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Kompromiss im Klubhausstreit

Glashütte und die Dachdeckerfirma haben sich geeinigt. Dafür verzichtet die Stadt auf Ansprüche.

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© Archivfoto: Frank Baldauf

Von Maik Brückner

Glashütte. Lange haben die Hausdorfer auf ihr Klubhaus verzichten müssen. Nach knapp zwei Jahren Bauzeit ist es seit dem Sommer 2014 wieder der kulturelle Mittelpunkt im Dorf. Während innen gefeiert wird, wurde hinter den Kulissen gestritten. Dabei ging es um die Mehrkosten, die durch einen Wasserschaden entstanden sind. Dabei ging es um knapp 100 000 Euro. Selbst für eine Stadt wie Glashütte ist das eine Menge Geld. Da diese Mehrkosten durch Unachtsamkeit von Bauleuten entstanden, forderte das Rathaus Schadensersatz. Dieser Prozess zog sich über Monate hin und fand jetzt ein Ende, wie Bürgermeister Markus Dreßler (CDU) jüngst im Stadtrat berichtete. Demnach habe sich die Stadt vor dem Oberlandesgericht auf einen Vergleich mit der Dachdeckerfirma und einem Planungsbüro verständigt.

Richtig teuer wurde es bei der Dachstuhlerneuerung, als der Wind das Notdach zerstörte. Das führte nicht nur zu einem Bauverzug, sondern auch zu Mehrkosten.
Richtig teuer wurde es bei der Dachstuhlerneuerung, als der Wind das Notdach zerstörte. Das führte nicht nur zu einem Bauverzug, sondern auch zu Mehrkosten. © Foto: Stadt

Nach anfänglichen Schwierigkeiten lief in jenem Sommer – es war das Jahr 2013 – alles nach Plan. Weil der alte Dachstuhl nicht mehr zu retten war, wurde er durch einen neuen ersetzt. Nach und nach wurde die Holzkonstruktion auf das Dach gesetzt. Auf dem nördlichen Teil errichtete die Dachdeckerfirma ein Notdach. Da die Maurer auf dieser Seite einen neuen Ringanker setzen mussten, musste das Notdach verändert werden. Dazu musste die Plane gelockert werden. Zum Feierabend wurde sie aber nicht wieder befestigt.

Das sollte den Bauleuten und der Stadt zum Verhängnis werden. Denn einen Tag später – es war ein Sonnabend – setzte heftiger Wind ein. Begleitet wurde er von einem starken Regen. Der Wind fegte die lose Plane weg und zerstörte das Notdach. Das Regenwasser drang ungehindert ins Gebäude und zerstörte das Parkett im Saal und die Decken an dieser Giebelseite. Das führte nicht nur zu einem Bauverzug, sondern auch zu den erwähnten Mehrkosten.

Die Dachdeckerfirma, die jetzt unter dem Namen cerdonis GmbH firmiert, war nicht bereit, diese zu übernehmen. Sie argumentierte, dass deren Mitarbeiter zwar die Plane gelockert hätten. Allerdings habe man die Maurer gebeten, diese nach Abschluss der Arbeiten wieder zu befestigen. Doch die hätten das nicht gemacht, erklärte man der Stadt. Allerdings räumte der Geschäftsführer auch eigne Fehler ein. Man hätte zum Feierabend auf die Baustelle fahren müssen, um das Dach zu kontrollieren.

Heftiger Wind fegt Plane weg

Für die Stadt war klar, dass die Dachdeckerfirma in der Pflicht sei, da diese für das Dach und alle damit verbundenen Arbeiten zuständig ist. Weil sich das Rathaus mit der Dachdeckerfirma außergerichtlich nicht auf eine Mehrkostenübernahme einigen konnte, landete der Fall vor dem Landgericht Dresden. In der ersten Verhandlung gewann die Stadt Glashütte. Die Dachdeckerfirma akzeptierte das nicht und ging vor dem Oberlandesgericht in Berufung.

Dort wurde nun eine Lösung gefunden, mit der offenbar alle Seiten leben können. Demnach soll die Dachdeckerfirma, die sich seit Monaten in der Insolvenz befindet, 45 000 Euro übernehmen. Auch das Planungsbüro trifft eine Mitschuld an der Misere, da es den Bauablauf nicht ordnungsgemäß überwacht hat. Deshalb übernimmt dessen Versicherung 10 000 Euro der Mehrkosten. Die noch offenen 40 000 Euro bleiben bei der Stadt hängen. Dreßler erklärte, dass er mit dem Kompromiss leben könne. Am Ende galt es, „Chancen und Risiken eines weiteren, möglicherweise jahrelangen Gerichtsverfahrens abzuwägen“. Der Stadtrat habe dies ausführlich nichtöffentlich beraten und am Ende einstimmig dem Vergleich zugestimmt. Entscheidend war die Sorge, dass man aufgrund der Insolvenz der cerdonis GmbH am Ende nach vielen Jahren gar nichts mehr bekommen kann.

„Jeder Bauherr hat Risiken und muss sich bei Schadensfällen mit Baufirmen oder Versicherungen streiten“, sagt Dreßler. Trotzdem die Stadt in den vergangenen Jahren eine Vielzahl von Projekten umgesetzt und abgeschlossen habe, sei die Zahl der Vorhaben, bei denen es bauliche Mängel und Schadenersatzverfahren gibt, vergleichsweise gering, sagt Dreßler. „Ein Restrisiko bleibt immer.“