestellt, kann das hölzerne Dach aufgebaut werden. Es wird teilweise begrünt. Insgesamt werden die Landeskirche und die St.-Afra-Kirchgemeinde 650 000 Euro für den neuen Gemeindesaal und das Café aufbringen. Ursprünglich lagen die Kosten höher. Dass sie jetzt geringer ausfallen, liegt daran, dass die Kosten für den Baukran gesenkt werden konnten. Denn nach dem Motto – aus zwei mach‘ eins – hat die Firma Brumm Bau den 45 Meter hohen Kran nicht nur für den Markt 10, sondern auch für die nahe gelegene Burgstraße 2 gestellt, weil die Firma beide Baustellen hat.

Letztere gehört der Stadtentwicklungs- und Stadterneuerungsgesellschaft Meißen mbH (Seeg). Deren Geschäftsführerin, Birgit Richter, ist zufrieden mit dem Fortgang der Bauarbeiten in dem denkmalgeschützten Wohn- und Geschäftshaus aus dem 17. Jahrhundert. Inzwischen ist das Gros des Schutts abgefahren, natürlich fällt in einem alten Gebäude aber immer wieder neuer an. Neun Wohnungen soll es in der Burgstraße 2 einmal geben. „Es müssen noch zwei alte Holzbalkendecken ausgetauscht werden.“

Und während im kleinen, aber feinen Innenhof noch nicht weiter gebaut werden kann, weil dort das Gerüst für die Maurer- und Putzarbeiten am Haus steht, läuft der Innenausbau auf vollen Touren. „Die Trennwände in den Wohnungen müssen noch errichtet werden, es fehlen noch sämtliche Leitungen und der Aufbau der Fußböden.“ Insgesamt lässt sich die Seeg den Bau rund 1,4 Millionen Euro kosten.

Sowohl in der Burgstraße als auch am Markt 10 soll es einen Zugang zu den Terrassen unterhalb der Frauenstufen geben. Geplant sind Gärten, vielleicht sogar Weinreben. Die Kirchenleute wollen ihren Gemeindesaal im Sommer fertig haben. Die Seeg rechnet damit, dass ihr exklusives Wohnhaus im Spätsommer fertig ist.