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Kommt der Windpark doch?

Seit zwei Jahren ist eine Fläche an der B 182 als neuer Standort im Gespräch. Nun steht ein wichtiger Schritt bevor.

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© Lutz Weidler

Von Eric Weser

Strehla. Entsteht zwischen Strehla und Schirmenitz in den nächsten zwei, drei Jahren ein Windpark mit einem halben Dutzend Anlagen? Möglich wäre es. Zumindest gibt es Kräfte, die interessiert daran sind, dass sich die bisher eher trüben Aussichten für ein solches Projekt verbessern.

Doch von vorn. Damit die politisch gewollte „Energiewende“ in Deutschland Realität wird, braucht es unter anderem neue Windkraft-Flächen. Die werden in den Regionalplänen nach bestimmten Kriterien ausgewiesen, eine gewichtige Rolle spielt der Naturschutz. Seit Sommer 2016 ist im Entwurf des neuen Plans für die Region Elbtal/Osterzgebirge eine 22 Hektar große Agrarfläche bei Paußnitz als sogenannte Windkraft-Potenzialfläche enthalten.

Kaum war das bekannt, schlugen Windkraftfirmen bei Anwohnern und Landeigentümern auf, um für einen künftigen Windpark zu werben und sich Flächen zu sichern. Regelrecht überrannt worden sei man, hieß es dazu aus Paußnitz. Dabei war zu diesem Zeitpunkt offen, ob sich die Mühe der Windkraftfirmen auszahlen würde. Denn der Status als Windpotenzialfläche genügt nicht. Damit am Ende Windräder gebaut werden dürfen, muss das Areal einen Status als Vorrang- und Eignungsgebiet im Regionalplan bekommen.

Treff hinter verschlossenen Türen

Diesen Rang hat die Paußnitzer Fläche aber bis heute nicht. Warum nicht, lässt sich in der Bewertung der insgesamt 26 Windpotenzialflächen im Planungsgebiet zwischen Strehla und Sebnitz nachlesen. Für jede davon hat der Planungsverband abgewogen, was für eine Einstufung als Vorranggebiet spricht – und was dagegen. Im Fall von Paußnitz haben Artenschutz-Gutachten ergeben, dass vor allem Vogelschutz-Belange dagegen sprechen. Lediglich eine „technogene Vorbelastung durch die B 182“ wird in der Abwägung als Pro-Argument aufgeführt.

Damit wollen sich nicht alle zufriedengeben. Nach SZ-Informationen macht sich etwa die Windkraft-Firma Sabowind aus Freiberg dafür stark, dass das Feld bei Paußnitz doch noch Vorranggebiet wird und damit bald ein Windpark entstehen kann. Dem Vernehmen nach hat das Unternehmen dafür eigene Gutachten erstellen lassen, die den Planungsverband von einer Statusänderung überzeugen sollen. Um Unterstützung für seine Position hat Sabowind offenbar auch bei der Stadt Strehla und den Stadträten geworben. In den Ausschüssen der Stadt Anfang Januar waren Sabowind-Mitarbeiter hinter verschlossenen Türen zu Gast. Eine Auskunft zu ihrem Engagement erteilt die Firma nicht, mehrere schriftliche Anfragen aus den vergangenen Wochen bleiben unbeantwortet.

Aus dem Strehlaer Rathaus heißt es auf Nachfrage, die Stadt habe „noch keine abschließende Position zum Thema Windenergie entwickelt“. Man befinde sich „im Abwägungsprozess“, zu dem auch die Erfassung des Meinungsbildes der Bewohner von Paußnitz und Görzig gehöre. Es sei „angebracht, zunächst die Anregungen und Auffassungen der (betroffenen) Bürger aufzunehmen“, so die Stadtverwaltung. Eine Stellungnahme zu dem möglichen künftigen Windkraft-Gebiet bei Paußnitz will die Stadt beim Planungsverband jedenfalls nicht abgeben. Bürgermeister, Stadtrat und Stadtverwaltung seien zu der Überzeugung gelangt, dass eine Stellungnahme zu einem „nicht vorhandenen und somit auch nicht weiter spezifizierten Vorrang- und Eignungsgebiet ‚Wind‘ zum jetzigen Zeitpunkt nicht zielführend ist.“

Bleibt die Frage, wie wahrscheinlich eine veränderte Einstufung der Fläche ist. Vom Planungsverband heißt es, dass bisher keine neuen oder geänderten Fakten bekannt seien, „die eine Änderung der bisherigen Abwägungsentscheidung in irgendeiner Art erwarten ließen“. Doch das muss nichts heißen: Wenn die Öffentlichkeitsbeteiligung neue Erkenntnisse bringt oder bisherige Erkenntnisse korrigiert werden müssen, „dann sind Änderungen nie gänzlich auszuschließen“, erklärt der Verband auf Nachfrage.

Ob es neue Erkenntnisse gibt, wird die Abwägung nach der Öffentlichkeitsbeteiligung zum Regionalplan-Entwurf zeigen. Die dreimonatige Beteiligungsphase geht am Mittwoch, 31. Januar, zu Ende.