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Kommentar: Dresden ist ein Symbol deutscher Spaltung

Oliver Reinhard zur neuen Studie über Pegida

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© Robert Michael

Dresdner hören gerne, dass sie etwas Besonderes sind. Manche empfinden sogar Stolz darüber, dass hier, und wohl nur hier Pegida entstehen konnte. Andere verstehen nicht, wie man auf etwas stolz sein kann, das sich auch einer lokaltypischen Überbetonung des „Wir“ bei gleichzeitiger Geringerschätzung des „Ihr“ verdankt. Ihnen ist Pegida peinlich. Auch im ursprünglichen Sinn des Wortes: schmerzhaft. Und es ist für alle schmerzhaft, dass Pegida diese Stadt spaltet.

Die neue Studie zeigt aber ebenfalls, dass Pegida möglicherweise gar nicht fremden-, islam oder demokratiefeindlicher ist als der Rest von Deutschland – was im Übrigen weder ein Kompliment für Pegida noch für Deutschland ist. Wirklich besonders ist also: Nur bei Pegida werden Vorurteile und Ressentiments derart unverhohlen laut, regelmäßig und in aller Öffentlichkeit geäußert. Mit teils fatalen Auswirkungen.

Dadurch ist Dresden zum Symbol geworden. Zum exemplarischen Ort, an dem der Riss durch die deutsche Gesellschaft so sichtbar ist wie nirgendwo sonst. Für diesen Riss aber gibt es nun mal kein anderes mögliches Heilmittel außer dem Dialog – unter Ausschluss der Extremisten beider Seiten. Selbst wenn die bisherigen Versuche gezeigt haben, dass viele Bürger unter Dialog lediglich das Absondern von Meinungen verstehen, nicht aber auch Zuhören und Aufeinander-Zugehen. Ebenfalls eine Dresdner Besonderheit, die schmerzhaft ist und peinlich zugleich.