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Kommentar: Weselskys neuer Coup

SZ-Redakteur Michael Rothe über das vorzeitige Ende des Lokführerstreiks.

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Was für ein durchtriebener Kerl, dieser Weselsky! Erst hält der Oberlokführer und meistgehasste Deutsche die Bahn mit Drohungen und Streiks hin. Und dann sagt er, obwohl ihm gleich zwei Gerichte recht geben, diese für den nächsten Tag ab.

Da steckt garantiert wieder ein perfider Plan dahinter. Womöglich liegt der im Keller seiner 61-Quadratmeter-Villa. Oder die Exfrau vor der Exfrau weiß Bescheid? Die so fleißig in untersten Schubladen recherchierende Boulevardpresse wird es herausbekommen. Jetzt muss die Bahn – und das Freitag nach eins! – ihren Notfahrplan über den Haufen werfen und den ausgeruhten Lokführern auch noch Sonntagszuschlag zahlen. Übel!

Gut möglich, dass die grün-weißen Fahnenschwenker der GDL – weniger in Streikeuphorie als voller Wut – bei der Streikplanung einiges übersehen haben: Fußballfans, Einheitsfeierer, Urlaubsheimkehrer. Was wäre das auch für ein Signal gewesen: 25 Jahre Reisefreiheit und nichts geht mehr. Noch dazu angezettelt von einem Ossi als Streikführer.

Mit dem absehbaren Streikende ist das egal. Die Verkürzung des Ausstands ist gut und richtig. Das gibt der Bahn die Chance, am Sonntag in den richtigen Fahrplan zu rangieren. Und allen Beteiligten Luft zum Durchatmen. Und Nachdenken. Und im besten Fall zum Neuanfang.

Alle notorischen GDL-Hasser tun gut daran, die Geste des guten Willens als solche anzunehmen. Der halbierte Streik ist weder ein Ausdruck von Schwäche, noch leerer Streikkassen oder ausgehender Argumente. Nächste Woche werden wir wissen, ob die Botschaft ankam.