Merken

Kommentar: Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?

SZ-Redakteur Heinrich Maria Löbbers über den Fall Gauland-Boateng.

Teilen
Folgen
NEU!

Es ist noch kein Jahr her, da sorgte der CSU-Politiker Joachim Herrmann für Aufsehen mit dem Satz: „Roberto Blanco war immer ein wunderbarer Neger.“ Sofort gab es einen Aufschrei: Rassismus! Doch der Entertainer teilte mit, er fühle sich gar nicht beleidigt. In der Tat hatte Herrmann es wohl nicht böse gemeint, sondern einfach ein loses Mundwerk gehabt, sich also ziemlich im Ton vergriffen. Schlimm genug.

Der Fall Alexander Gauland und Jerome Boateng liegt völlig anders. Der AfD-Politiker meinte mit seiner Äußerung ja nicht den Bundesinnenverteidiger persönlich. Er meinte alle Dunkelhäutigen, unabhängig davon, ob sie in Deutschland geboren sind oder einen deutschen Pass haben. „Kommt die Migrantenquote für deutsche Nationalmannschaften?“, fragte die AfD schon vor Monaten hämisch bei Facebook und diskutierte, wer eigentlich ein „deutscher Spieler“ sei.

Gauland und seine Getreuen verstehen sich offenbar als Sprachrohr für jene, die zwar Schwarz-Rot-Gold flaggen, wenn Boateng, Özil, Khedira und Sane für Deutschland spielen. Die ansonsten aber Menschen mit anderer Hautfarbe nicht als gleichwertige Deutsche ansehen.

Dabei geht es nicht um Fremdenfeindlichkeit, sondern um Rassismus. Jemanden zu diskriminieren, weil er anders aussieht, ist keine Meinung, die man einfach haben kann. Ja, es gibt Leute, die so denken. Aber die stellen sich außerhalb dessen, was unsere Gesellschaft zusammenhält – und was sie akzeptieren kann.