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Kommentar: Das braucht Dresden wirklich nicht

Kay Haufe über das Kasino im Café Prag

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Eins vorweg: hier geht es nicht um Ostalgie. Aber der Einzug des Kasinos im Café Prag ist der absolute Niedergang dieses einst so beliebten Varietés. Dort, wo einst Conférenciers wie O.F. Weidling oder Künstler wie Walter Plate auftraten, versuchen bald Spieler ihr Glück am einarmigen Banditen. Statt einen Drink an der Bar zu bestellen, verschwindet Geld in den Schlitzen funkelnder Automaten. Es wird nicht mehr getanzt und gelacht, sondern an Displays herumgespielt. Wenn das Geld alle ist, verlässt der verärgerte Kunde das Haus.

Es ist verständlich, dass der Besitzer des Hauses, eine Tochter der Quantum Immobilien AG, nach solventen Mietern sucht. Die hat sie im staatlichen Kasino gefunden, dessen Einnahmen sind garantiert. Doch dieses markante Gebäude im Zentrum braucht kreative Mieter. Solche, die an frühere Zeiten anknüpfen, Künstler nach Dresden holen und den Varietécharakter aufleben lassen. Das ist schwer. Und der vorherige Versuch, das Café Prag mit Markthallenflair wiederzubeleben, ist gescheitert. Aber jetzt ist das 1956 eröffnete Haus nur noch für rund drei Prozent der Bevölkerung interessant, wie der Betreiber zugibt. Der Rest ist raus.