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Kommt jetzt die Lösung für schnelles Internet?

Nicht nur in Großhennersdorf ist Handlungsbedarf für schnelles Internet, auch in den anderen Ortschaften um Herrnhut.

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© Matthias Weber

Von Steffen Gerhardt

Zittau/Löbau. Es ist zum Verzweifeln mit dem Internet! Das sagt Michael Alsleben immer wieder. „Wenn ich vor dem Rechner sitze und nichts passiert, bekomme ich einen dicken Hals“, ärgert sich der Fahrschullehrer über das lahme Netz. Er wohnt in Großhennersdorf und hat dort auch sein Büro. „Wenn ich für meine Schulungen Updates herunterlade, dann läuft der Rechner oft die ganze Nacht.“ Das empfindet Michael Alsleben als geschäftsschädigend. Erst Mittwochfrüh, 5 Uhr, erreichte ihn „die Bestätigung von meiner E-Mail, die ich im Januar an die Dekra gesendet hatte“, sagt er kopfschüttelnd. Michael Alsleben arbeitet viel über das Internet: Terminvereinbarungen mit den Fahrschülern, Schriftverkehr, Schulungsunterlagen, das wird online abgewickelt. Auch Renate Fugmann nimmt für ihren Textilservice in Großhennersdorf viele Aufträge per E-Mail an. „Ich bekomme jedes Mal eine Krise, wie viel Zeit das Senden und Empfangen braucht“, sagt die Geschäftsfrau. Vor allem in den Abendstunden bricht das Netz bei ihr öfters mal zusammen. Und das schon seit Jahren.

Aber nicht nur in Großhennersdorf ist Handlungsbedarf für schnelles Internet, auch in den anderen Ortschaften um Herrnhut. In der Stadt selbst und teilweise an den Hauptstraßen in den Dörfern funktioniert die Verbindung in das weltweite Netz gut, weil dort die entsprechenden Kabel für die Hausanschlüsse liegen. Die Stadt bemüht sich schon seit Längerem um eine flächendeckende Lösung. Aber bisher ist sie weder greif- noch umsetzbar.

Jetzt kommt ein Angebot aus einer Richtung, mit der auch im Stadtamt keiner gerechnet hat. Das Energieunternehmen Enso will schnelles Internet in die Ortschaften bringen. Und Herrnhut hat gute Chancen, dass das möglich wird, sagt Enso-Sprecherin Claudia Kuba. „Hintergrund ist der Ausbau der Stromnetze mit modernen Messsystemen. Das ist ab 2017 schrittweise gesetzlich vorgegeben. Um die Daten schnell übertragen zu können, werden Glasfaserkabel verlegt“, erklärt die Pressesprecherin. Dabei will die Enso Netz diese Kabel nicht nur für eigene Zwecke nutzen, sondern über sie auch den Zugang ins Internet anbieten. Herrnhut wird als erste Kommune in Ostsachsen davon profitieren. Denn das dazu notwendige Lichtwellenleiter-Kabel soll von der Hochspannungsleitung bei Bernstadt bis zur Hochspannungsleitung südlich von Ruppersdorf und Ninive verlegt werden.

Bürgermeister Willem Riecke (Herrnhuter Liste) bestätigt, dass Stadt und Enso bereits Gespräche führen, um das Vorhaben des Energieversorgers auch für kommunale Zwecke zu nutzen. Denn mit dem Glasfaserkabel können Rennersdorf, Berthelsdorf, Herrnhut und Ruppersdorf erschlossen werden. „Dieser Ausbau kann für die Enso wirtschaftlich erfolgen“, sagt Claudia Kuba. Dennoch werden nicht alle erreicht, Großhennersdorf und Strahwalde drohen wieder nicht mit einbezogen zu werden. Aber soweit will man es nicht kommen lassen. „Gemeinsam mit der Stadt wird geprüft, ob von dieser Trasse auch andere Orte erschlossen werden können. Aber dort werden sicherlich Fördermittel notwendig werden“, erklärt die Enso-Sprecherin. Im Klartext: Die Enso Netz baut das Breitband nur so weit aus, wie es für sie wirtschaftlich ist. Wer mehr will, muss sich an den Kosten beteiligen.

Dennoch ist das Angebot lukrativ für Bürger, Gewerbetreibende, Einrichtungen und Unternehmen. In den Ortschaften werden mehrere Kilometer hochmodernes Glasfaserkabel von der Enso Netz verlegt und Kabelverzweiger aufgestellt. Die Datenübertragung zu den Hausanschlüssen erfolgt über die vorhandenen Kupferleitungen. „Damit werden ohne Bauarbeiten am Hausanschluss Bandbreiten bis zu 100 MBit in der Sekunde im Download und bis zu 40 MBit in der Sekunde im Upload möglich“, ergänzt Claudia Kuba.

Herrnhut ist dabei nur eins der Projekte. Ab Frühjahr will die Enso Netz in Städten um Dresden Breitbandnetze aufbauen und die Voraussetzungen für ein schnelles Internet ab Herbst schaffen. In Großenhain ist die Erschließung bereits erledigt. In Herrnhut hat sich das Unternehmen 13 Kabelverzweiger, also Anschlusskästen, von der Telekom gesichert. Bis zu diesen wird das Glasfaserkabel verlegt und mit den Hausanschlussleitungen verbunden. Diese Baukosten trägt die Enso.

Das alles soll noch in diesem Jahr umgesetzt werden. Denn das Nutzungsrecht an den Telekom-Verteilerkästen ist mit der Auflage verbunden, dass binnen eines Jahres die Enso Breitband anbietet. Claudia Kuba betont, dass „bereits ab Sommer die Kunden in und um Herrnhut die Möglichkeit haben werden, sich über die künftige Verfügbarkeit zu informieren“. Das heißt, ob Breitband an ihrer Adresse anliegt und mit welcher Geschwindigkeit voraussichtlich zu rechnen ist. Doch zuvor muss erst einmal das Lichtwellenleiterkabel auf einer Strecke von sechs Kilometern in den Boden gebracht werden. Über dieses kann vom Stromversorger nicht nur schnelles Internet geschaffen, sondern auch Telefonanschlüsse bereitgestellt werden.

Auch in Oderwitz beklagen sich Unternehmer über lahme Internetverbindungen. Doch von der Lösung für Herrnhut werden sie wohl nicht profitieren können. Denn die Aufnahme weiterer Orte in der Region sei bei dem Projekt nicht vorgesehen, heißt es. Wenigstens in Großhennersdorf und Strahwalde ist nun aber die Erwartung groß, dass die Stadt das Enso-Vorhaben weiter verfolgt und mit dem Stromanbieter auch diese beiden Orte erschließt.