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Das DDV-Stadion soll erweitert werden

Das DDV-Stadion soll erweitert werden, Dynamo will mehr Zuschauer und der Betreiber schielt auf die EM 2024. Erste Visualisierungen zeigen, wie der Dresdner Hexenkessel möglicherweise einmal aussieht.

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© bam sports gmbh/phase10

Von Lars Kühl

Ein Ticket für Dynamo zu ergattern, ist für Fans, die keine Jahreskarte haben oder Vereinsmitglied sind, bei vielen Heimspielen Glückssache. Oft sind die Partien in Rekordzeit ausverkauft. Der 2009 übergebene Neubau an alter Wirkungsstätte ist mit seinen 32 000 Plätzen einfach zu klein, stöhnen viele, zumal die Kapazität aufgrund der Sicherheitsvorkehrungen (fast) nie ausgenutzt werden kann. Eine Erweiterung soll mehr schwarz-gelben Anhängern den Besuch des DDV-Stadions ermöglichen. Jetzt werden die Pläne dafür konkreter.

So könnte das DDV-Stadion einmal aussehen

Die Atmosphäre und die Lautstärke sind es, die Dynamo-Heimspiele zu einem besonderen Erlebnis machen. So könnte das größere Stadionrund aussehen.
Die Atmosphäre und die Lautstärke sind es, die Dynamo-Heimspiele zu einem besonderen Erlebnis machen. So könnte das größere Stadionrund aussehen.
Durch die Erweiterung könnten 20 neue Sitzreihen geschaffen werden. Die Stehplätze im Gästebereich (Bildmitte) und im K-Block würden sich ebenfalls deutlich erhöhen.
Durch die Erweiterung könnten 20 neue Sitzreihen geschaffen werden. Die Stehplätze im Gästebereich (Bildmitte) und im K-Block würden sich ebenfalls deutlich erhöhen.
Zwei zusätzliche Ränge könnten die Kapazität auf der Westtribüne vergrößern.
Zwei zusätzliche Ränge könnten die Kapazität auf der Westtribüne vergrößern.
Die Südseite soll durch einen Oberrang aufgestockt werden.
Die Südseite soll durch einen Oberrang aufgestockt werden.

Es gibt inzwischen Entwürfe. „Das sind erste Ideen“, sagt Axel Eichholtz, Geschäftsführer der betreibenden Stadion-Projektgesellschaft, die die Gedankenspiele beauftragt hatte, gegenüber der SZ. Zu sehen ist ein Oberrang auf der Süd- und sogar zwei auf der Westseite. Steil hängen die 20 zusätzlichen Sitzreihen mit knapp 6 200 Plätzen über den bisherigen. Der K-Block für die Steher würde um 4 700 Plätze aufgestockt werden. Mit den über 9 000 vorhandenen würde sich dort die Kapazität auf knapp 14 000 erhöhen – eine beeindruckende Menge und vor allem extrem lautstark. Denn das scheint die Maßgabe zu sein: die Hexenkessel-Stimmung im Stadion zu erhalten. Das Dach müsste entsprechend angehoben werden. Die Glasfront zur Lennestraße hin soll allerdings unverändert bleiben. An dieser Seite sind bauliche Eingriffe offensichtlich nicht möglich. In diversen Internetforen wird bereits über die Visualisierungen diskutiert. Die Architektur bekommt zwar Kritik, den meisten ist aber die Erweiterung viel wichtiger. Mit 600 geplanten neuen VIP-Plätzen und mehr als 2 200 Stehplätzen im Gästeblock würde sich das Fassungsvermögen des Stadions auf über 45 000 erhöhen.

Damit wäre auch eine magische Zahl geknackt. Denn ab einer Kapazität von 40 000 Plätzen könnten Länderspiele ausgetragen werden. Das letzte gab es, abgesehen von Partien diverser Nachwuchs- und Frauenteams, 1992 gegen Mexiko. Der Aufstieg in diese Kategorie spielt bei den Plänen eine Rolle, erklärt Eichholtz. Nicht zuletzt, weil sich Deutschland um die Ausrichtung der Europameisterschaft im Jahr 2024 bewirbt. Dresden, ein Austragungsort eines solchen Großereignisses? – Diese Bewerbungschance soll nicht wieder wie bei der Weltmeisterschaft 2006 verpasst werden. Der europäische Fußballverband, die Uefa, hat festgelegt, dass mindestens 30 000 Sitzplätze vorhanden sein müssen. Durch temporäres Umrüsten der Stehplatzbereiche mit Sitzschalen könnte das vergrößerte DDV-Stadion die erforderliche Anzahl erreichen. Allerdings drängt die Zeit. Bis zum 17. Februar müssen die Stadt, der Stadioneigentümer und der Betreiber ihr Interesse an der Ausrichtung bekunden. Zwar unverbindlich, aber eine nachträgliche Bewerbung ist ausgeschlossen. Der Deutsche Fußball-Bund will mit zehn potenziellen Spielorten ins Rennen gehen. Die Konkurrenz dürfte groß sein.

Eichholtz hat damit, ohne einen konkreten Zeitplan nennen zu wollen, schon eine mögliche Bauphase skizziert. Die in der Dresdner Morgenpost genannte Kostensumme von rund 25 Millionen Euro lässt er unbestätigt. Dafür erklärt er, warum sich der Ausbau nicht nur wegen der steigenden Zuschauereinnahmen für den Hauptmieter Dynamo lohnen soll. „Wir wollen das Einnahmenpotenzial erhöhen.“ Mehr Veranstaltungen, wie Konzerte oder Großmeetings und neue Formate, sind angedacht. Das würde auch dem Verein helfen, denn die Miete will der Betreiber laut Eichholtz nicht anheben.

Die ist allerdings schon deutlich höher als bei anderen Clubs, weshalb die Stadionverträge ständig in der Kritik stehen. Ein Versäumnis aus der Bauphase, das die Stadt und die Sportgemeinschaft zu verantworten haben. Die Projektgesellschaft wird als privates Unternehmen daran kaum etwas ändern, schließlich arbeitet sie gewinnorientiert. Dazu passt die Idee, hinter der Westtribüne ein Hotel zu bauen. Dies müsse allerdings ein privater Investor stemmen, sagt Eichholtz. Interessenten zu finden, hält er für möglich. Über eine direkte Verbindung zum Stadion könnten außergewöhnliche Events angeboten werden.

Verschwinden müsste dafür aber der Kunstrasenplatz, der sich jetzt dort befindet. Wenn Dynamo sein neues Trainingszentrum im Ostragehege bekommt, dürfte das kein Problem sein. Überhaupt ist der Verein genau wie die Stadtverwaltung, von der gerade der rechtliche Rahmen abgesteckt wird, seit Längerem in die Erweiterungspläne eingeweiht, bestätigt Sprecher Henry Buschmann. Doch was passiert, wenn die Sportgemeinschaft irgendwann wieder in die Dritte Liga absteigen sollte? „Das Stadion muss finanzierbar bleiben“, räumt er ein. Auch Eichholtz ist klar, dass eine Etablierung in der Zweiten Bundesliga eine wichtige Voraussetzung ist. „Aber ich sehe bei Dynamo eher Potenzial für mehr.“