Merken

Kollege Roboter

Die Schlottwitzer Firma Fewes hat eine neue Maschine installiert. Wie sie den Mitarbeitern zur Hand geht.

Teilen
Folgen
© Frank Baldauf

Von Franz Herz

Osterzgebirge. Marko Stemme hat bei der „Fewes Feinmechanische Werkstätten Schlottwitz GmbH“ ein neues Team zusammengestellt. Es ist international, ein belgischer Roboter mit einem deutschen Roboterarm und eine japanische CNC-Drehmaschine arbeiten zusammen. Der einarmige Roboter ist neu in der Firma und übernimmt eine körperlich anstrengende und auch monotone Arbeit. Er bestückt die CNC-Maschine. „Früher hat das ein Mitarbeiter gemacht“, erzählt Marko Stemme. Alle 15 Sekunden hat der das Türchen der CNC-Maschine geöffnet, das bearbeitete Teil herausgenommen und einen neuen Rohling eingespannt. So ein Teil konnte aber durchaus einmal acht Kilogramm wiegen. Wer eine ganze Schicht lang solche Metallstücke hin und her bewegt, spürt hinterher deutlich, was er gearbeitet hat, sagt Marko Stemme.

Der 30-Jährige stammt aus Geising, wohnt heute aber in Dresden. Er hat bei Fewes gelernt und danach am Beruflichen Schulzentrum in Dippoldiswalde ein Studium zum Feinwerktechniker angeschlossen. Heute betreut er den Maschinenpark bei Fewes und war auch für den Kauf und die Einrichtung des neuen Roboters verantwortlich.

Dieser hat einen entscheidenden Vorteil und kam auch nur deswegen für Fewes infrage: Er kann schnell umgerüstet werden. Es dauert 15 bis 30 Minuten, bis er auf ein neues Teil eingestellt ist. Dafür arbeitet die einarmige Maschine dann kontinuierlich durch, kennt keine Pausen und ist um Mitternacht noch genauso fit wie am helllichten Tage. Die Flexibilität war für Fewes entscheidend. Der Schlottwitzer Betrieb produziert vor allem kleine und mittlere Serien, wie Geschäftsführerin Ina Tittel berichtet. Bei kleinen Serien redet sie von 100 bis 1 000 Stück, die von einem Teil produziert werden. Mittlere Serien erreichen den fünfstelligen Bereich. Bei diesen Zahlen hätte es sich nicht gelohnt, stundenlang einen Roboter für ein bestimmtes Teil neu zu programmieren, wie es bei bisheriger Technik erforderlich gewesen wäre. Mit der neuen Maschine aus Belgien geht das erheblich schneller und ist damit auch für kleinere Stückzahlen wirtschaftlich interessant.

Ein Beispiel für die flexible Konstruktion ist die Hand des Roboters. Diese hat zwei Seiten. Auf der einen sind vier Finger, mit denen er runde Wellen greifen kann. Dreht er die Hand herum, hat er drei Backen, die Metallscheiben fassen und präzise in die Drehmaschine einlegen können.

Das hat auch seinen Preis. Insgesamt hat Fewes für die Neuinvestition 130 000 Euro ausgegeben. Der größte Kostenpunkt ist der Roboter selbst. Aber es kam noch mehr dazu. Weiter musste Fewes die CNC-Drehmaschine nachrüsten, damit sie jetzt ihr Türchen selbsttätig öffnet in Abstimmung mit dem Roboter. Außerdem gehören zum Roboter auch Sicherheitsvorrichtungen wie Lichtschranken und Bodenscanner dazu. Am Boden sind gelbe und rote Linien um den einarmigen Kollegen angebracht. Übertritt jemand die gelbe Linie, bewegt der sich langsamer. Geht jemand über die rote Linie, stoppt er ganz. So ist gesichert, dass keiner der menschlichen Kollegen versehentlich mit dem Roboterarm in Konflikt gerät.

Zwei Vorteile sieht Ina Tittel in dem neuen Roboter. Er bringt eine Entlastung für die Mitarbeiter, und das Unternehmen kann mit seiner Hilfe mehr Teile produzieren. Er soll auch keine Menschen überflüssig machen, sondern ihnen die Routinearbeit abnehmen, damit sie Freiraum für das haben, was sie eigentlich gelernt haben.

Insgesamt sind bei Fewes rund 50 Mitarbeiter beschäftigt. Dazu kommen fünf Auszubildende, die im Betrieb den Beruf des Zerspaners lernen. Und sie haben in der Firma gute Entwicklungsmöglichkeiten mit interessanten Aufgaben, wie das Beispiel von Marko Stemme beweist.