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Kompass für den Daten-Dschungel

Zwei Softwarespezialisten wollen anderen Unternehmen auf dem Weg zur automatisierten Industrie helfen.

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© Sven Ellger

Von Bettina Klemm

In Zeiten der Technologiemesse Cebit in Hannover dreht sich vieles um die intelligente Produktion mit dem Stichwort Industrie 4.0. Dabei geht es auch um scheinbar kleine Dinge. So zeigt Frank Effenberger in einem Sitzungsraum der Firma Robotron Datenbank Software GmbH an einem mit Sensoren gefüllten Plexiglaskasten, wie viel Strom eine simple Kaffeemaschine benötigt, um eine Tasse des gut riechenden Getränks zu brühen.

Das, was wie eine Spielerei wirkt, soll beispielsweise in Autofabriken von BMW den Stromverbrauch überwachen. So fällt auf, ob ein Lager auf einer Welle klemmt oder ein Motor schwächelt. Damit lässt sich die Instandhaltung besser organisieren – Teile austauschen, bevor sie wirklich ausfallen, andere wiederum länger nutzen als es herkömmliche Wartungszyklen vorsehen. Zugleich kann der Stromverbrauch optimiert und selbst ein geringer Leerlauf verhindert werden.

Robotron-Geschäftsführer Ulf Heinemann sieht darin ein Einsatzgebiet der Zukunft. „Daten sammeln, das war gestern. Heute geht es mehr darum, aus der Unmenge von Daten Mehrwert zu gewinnen“, erklärt er. Vielleicht ist es in der Produktion sogar besser, eine halbe Minute mehr zu benötigen, dabei aber deutlich Strom zu sparen? Bis 2020 sollen die Unternehmen kohlendioxidneutral produzieren. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Mit ihrer „Small Factory“, wie der Robotron-Glaskasten heißt, lassen sich kleinste Differenzen aufspüren. So schickt Heinemann seinen Abteilungsleiter Mario Raasch auf Rundreise durch die Autofabriken, um für die neuartige Überwachung zu werben. Der 25-jährige Frank Effenberger wiederum arbeitet nicht nur bei Robotron, sondern schreibt zugleich zu diesem Thema seine Dissertation an der TU Dresden.

Einen kleinen Kasten setzt auch Marko Meißner ein. Der 36-jährige Geschäftsführer des kleinen Unternehmens Inquence zeigt, dass es nach wenigen Schritten einsetzbar ist. Mithilfe seines Gerätes kann ein Unternehmen auf alle Informationen zugreifen, egal, ob sie auf dem eigenen oder auf einem fernen Rechner abgelegt sind und über eine Cloud nutzbar gemacht werden. Übliche Suchsysteme versagten leicht, wenn das Stichwort verändert oder Fremdsprachen verwendet wurden, erklärt er. Sein Inquence arbeitet mit selbst lernenden Logarithmen, sodass sich eine spätere Suche vereinfacht. Meißner ist davon überzeugt, dass Maschinen deutlich fehlerfreier als Menschen arbeiten. Die so gesparte Zeit lasse sich für einen besseren Kundenservice nutzen. „Wir helfen besonders kleinen und mittelständischen Unternehmen, ihre riesigen Datenbestände zu handhaben“, sagt er und präsentiert derzeit auf der Cebit am Sachsenstand seine Software.

Sein Unternehmen sei hoch innovativ. Zum festen Stamm gehören nur sieben bis zehn Mitarbeiter. Alles, was möglich ist, wird an andere Firmen übertragen, um den Kopf frei für neue Ideen und Entwicklungen zu haben, erklärt Meißner. Die Bandbreite ist groß. Mit einem Fraunhofer Institut und einem großen Tourismuskonzern erarbeitet Inquence derzeit ein System zum Voraussagen von Reiserisiken. Dazu greift das Unternehmen jede verfügbare Datenquelle auf, bewertet die Qualität der Angaben und legt extrem viel Wert auf den Datenschutz.