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Kostbarkeiten eines Hundertjährigen

Die Kinder des Ehrenbürgers Dr. Johannes Büttner übergaben Dokumente aus seinem Nachlass. Darunter seltene Akten.

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© Dietmar Thomas

Von Elke Görlitz

Waldheim. Wollen die Stadträte wissen, nach welchen Regeln ihre Vorgänger vor 95 Jahren im Ratssaal über das Wohl der Waldheimer entschieden, können sie das jetzt nachschlagen. In einer Geschäftsordnung der Stadtverordnetenversammlung Waldheims aus dem Jahr 1911. Sie gehört zu einer Sammlung von Dokumenten, die Ulrike Pinkert und Wolfgang Büttner der Stadt jetzt zum Geschenk machten. Die beiden Kinder des Ehrenbürgers Dr. Johannes Büttner nahmen dessen 100. Geburtstag in diesem Jahr zu Anlass, Gegenstände aus dem Nachlass ihres Vaters zu übergeben. „Sie bereichern unseren Fundus auf jeden Fall“, sagte Bürgermeister Steffen Ernst (FDP).

Ganz besonders wertvoll sei nach den Worten von Wolfgang Büttner eine Akte aus dem Jahr 1816, weil sie die Unterschrift des damaligen Stadtschreibers Friedrich Albert Fallou trage. „Fallou wohnte in der Diedenmühle, dort, wo sich heute die Kläranlage befindet“, so Büttner, „und befasste sich wissenschaftlich mit Bodenkunde“. Zur Schenkung gehören unter anderem auch ein Fotoalbum mit Eindrücken vom Heimatfest im Jahr 1904 und persönliche Aufzeichnungen des Ehrenbürgers, die zum Beispiel Friedhöfe, Brände und die Schulordnung dokumentieren. Den Besitzer wechselte außerdem das Waldheimer Heldenbuch aus dem Jahr 1926, die Vorgeschichte des Zuchthauses zu Waldheim aus dem Jahr 1934 oder auch ein Verzeichnis der wahlberechtigten Bürger zur Stadtverordnetenversammlung 1911. Aber auch sehr persönliche Gegenstände übergaben die Kinder des Arztes und Heimatforschers Dr. Büttner an den Bürgermeister: zwei Paar Kinderschuhe, die Ende des 19. Jahrhunderts in Handarbeit angefertigt wurden.

Bürgermeister Ernst nahm die Schenkung zum Anlass, noch einmal an den Arzt und Heimatforscher zu erinnern, der vor 20 Jahren anlässlich seines 80. Geburtstages zum Ehrenbürger der Stadt Waldheim ernannt wurde.

Geboren wurde Johannes Walter Eberhart Büttner am 16. Juni 1916 als Pfarrerssohn in Reinsdorf. Ab 1925 wohnte er in der „Scharfen Ecke“, im Haus Bahnhofstraße 1, besuchte die Lutherschule und dann das Realgymnasium in Döbeln. Dort legte er 1936 das Abitur ab. Nach seinem Dienst beim Militär, den er bis 1938 leistete, studierte er in Leipzig und Jena Medizin. Schon in dieser Zeit sei sein Interesse an Historischem groß gewesen. So veröffentlichte er 1942 „Das Gesundheitswesen und die gesundheitlichen Verhältnisse des Zucht-, Waisen- und Armenhauses und späteren Zucht und Korrektionshauses in Waldheim“, das bis ins Gründungsjahr 1716 zurückgeht. Später folgten weitere Veröffentlichungen, so 1953 „Die Ärzte der letzten 100 Jahre“ und 1954 eine Dokumentation über das Waldheimer Gesundheitswesen in den letzten 30 Jahren.

Als praktischer Arzt hatte sich Büttner, inzwischen verheiratet, am 15. November 1947 in Waldheim niedergelassen. Vier Jahrzehnte kümmerte er sich um seine Patienten, die im Wartezimmer wechselnde Ausstellungen sahen, so unter anderem zur Geschichte der Medizin, zu Waldheimer Persönlichkeiten und zur Heimatgeschichte. Als passionierter Heimatforscher gehörte Dr. Johannes Büttner zu den Gründungsmitgliedern des Kultur- und Heimatvereines, in dessen Vorstand er mitarbeitete und später dessen Ehrenmitglied wurde. Am 23. Juli 2000 verstarb Büttner.