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Kommandosache Bautzen

Auf dem Flugplatz in Litten trainieren derzeit offenbar Elitesoldaten der Bundeswehr. Was genau, bleibt unklar.

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© Uwe Soeder

Von Sebastian Kositz

Neugierige Blicke haben die Verantwortlichen offenkundig nicht so gern. Ein großer Sichtschutz an den Zäunen versperrt den Blick auf die Rollbahn. Trotzdem lässt sich nicht alles verbergen. Wer es genauer wissen will, dem offenbaren sich auf dem Flugplatz in Litten dann doch die großen grünen Propellermaschinen der Bundeswehr. Und reichlich geschäftiges Treiben. Sogar in den Nachtstunden herrscht auf dem normalerweise eher verschlafenen Flugplatz am Bautzener Stadtrand rege Betriebsamkeit. Was unweigerlich viele Beobachter fragen lässt, was hier auf dem früheren Militärflugplatz gerade passiert.

Die Antwort darauf ist allerdings nicht so einfach zu erhalten. Vor dem Gelände patrouillieren Feldjäger, bewachen den Zugang zu der zu DDR-Zeiten vor allem für die Ausbildung genutzte Rollbahn in Litten. Auch der Anruf im Tower bringt keinerlei nähere Erkenntnisse. Keine Auskunft, heißt es dort unmissverständlich. Stattdessen erfolgt der Verweis an die Behörden. Viel Geheimniskrämerei, während unterdessen in Bautzen längst Gerüchte und Spekulationen zirkulieren. Erst recht, nachdem in den vergangenen Tagen wieder Bilder vom Transport schweren militärischen Geräts in Richtung Baltikum in zahlreichen Medien aufgetaucht waren.

Die aktuellen Geschehnisse auf dem Bautzener Flugplatz haben jedoch nichts mit der gegenwärtigen Aufrüstung an der östlichen Peripherie der Nato-Staaten zu tun. Der Flugplatz in Litten ist derzeit vielmehr Teil einer allerdings durchaus spektakulären Übung der Bundeswehr. Unter der Überschrift „Black Star XV“ (zu deutsch: Schwarzer Stern 15) trainieren Soldaten, die im württembergischen Calw stationiert sind, hier für den Ernstfall. Den Informationen nach sind an der Übung insgesamt 240 Soldaten beteiligt. Zudem sind fünf Flugmaschinen und 20 Fahrzeuge im Einsatz.

Dass es sich um Soldaten aus Calw handelt, legt den Schluss nah, dass hier sogar die Mitglieder des Kommandos Spezialkräfte (KSK) im Einsatz sind. Eine Elitegruppe, die auf die Aufklärung und den Kampf gegen Terroristen spezialisiert ist. Die Soldaten kamen Ende der 1990er-Jahre erst auf dem Balkan, später dann immer wieder in Afghanistan zu Einsatz – teilweise gemeinsamen mit anderen Spezialverbänden.

Und tatsächlich handelt es sich bei der Operation mit dem Namen „Black Star XV“ um eine Übung der deutschen Spezialkräfte. Zwar ist für Außenstehende in Bautzen wenig davon ersichtlich. In ihrem Internetportal beschreibt die Bundeswehr das Training von „Black Star XV“ allerdings sehr anschaulich. „Diese Übungsreihe wurde eingeführt, um den Soldaten des Kommandos Spezialkräfte die Möglichkeit zu geben, einen ihrer Hauptaufträge intensiv trainieren zu können“, heißt es auf der Internetseite. Und weiter: „Im Idealfall bekommen sie die Gelegenheit dazu nicht nur auf deutschen Übungsplätzen, sondern auch in einem völlig unbekannten Umfeld“ – in diesem Fall also offenkundig in Bautzen.

Erlaubnis für militärische Nutzung

Zur Veranschaulichung ist im Netz die Übung für die Befreiung von Geiseln beschrieben. Das ist eine der Hauptaufgaben der Eliteeinheit. Die spärlichen Informationen, welche die Bundeswehr im Vorfeld preisgegeben hat, kündigen indes das Training zum Verlegen und Zusammenziehen militärischer Einheiten an. Als Zeitraum dafür wird der 4. bis 27. Oktober genannt.

Während zu DDR-Zeiten der Flugplatz in Litten genau dem Zweck zur militärischen Ausbildung diente, wird die Anlage seit dem Mauerfall eigentlich nur noch für die zivile Luftfahrt genutzt. Allerdings, so erklärt Holm Felber von der Landesdirektion in Dresden, lässt die für den Flugplatz erteilte Betriebsgenehmigung auch weiterhin den militärischen Flugbetrieb zu. Demnach könnte die Rollbahn sogar von anderen Streitkräften angesteuert werden.

Die Betreibergesellschaft des Flugplatzes in Litten hatte die Landesdirektion, als Behörde für die Flugaufsicht im Freistaat, vorab über den bevorstehenden militärischen Flugbetrieb informiert. Normalerweise starten und landen die Maschinen in Litten zwischen 8 und 16 Uhr. Allerdings kann der Platz auch außerhalb dieser Zeiten nach vorheriger Abstimmung angeflogen werden. „Nach unserer Kenntnis wird das gegenwärtig praktiziert“, sagt der Sprecher der Landesdirektion, Holm Felber.