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Kommentar: Dresden hat zu lange geschlafen

Peter Hilbert über die Fortschritte bei den Elbebrücken

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Brücke ist in Dresden ein Reizwort. Und das nicht ohne Grund. Wurde doch am Waldschlößchen erst jahrelang über den Bau der neuen Elbquerung gestritten. Als er elf Jahre nach dem Stadtratsbeschluss endlich beginnen konnte, jagte eine Panne die nächste. Am Ende dauerte der Bau mehr als doppelt so lange wie ursprünglich geplant. So mussten die Bürger zwangsläufig den Eindruck gewinnen, dass Dresden keine Brücken bauen kann.

Doch dies ist durchaus nicht so. Bestes Beispiel ist die Albertbrücke, die völlig marode war. Zwar gab es anfangs auch dort politisches Geplänkel. Die FDP wollte mithilfe ihres damaligen Ministers durchsetzen, dass während des Baus nicht nur Straßenbahnen, sondern auch noch Autos über die schmale Baustelle rollen dürfen. Letztlich setzte sich aber die Vernunft durch. Jetzt zeigt sich, wie gut Dresdner Brückenbauer Brücken bauen können. Man muss sie nur lassen. Sie sind so schnell, dass die erste Hälfte der Albertbrücke noch vorm Sommer saniert ist.

Allerdings ist ein flottes Bautempo auch weiter dringend nötig. Besonders die alten Innenstadtbrücken sind so marode, dass sie schnell in Ordnung gebracht werden müssen. Es ist bezeichnend, wenn an der Augustusbrücke seit fast sieben Jahren wackelige Brüstungen mit Bauzäunen abgesperrt sind. Und das auf einer der schönsten Flaniermeilen Dresdens. Hier hat die Stadt zu lange geschlafen und am falschen Ende gespart.

Nach Jahren der Flickschusterei kann die Sanierung beginnen. Ohne Fluthilfemittel wäre daraus aber nichts geworden. Die Stadt sollte diese Chance jetzt nutzen, um die letzte marode Altstadtbrücke schnell zum Schmuckstück zu machen. Dresden mit seiner langen Tradition in diesem Bereich hätte es verdient, dass Brücke künftig kein Reizwort mehr ist.