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Kommentar: Görlitz hält Welterbe-Ambitionen wach

Sebastian Beutler über die Strategie, auf die Liste zu gelangen.

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Die Welterbe-Anstrengungen der Stadt sind eines der dicken Bretter. Schnelle Erfolge sind dabei nicht zu erwarten, weil vieles auch nicht von der Stadt zu beeinflussen ist. Dass schon jetzt zu viele Altstädte auf der Unesco-Welterbeliste stehen, ist eben ein Fakt, der bei allem guten Willen nicht wegzureden ist. Genauso wie auf der Liste Europa zu häufig steht. Die Kulturorganisation der Uno hat sich vorgenommen, diese Ungleichgewichte in den kommenden Jahren abzubauen. Nicht zuletzt auch unter dem Druck ihrer Mitglieder, von denen Deutschland eben nur eins ist.

Trotzdem versucht die Stadt, das Thema weiter voranzutreiben – mit den Möglichkeiten, die sie hat. Und erfährt dabei Unterstützung. So hat sich der Freistaat zuletzt stark dafür eingesetzt, dass die Konferenz der touristischen Kultur-Routen Europas im nächsten Jahr in Görlitz tagt. Da fällt keine Entscheidung, aber es kann nicht schaden, wenn die wichtigen Personen ein Bild von der Stadt vor Augen haben. Wie negativ sich das Fehlen eines solchen Augenscheins auswirken kann, sehen wir im Moment bei Siemens.

Das jetzt von Bürgermeister Michael Wieler vorgelegte Papier zählt genauso zu den Schritten, die Unesco-Idee in Görlitz wachzuhalten. Das war ja auch eine Erkenntnis, die die Görlitzer zuletzt gewonnen hatten: Neben der städtebaulichen Expertise, dass die Hallenhäuser wirklich einzigartig sind, erwartet die Unesco eben auch, dass bereits während der Bewerbung die künftige Welterbestätte für die Idee wirbt. Dazu soll das Jacob-Böhme-Zentrum in der Dreifaltigkeitskirche dienen. Dass nun auch das Waidhaus und die Hirschwinkelturnhalle eingebunden werden sollen, entspringt zunächst der städtischen Not. So richtig weiß die Stadt nämlich nicht, was sie mit den Gebäuden anstellen kann. Andererseits haben die Vorschläge Wielers durchaus Charme, und sie achten, ja nutzen sogar die Einzigartigkeit der beiden Gebäude, um ihren Welterbe-Anspruch zu untermauern. Das alles ist gut und richtig. Doch das täuscht nicht darüber hinweg: Bei diesem Thema braucht Görlitz einen langen Atem, Geld und viel Vitamin „B“. Beziehungen schaden auch in der Politik nicht, und beim attraktiven Sprung auf die Unesco-Welterbeliste sowieso nicht.