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Komödie ohne Sofa

„Liebe Diebe“ hat am Freitag Premiere im Zittauer Theater. Diesmal fehlt ein wichtiges Ausstattungsstück.

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© Pawel Sosnowski/pawelsosnowski.c

Von Jan Lange

Zittau. Der erste Eindruck täuscht: Wenn Klaus Beyer als Gendarm André seinen Kollegen Marc Schützenhofer mit der Waffe bedroht, dann sieht es wie ein Krimi aus. Doch das neue Zittauer Theaterstück „Liebe Diebe“, das am Freitag Premiere hat, ist vielmehr eine Komödie. Besser noch eine Kriminalkomödie. Vincent (Marc Schützenhofer) will einen todsicheren Coup landen, als er nachts in eine Pariser Wohnung einsteigt. Er trifft allerdings auf die Freundin der Wohnungsbesitzerin. Und schon beginnen die Verwechslungen – denn Vincent wird mit einem Mal für den Liebhaber von Marie (Maria Weber), der Tochter von Gendarm André, gehalten. In der Pariser Wohnung überschlagen sich die Ereignisse immer schneller.

Auf derartige Lustspiele steht das Zittauer Publikum bekanntlich. So sind alle Vorstellungen der Kriminalkomödie „Der Pavillon“ im Klosterhof in diesem Sommer ausverkauft gewesen. Zudem wählten die Theaterzuschauer dieses Stück zum beliebtesten der vergangenen Spielzeit. Ein paar Parallelen gibt es durchaus zwischen „Der Pavillon“ und „Liebe Diebe“. So stehen Klaus Beyer und Maria Weber in beiden Inszenierungen gemeinsam auf der Bühne. Auch Marc Schützenhofer ist wieder beteiligt. Während er bei „Pavillon“ Regie führte, ist er bei dem neuen Stück wieder als Schauspieler aktiv.

Inszeniert hat „Liebe Diebe“ kein Geringerer als Axel Stöcker. Er ist Komödienspezialist und brachte schon zahlreiche Lustspiele auf die Zittauer Bühne wie beispielsweise „Komödie im Dunkeln“, „Otello darf nicht platzen“, „Das (perfekte) Desaster Dinner“ sowie in der vorigen Spielzeit „Der Pantoffel-Panther“. Wenn man an Axel Stöcker und Komödie denkt, dann denkt man zuallererst auch an das berühmte Sofa. Das kommt in jeder seiner Lustspiele vor. Stöcker hat dafür eine gute Begründung geliefert: Bei Boulevardkomödien guckt man in der Regel in ein Wohnzimmer. Und dort steht meistens ein Sofa.

Doch diesmal fehlt dieses wichtige Ausstattungsstück. Und der Regisseur ist darüber nicht unglücklich. Er sei ausgebrannt, was das Thema Sofa betreffe, erklärte Stöcker in der Matinee am vorigen Sonntag. Mit einem Bett, um das sich diesmal die Darsteller bewegen, könne man auch sehr spielen, findet er. Wer nun befürchtet, dass der Theatermann in seinen Komödien künftig immer auf das Sofa verzichtet, der sei beruhigt. Es sei als Witz gemeint gewesen, relativiert Stöcker seine Aussage. „Sofa oder Bett – das ist völlig egal“, sagt er auf SZ-Nachfrage. Ähnlichkeit hat Gendarm André mit dem berühmten Inspektor Clouseau aus den „Rosaroten Panther“-Filmen. Wobei Klaus Beyer nicht ganz so tollpatschig agiert wie das filmische Vorbild. Gemeinsam ist den beiden Kommissaren aber das Wissen um die eigene Überlegenheit in allen Fragen der Kriminalistik, dabei übersehen sie aber immer das Wesentliche.

Vor mehr als zwanzig Jahren feierte der französische Autor Louis-Michel Colla mit seiner Komödie „Liebe Diebe“ seine Uraufführung in Paris. 2003 ist das Stück an der Komödie am Kai in Wien gespielt worden. Es handelte sich dabei um die deutschsprachige Erstaufführung. Nun ist die Kriminalkomödie, die der Autor selbst als „etwas unwahrscheinlich“ betitelt, am Gerhart-Hauptmann-Theater Zittau, und damit erstmals an einem Theater in Deutschland, zu sehen. Für die vier Darsteller – Vierte im Bund ist Renate Schneider als Richterin Liane – ist es gleichzeitig das erste Stück in der neuen Spielzeit.

Stöcker inszeniert die Kriminalkomödie in der Ausstattung von Leonore Pilz, die bereits in der vergangenen Spielzeit Bühne und Kostüme für die Komödie „Das Sextett oder Roma und Julian“ kreierte. Diesmal beschränkt sich das Bühnenbild auf die Vorbühne. „Das hat den Vorteil, ganz nahe am Publikum zu spielen, jede Regung wird bemerkt – sowohl vom Schauspieler als auch vom Zuschauer – und man kann einen Kammerspielton pflegen, weil keine großen Distanzen überbrückt werden müssen“, findet Axel Stöcker.

„Liebe Diebe“ hat Freitag, um 19.30 Uhr, Premiere. Für diese erste Vorstellung gibt es noch Restkarten. Weitere Aufführungen sind am 5. November, um 15 Uhr, sowie am 8., 10. und 18. November, jeweils um 19.30 Uhr, geplant.