Merken

Kostbarkeiten für das Schloss

Seit 25 Jahren sammelt der Schlossfreunde-Verein Geld. Damit konnten Exponate angekauft oder restauriert werden. Doch das ist nicht alles.

Teilen
Folgen
NEU!
© Arvid Müller

Von Sven Görner

Moritzburg. Ob die 60 Rotfichten im Schlosspark, die zurückgekehrte Plastik des Moritzburger Chinesen im Besucherzentrum des Fasanenschlösschens oder die originalgetreuen Kopien der Spielkartengläser im Festsaal des einstigen Jagdschlosses: Wer sich auf die Suche nach Spuren des Wirkens der Moritzburger Schlossfreunde begibt, wird schell fündig.

Textilrestauratorin Kathrin Kutzera hatte im Vorjahr dieses prächtige Totenschild des Kurfürsten Johann Georg II. von Sachsen aus dem Bestand des Schlosses restauriert. Der Verein gab dafür das Geld.
Textilrestauratorin Kathrin Kutzera hatte im Vorjahr dieses prächtige Totenschild des Kurfürsten Johann Georg II. von Sachsen aus dem Bestand des Schlosses restauriert. Der Verein gab dafür das Geld. © Arvid Müller

Kein Wunder, schließlich haben die 70 Mitglieder des Vereins der Freunde des Museums Schloss Moritzburg e.V. – so die offizielle Bezeichnung des vor 25 Jahren gegründeten Vereins – allein in den vergangenen fünf Jahren 53 000 Euro zusammengetragen, weiß Konrad Seidel, der stellvertretende Vorsitzende. Insgesamt stehen sogar 117 000 Euro auf der Habenseite – Spenden von Sponsoren, Mitgliedsbeiträge und Einnahmen aus Führungen, die seit einigen Jahren im Schloss angeboten werden. Wobei die Nachfrage stetig weiter wächst.

Noch nicht in der Summe enthalten ist übrigens der Betrag, den eine Tombola gleich im Gründungsjahr einspielte – in heutiger Währung über 22 000 Euro. Knapp die Hälfte davon wurde dem Schloss zum Erwerb von Kunstgegenständen und für den Verwaltungsaufwand übergeben.

Das erste große Pflanzprojekt folgte schließlich mit vier Kastanien im Schlosspark. Einer der Spender fand so zum Verein – Konrad Seidel. Schließlich folgten in einem zweiten Schritt noch die besagten Rotfichten.

Heute nicht mehr wegzudenken ist aus dem Speisesaal des Schlosses die 5,50 Meter lange königliche Festtafel mit dem 66-teiligen Speiseservice „Roter Hofdrache“ und dem dazugehörigen Tafelaufsatz. Erfolgreiche Spendenaufrufe des Vereins waren die Grundlage für deren Anschaffung. Allerdings bekamen Schloss und Verein beim Service überraschende Unterstützung, die weiteres Sammeln für diesen Zweck überflüssig machten. Die beiden Wettiner Dedo Prinz von Sachen und Gero Prinz von Sachsen spendeten 30 000 Euro und damit gut zwei Drittel der Gesamtkosten für die Neuanfertigung des historischen Geschirrs in der Porzellanmanufaktur Meissen.

Spender, die gewissermaßen vom Himmel fallen, gibt es glücklicherweise immer wieder mal, wie Konrad Seidel zu berichten weiß. So hatte ein Herr aus dem Westen der Republik bei einer Auktion ein Bild ersteigert, das einen der Piqueure an der Schlossauffahrt mit dem Teich im Hintergrund zeigte. „Bei seinem Besuch fand er das Motiv so nicht vor, weil die Sandsteinplastik eingehaust war.“ Also habe der Mann einen Brief nach Sachsen geschrieben, auf den er keine Antwort bekam. Schließlich geriet er an den Freundeskreis. Ralf Giermann, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Schloss und Vereinsmitglied, schrieb zurück. „Die Antwort hat den Mann so gefreut, dass er 1 000 Euro gespendet hat“, ergänzt Konrad Seidel.

Großprojekte des Vereins waren auch der Rückkauf der originalen Holzplastik mit dem Chinesen aus dem Kunsthandel, die seit dem 18. Jahrhundert das Dach des Fasanenschlösschens krönte. Oder die Anfertigung der originalgetreuen Spielkartengläser. Doch auch Ankäufe einzelner Exponate wie Zinnkannen aus der ehemaligen Moritzburger Hofküche, seltene Trinkpokale oder von Teilen des Teeservices „Roter Drache“ helfen dem Schloss, Stück für Stück seine Sammlung zur höfischen Fest- und Trinkkultur zu vervollständigen.

Für diese soll 2019 sogar ein neues Ausstellungsquartier eröffnet werden. Bis dahin will der Verein das Fragment einer im Schloss vorhandenen silbernen Hoftrompete zunächst reinigen und dann ergänzen lassen. „Unser Ziel ist, dass sie zur Eröffnung der neuen Ausstellung wieder erklingt“, sagt Konrad Seidel. Begutachtung und Reinigung kosten allerdings allein 1 100 Euro.

Noch in diesem Jahr sollen zudem zwei Revierkarten – Moritzburger Landkarten aus Papier auf Leinwand aus dem 19. Jahrhundert – zur Bestandssicherung restauriert werden. „Und dann wollen wir noch eine kleine eiserne Reserve anlegen“, verrät der Vereinsmann. „Um kurzfristig reagieren zu können, falls im Kunsthandel wieder einmal Teile aus dem Moritzburger Schatzfund auftauchen sollten.“ An Projekten mangelt es also nicht. An jüngeren Vereinsmitgliedern indes schon.